Zeit auch mal meinen Senf dazuzugeben, nachdem es nun offiziell ist und mehr als nur Gerüchteküche
Ich bin gelinde gesagt schockiert, was GW da glaubt zu tun. Ich muss zwar dazu sagen, dass ich die Regeln und Warscrolls nur überflogen habe, kein Warhammer-Fan war/bin, aber immer mal wieder interessiert in diese Ecke geschielt habe und die neuesten Entwicklungen verfolge. D.h. ich habe wie vermutlich die meisten hier keine emotionale Bindung zu WHFB (außer dem Fakt, dass es das erste Tabletop war das ich vor etwas mehr als 10 Jahren angefasst habe) und habe auch kein AoS-Spiel selbst gespielt bisher.
Aber alles was ich an Spielberichten gelesen und tw. angeschaut habe im Lauf des Wochenendes lässt mich ernüchtert und schockiert zurück. Ich finde es krass, wie radikal sie das System umgearbeitet haben und leider bin ich nicht von den Änderungen überzeugt. Das System wirkt von dem was ich gelesen/gesehen habe nur wie \"Figuren vorschieben und würfeln\". Was bei Warhammer wirklich genervt hat - die Würfelorgien mit 3x Wurf für Treffer, Verwundung, Save - haben sie beibehalten. Was bei Warhammer halbwegs funktionierte und das Spiel in meinen Augen auch als Nicht-Mehr-Spieler attraktiv machte haben sie über Bord geworfen: Fluff, Moralsystem, Punkte-& Listenbau, Manövrieren und taktische Positionierung der Einheiten... kurz: Sinnvolle und wichtige
Entscheidungen treffen müssen. Das alles war in WHFB nicht perfekt, aber fahrt ihr euer Auto gleich in die Schrottpresse weil es 20 PS zu wenig hat und keine 180 auf der Autobahn schafft?!
Einige der Punkte waren ätzend, schlecht ausbalanciert, umständlich und nicht gut designed - aber dass GW all das einfach über Bord wirft statt es zu verbessern, lässt mich wirklich erschüttert zurück.
Die Regeln wirken wie designed für (und durch) 5-Jährige, die mal eben Figuren über den Tisch schieben wollen.
Meine persönliche EInschätzung und Hypothese:
GW hat sein Grundproblem zwar erkannt (die hohen Einstiegskosten in WHF speziell für 8. Edition im Horden-Modus) aber statt grundlegend etwas an ihrer Preispolitik zu ändern, die Fehler bei Warhammer durch eine 9. Edition anzupassen und ihr Geschäftsmodell wieder stärker den Spielern zuzuwenden haben sie mangels Marktforschung radikal überreagiert, den spielerischen Wert ihres Systems massiv reduziert, ihre Community damit effektiv gespalten und die Warhammer-Veteranen für die mittlere Zukunft als Kunden vermutlich verloren.
Wenn sie kurzfristig mit ihren Startersets erfolg haben, dann nur weil die Figuren dort zu einem wettbewerbsfähigen Preis angeboten werden (~2€ pro Figur ist ein sehr guter Preis, speziell da einige Großmodelle dabei sind - für den Preis hätten sie auch eine 9. Edi Warhammer besser verkauft gekriegt)
Langfristig bin ich für AoS sehr skeptisch - sobald die \"Normal\" GW-bepreisten Figuren kommen wird sich zeigen, wie tragfähig die Änderungen sind.
Größter Fehler in meinen Augen: Wenn sie ein neues System bringen, das so radikal anders ist, dann sollten sie
a) Den Namen so wählen, dass keine falschen Erwartungen bei der bestehenden Spielerschaft geweckt werden
b) Das existierende Spiel beibehalten, solange das Experiment läuft. Ein Einsteigersystem ist doch eine hervorragende
Ergänzung zu WHF, erst recht wenn mit denselben Figuren spielbar. Der komplette Wegfall von Warhammer Fantasy ist eine katastrophe für GW; Bestandsspieler und treue Kunden werden geprellt, während ein\"Aufstiegspfad\" vom Einsteigersystem zum \"anfixen\" zum taktisch anspruchsvolleren, aber tiefgängigeren Warhammer Fantasy auch für Neueinsteiger verstellt wird.
Ein simples Skirmish, dass die Grundmechaniken von Warhammer vereinfacht aufgreift und mit weniger Miniaturen spielbar ist, wäre eine prima Ergänzung für junge und weniger gut situierte Einsteiger gewesen, mit Entwicklunsgperspektiven als zukünftige Warhammer Fantasy Spieler. Günstig einsteigen und Schritt für Schritt aufbauen, lernen und weiterentwickeln.
Das wäre eine langfristige Perspektive gewesen, aber nein, GW sieht sich leider nicht primär als Spielehersteller sonder als Verkäufer für Sammlerartikel, macht keine Marktforschung und stellt daher solche Überlegungen gar nicht erst an, weil es ihrer Meinung nach nicht zu ihrem Geschäftsmodell gehört. :wacko1:
Und daher werden sie nach wie vor auf die Fresse fliegen damit und in den nächsten Jahren marginalisiert werden, leider zum SChaden nicht nur für die Firma, sondern fürs gesamte Hobby weil keine vergleichbarer Akteur mit ähnlicher lokaler Abdeckung für Retail-Geschäfts und Kontakt/Anlaufstelle vor Ort zum rekrutieren neuer Spieler existiert.