Ich persönlich glaube, man sollte sich hüten, von den gespielten Szenarien auf eventuell fragwürdige politische Gesinnungen der Spieler zu schließen. Was soll Wargaming überhaupt? Ist man Militarist, weil Minis anmalt und über Tische purzeln lässt?
Gerade die angesprochenen Alternativszenarien ala Dust Tactics oder Secrets of Third Reich sind derart grotesk überzogen, dass es wohl jedem klar sein sollte, dass es hier nicht um Mythenbildung sondern um ironische Verwurstung diverser popkultureller Splattervorlagen geht. Diese typische Verknüpfung Zombies, Geheimexperimente, und Wunderwaffen kommen in einer ganzen Reihe großer Weltkriegsshooter vor, angefangen beim Urvater der Ballerspiele Wolfenstein 3D.
Ich weiß nicht, wie groß der Anteil derjenigen ist, die in Tabletopspielen ernsthafte Kriegssimulationen sehen. Ich glaube eher, es geht den meisten Spielern darum, irgendwelche Bilder und Szenarien aus Film und Literatur auf den Spieltisch zu bringen. Und wenn man das Ganze auch noch auf ein Match gut gegen böse runterbrechen will, dann muss es zwangsläufig auch Leute geben, die mal die Bösen spielen wollen. Dass die sich dann in diesem Bezugsrahmen gewissermaßen auch mit ihrer Spielseite identifizieren, ist nachvollziehbar und solange klar ist, dass sich das auf das Thema Tabletop bezieht.
Mal als Beispiel
Hier im Forum gibt es einen Nutzer mit dem Namen von Lettow- Vorbeck
Würden wir uns hier in einem tagepolitischen Forum bewegen hätte ich massive Probleme mit Jemandem, der sich positiv auf eine derartige Gestalt bezieht. Hier im Tabletopforum relativiert sich das. Zumal die meisten Nutzer sich intensiv mit den von ihnen bespielten Epochen auseinandersetzen. Hier muss man nicht gleich reaktionär antidemokratische Gesinnung wittern, nur weil sich jemand z.B. mit dem Freikorps Werdenfels beschäftigt und in Zinn wieder aufleben lässt.
Viel naheliegender ist hier, dass die exotischen Figuren den Reiz ausmachen. Ich finde Figuren auch schön, obwohl ich wahrscheinlich, wenn ich damals gelebt hätte auf der anderen Seite gestanden hätte.
Genauso verhält es sich denke ich auch mit den vielen Aufbauten von deutschen Zweitweltkriegseinheiten. Hier geht es nicht darum, dem Führer doch noch mal kontrafaktisch zum Endsieg zu verhelfen oder gar die Endlösung der Judenfrage zu vollenden. Sondern hier geht es um faszinierende Militärtechnik, die man halt auch mal in Bewegung sehen will.