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Römische republikanische Legion

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Riothamus:
Die Situation ist nun doch um vieles besser, als es hier jetzt den Eindruck macht.

Nehmen wir die die bepelzten Helme. Es gibt sie auf Grabsteinen. Und man hat einen mit Pelz beklebten Helm gefunden. Beides sind Quellen der Kaiserzeit. Aber es gibt ja noch Polybios, Buch 6, Kapitel 22. Dort schreibt er über die Velites:

\"Und die Jüngsten lassen sie ein Schwert, Wurfspeere und einen Schild (parma) tragen. Der Schild ist widerstandsfähig und groß genug gebaut, um Schutz zu bieten. Denn er ist rund und hat einen Durchmesser von drei Fuß (ca. 88cm). Außerdem wird der Soldat dieser Altersklasse auch noch mit einem einfachen Helm geschmückt. Manchmal aber stülpt er ein Wolfsfell oder etwas Ähnliches über den Helm, damit die Unterführer erkennen können, ob sie im Kampf an der Front tapfer sind oder nicht. Die Wurfspeere (hastae velitares) haben einen Holzschaft, der gewöhnlich zwei Ellen (89 cm) lang und einen Finger (1,9 cm) dick ist. Die Spitze ist so lang wie eine gespreizte Hand (ca. 22 cm) und so fein geschmiedet, daß sie sich sofort nach dem ersten Wurf unweigerlich umbiegt und vom Feind nicht mehr zurückgeworfen werden kann. Andernfalls wäre das Geschoß für beide Seiten verwendbar.\"

Helme, Wurfspeerspitzen und Schwerter sind archäologisch nachgewiesen. Wo ist da der Spielraum?

Die Felle der Feldzeichenträger ergeben sich aus der Zusammenschau mit den Quellen zur Kaiserzeit. Historiker nennen diese Quellenart Tatsachen. Aus der Tatsache, dass in der Kaiserzeit Felle für die Feldzeichenträger nachgewiesen sind, der Bedeutung als Tapferkeitsabzeichen und der Charakterisierung der signiferi bei Polybios Buch 6, Kapitel 24, Satz 6 als \"die beiden kräftigsten und tapfersten Männer\", leitet man die Wahrscheinlichkeit ab, dass sie schon in der Republik Felle getragen haben. Dass man aus dieser Zeit keine gefunden hat, ist angesichts des organischen Materials nur ein sehr, sehr schwaches Gegenargument.

Bezüglich der Musiker sind die Felle nur ein Analogieschluss. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als: kann sein, kann auch nicht sein.

Man muss also Literatur und Quellen kennen, um diese Dinge zu beurteilen. Die Box von Victrix zeigt, dass man sich damit beschäftigt hat: Nicht alle Velites tragen Fell und für die Cornicen ist keines vorgesehen. Quelle ist übrigens ein wohldefinierter Begriff. Es handelt sich um Überreste der Vergangenheit, die uns über dieselbe Auskunft geben können. Osprey-Heftchen können als Literatur bezeichnet werden. Dabei sind sie nicht immer die schlechteste Literatur. Die Heftchen über die römische Militärkleidung von Graham Sumner sind z.B. die einzige Monographie zum Thema. Dass er kein ausgewiesener Fachmann ist, zeigt sich -auch bei seinen anderen Werken- nur an wenigen Stellen. Er hält z.B. den Lederschutz eines Wagenlenkers für einen Lederpanzer des Militärs. Aber ähnliches schaffen auch Fachleute: Zwei schlecht gefertigte Pseudoattische Helme aus einer Gladiatorenschule werden in der Diskussion der römischen Marine oder der Stadtwache von Pompeji zugeschrieben! Darum ist es wichtig immer die Quellen im Auge zu haben, und darum habe ich oben die Abbildungen verlinkt.

Sollte mehr angezweifelt werden, liefere ich gerne die Argumentation.

Von Polybios gibt es übrigens eine Auswahl übersetzt als Reclam-Heft (6210/11), das auch die Beschreibung des Militärs enthält. Laut dem Internetbuchhändler mit dem a am Anfang kostet es nur 3,60€. Vor weiterem Miniaturenkauf dürfte es also eine gute Anschaffung sein.

Und wir sollten gegenüber römischen Uniformen nicht weniger Interesse zeigen, als gegenüber napoleonischen Uniformen, bloß weil es länger her ist. Zum Hobby gehört auch die Recherche.

Edit: Zur Trajanssäule als Quelle muss man wissen, dass nach einer einheitlichen Vorgabe alles so dargestellt wurde, wie man meinte, dass es sich Klein-Caius vorstellen soll. Als Quelle für Einzelheiten hat diese Säule daher wenig Aussagekraft. Schon bei der Markussäule sieht es etwas besser aus, da die Abbildungen mehr Unregelmäßigkeiten zeigen.

Hanno Barka:

--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=202766#post202766 ---Von Polybios gibt es übrigens eine Auswahl übersetzt als Reclam-Heft (6210/11), das auch die Beschreibung des Militärs enthält
--- Ende Zitat ---

Man findet sogar (fast) den ganzen Polybius als freies ebook auf Porjekt Gutenberg - dort gibts auch noch andere \"Klassiker fürs Wargaming\" - Herodot, Livius, Xenpohon etc. pp..

Antipater:

--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=202766#post202766 ---Man muss also Literatur und Quellen kennen, um diese Dinge zu beurteilen.
--- Ende Zitat ---
Ach so.


--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=202766#post202766 ---Bezüglich der Musiker sind die Felle nur ein Analogieschluss. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als: kann sein, kann auch nicht sein.
--- Ende Zitat ---

--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=202766#post202766 ---Schon bei der Markussäule sieht es etwas besser aus, da die Abbildungen mehr Unregelmäßigkeiten zeigen.
--- Ende Zitat ---
Dann die Markussäule:

Riothamus:
Wie gesagt: etwas besser. Man beachte den Legionär ganz rechts. Die Wangenklappe ist zu klein und der Schienenpanzer ist auch im Detail nicht ganz realistisch.

Riothamus:
Ich musste leider das Schreiben unterbrechen. Diese Propaganda-Monumente muss man doch, wenn möglich mit Funden oder Denkmälern aus den Provinzen abgleichen, wo man die Realität kannte. Schon bei dem trajanischen Siegesmonument von Adamklissi können Legionäre ganz anders aussehen.

Dennoch ist die Darstellung ohne Helm interessant. Man leitete daraus ab, es seien Helme mit Gesichtsmasken getragen worden, wie es auch in den Osprey MaA Bänden von Caesar bis Trajan zu lesen ist. Manchmal muss man nur genug Fantasie haben...

Allerdings finden sich schon auf der Trajanssäule eindeutig Helme unter Pelzen: auf der Schiffsbrücke. Das ändert nun nichts am Quellenwert, ist aber ein Hinweis. Es gehört zu dem, wie Trajan die Legionen präsentierte. Leider sind die Helme der Feldzeichenträger in Adamklissi nicht mehr zu erkennen.

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