Der Pub > An der Bar
Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
Darkfire:
Jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu....ebenfalls als ausgewiesener ACW Fan. Und finde das Logo auch toll :thumbsup:
Eine sehr interessante Diskussion, Sklaverei oder nicht, Rassismus oder nicht und was die Fahne für Deutsche bedeutet. Dazu eine Anekdote..zum Thema Südstaaten Rock.Als ich (noch viel) jünger war, besuchte ich mit Freuneden des öfteren den Rattle Snake Saloon in München. Das Interieur war...südlich, Texasnummernschilder, Star and Bars-Flaggen, Dixi-Flaggen und so weiter. Das Highlight des Abends war (neben Country Roads mit Feuerzeugbeleuchtung) der Dixi. Der Großteil der Leute stand auf, zog den Hut und legte die rechte Hand aufs Herz...mitgesungen wurde natürlich. Warum? Natürlich waren das hier keine Versammlung von Rassisten oder Mitgliedern des Ku-Klux-Clans...es erzeugte aber ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl und eine ganz eigene Stimmung.
Ich nehme an, das dies heute auch noch in vielen Country Kneipen so ist. Jeder fühlt sich in diesem Augenblick als unbezwingbarer Rebell, als Red Butler oder JEB Stuart. Und dies ist, meiner Erfahrung nach, der Hauptgrund der Verbreitung der Dixi Flag in Deutschland. Romantisierende Sehnsucht, sich als Underdog gegen einen mächtigen Gegner zu beweisen und die Fahne hochzuhalten, auch wenn alles gegen einen steht, gepaart mit dem Malboro Cowboy, der sich seinen Kaffee am Feuer macht und der Rauch seiner Zigarette in den Sonnenuntergang bläst. Darauf schwimmt auch heute noch die Countrywelle.
Ich glaub, vielen Leuten ist es halt gar nicht bewußt, was dahinter steht...das die Mitglieder des Ku-Klux die Flagge bei ihren rassistischen Verbrechen mit sich führten und das auch im Vietnamkrieg die schlimmsten Rassisten sich die Flagge zu eigen machten...sie wehte an manch einem M113 oder M48. Das erfährt man nur, wenn man sich damit beschäftigt. Und damit ist die Dixi-Flag auch zu einem Symbol der rechten und rassistischen Bewegung geworden...obwohl jetzt das bunte Tuch nichts dafür kann.
Warum ich mich jetzt noch immer mit ACW beschäftige.....na ja, ich mag graue Uniformen. Ich finde die Entwicklung der Uniformen und Waffen in diesem Konflikt einfach faszinierend. Und ich werde mich auch weiter damit beschäftigen, auch wenn die Flagge von irgendwelchen Leuten missbraucht wird...mein Hobby ist nicht politisch..ich will nicht mit Tabletop zum 4.Reich. Mich fasziniert der Anblick der roten und blauen Flaggen auf dem Spieltisch und die grauen Reihen, wenn sie auf die andere Seite zumarschieren. Aber es ist egal wer gewinnt, es ist nur ein Spiel und wie es schon auf der letzten Seite von Johnny Reb III abgebildet ist, 2 Soldaten, der eine grau, der andere blau, sich die Hand reichen:
\"You know what I really like about being a little toy soldier is, that we all get to come back to life for the next battle ...and now...it´s Miller time\"
So sollten wir es halten...und, ich gebs zu, bei mir hängt auch eine graue Kappe im Hobbyraum :rolleyes:
Neidhart:
Nachdem der Kriegsgrund ja nun bereits genug diskutiert wurde, kann man sich mal die Verwendung im Kontext anschauen.
Im wirklich gelungenen Logo ist die Ironie direkt greifbar und auch sonst wird jeder hier im Hobbybereich die Verwendung der Fahne einordnen können (wenn man denn will).
Es ändert aber nichts daran, dass sich die Südstaatenfahen (und so heißt das Ding wohl im allgemeinen Sprachgebrauch), sich zu einem Symbol des Rassismus gemausert hat. Besonders in letzter Zeit ist die Einordnung als popkulturelles Zeichen in den USA nicht mehr gegeben und wohl auch bei vielen Deutschen wird diese Argumentation inzwischen auf Unverständnis stoßen. Wer das Ding also über seinen Hasenkäfig hängt oder an seinen Camper packt, der sagt nicht mehr wie früher auf sympathisch unbeholfene Weise, dass er gerne seine Cousine heiraten würde, sondern ordnet sich poltisch ein.
Im Tabletopbereich kann ich das Ding natürlich immer noch über meine Püppchen wehen lassen, genauso kann ich als Rommel durch die Wüste rollen oder in München Kommunisten jagen. Es bleibt eine Geschichte auf dem Tisch und vielleicht eine etwas zu romantisierte Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Wenn ich aber nach meinem chinesischer Bürgerkriegsspiel mit einem lustigen Chairmen Meow Shirt auf die Straße gehe, dann muss ich mit einer irritierten Reaktion zumindestens rechnen, genauso wenn ich ein Che Guevara Shirt an homosexuelle Freunde verschenke. Da hilft es nicht, dass es sich um niedliche oder popkulturelle Zeichen handelt.
Goltron:
--- Zitat ---Die Befreiung der Sklaven im Süden hatte nur einen wirtschaftlichen Grund, billige Arbeitskräfte für die Fabriken im Norden zu haben und es war nicht beabsichtigt im Norden diese dringend benötigten Arbeitskräfte durch neue Sklaven besorgen aus dem Einfachengrund das diese Beschaffung leider nicht Preisgünstig war.
--- Ende Zitat ---
Die USA hatte zu dieser Zeit eine enorme Zuwanderung, ich bezweifle doch sehr stark das man da die befreite Sklaven als billige Arbeitskräfte angewiesen war. Zur Zeit des ACW war im Empire auch schon lange das Sklavenhandel verboten, die Südstaaten dürften ihre Sklaven zu dieser Zeit also auch nicht mehr aus Afrika \"zugekauft\" haben sondern sie haben sich halt von selbst vermehrt was dann halt schon wieder preisgünstig ist...und das hört sich jetzt etwas abartig an aber wie anders formulieren...
Ich denke man darf die Sklavenfrage hier auch nicht unterbewerten. Der Norden und Süden hatten sich bis zum Sezessionskrieg wirtschaftlich und gesellschaftlich stark auseinanderentwickelt, aber die Sklavenfrage war letztlich eben doch der Punkt der das Faß zum überlaufen gebracht hat. Das Lincoln die Sklaverei sowieso nicht sofort abschaffen wollte spielt doch keine Rolle: Für den Süden war es absehbar das er durch den höheren Bevölkerungszuwachs im Norden mittelfristig die Mehrheit im Parlament verlieren würde, es war aus dessen Sicht zu befürchten das die Mehrheit der neu hinzukommenden Bundesstaaten zu den nicht-Sklavenhaltenden zählen würde. Und das man sich damit früher oder später in der Sklavenfrage dem Norden würde beugen müssen.
Dabei fällt mir ein - wie war die Entwicklung im Süden eigentlich nach dem Abschaffung der Sklaverei?
Kokolores:
Ein weiterer Aspekt für die Sympathie eines manchen Deutschen gegenüber den Südstaaten dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die USA uns ebenso in den Staub getreten haben wie sie es mit den Südstaatlern getan haben, und das gleich zweimal hintereinander. Auch wenn wir diesen Umstand heute unterwürfig als Befreiung feiern - Dank der eingehenden Umerziehung.
Kokolores:
Lieber Graf,
Dein Reflex ist der beste Beweis.
q.e.d.
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