Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass es gerade hier in Sachsen gewisse Anklänge daran gibt, dass sich die Region bereits mehrfach in einer \"Südstaatensituation\" befand und mit dem Zeigen der Fahnen einen gewissen Trotz ausdrücken möchte. Die hierzulande gepflegte Südstaatenromantik entspringt meines Erachtens zum Großteil der Ausstrahlung der Serie \"Fackeln im Sturm\" in den 80ern. Komischerweise hat sich da kaum jemand mit dem industriellen Norden identifizieren können. Trotz Sklaverei hält man es doch lieber mit dem agrarischen-aristokratischen Underdog, der sich gegen die übermächtige Moderne zu wehren versucht, die seine ganze Lebenswelt bedroht. Letztlich geht es dabei auch um aktuelle Ängste.
Das moralische Problem mit der Sklaverei wird gerade in US-Filmen immer wieder mit dem Typus des \"guten Sklavenhalters\" zu relativieren versucht, was zuweilen recht schräge Züge annimmt und einen deutlichen Trend zur Geschichtsklitterung erkennen lässt. Wer damit unkritisch umgeht hat natürlich auch kein Problem damit pro-südstaatlerisch zu sein. Hätten sie eben nicht so einem netten Typen wie Patrick Swayze die Rolle geben solle, dann wäre manches anders.
Andererseits machte eine Szene in der Serie ein Dilemma deutlich. Als George seinen Kumpel Orry wegen der Sklavereifrage anging, verwies dieser auf die Lebensverhältnisse des Einwanderer-Proletariats im Norden, letztlich lief alles auf eine Grundsatzfrage des Umgangs der Kapitalisten mit ihrem Humankapital hinaus und da ist die Bilanz auf beiden Seiten nicht berrauschend. Ich denke als Außenstehender kann man sich da schwer positionieren, denn war das Ergebnis dieses Krieg die Opfer wirklich wert? Konnte sich der Norden angesichts dessen immer noch als moralisch auf der besseren Seite betrachten? Schließlich waren es dieselben Leute, die als radikale Republikaner den totalen Krieg gegen den Süden betrieben, für das Ende der Sklaverei (nicht der Rassendiskriminierung!) sorgten und dann den Genozid an den Indianern vorantrieben.
Es mag vielleicht ein wenig off topic sein, aber es hat mit Figuren zu tun: Ich zeigte als Kind der Schwester eines Freundes meinen neuen Südstaatenoffizier, die erste Reaktion war: \"Orry!\" Meiner Oma zeigte ich später Figuren aus derselben Serie, die meinte das wären Franzosen! Ist auch logisch, wegen der ähnlichen Mützen, die ihr als Kind als typisch vermittelt worden waren. Schon interessant, was Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen so assozieren, wenn sie dieselben Figuren gezeigt bekommen.
Grüße
Gunter