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Mandulis Figurendilletantismus für Kleberschnüffler (Moloch)
Mandulis:
Heute ist die Tactica und in 4 Stunden breche ich auf. Der perfekte Zeitpunkt um Bilder zu posten. Irgendwann muss das Gladiatorenprojekt auch mal fertig werden. Auch wenn ich schon einen Blister im Auge habe, den ich auf der Messe dafür kaufen will.....
Naja, egal, der Thraex. Die Figur war wieder mäßig historisch. Der Helm ist eigenlicht nicht offen, auch wenn er mehr Sicht bietet als der Kübel des Murmillo. Der beigelegte Schild war ebenfalls komplett was anderes, darum musste ich dem Kämpfer einen Kneten. Die Größe variiert auf den gefundenen Bilder stark, daher sollte der hier ok sein, auch wenn er etwas kleiner ist. Leider war die rechte Gesichtshälfte sehr schlecht modelliert und ich musste viel nacharbeiten. Die Vertiefungen um das rechte Auge musste ich komplett mit Farbe und Pinsel erzeuge, da davon einfach mal 75% fehlten. Abgesehen davon ist die Figur gewohnte Foundry-Qualität und es hat Spaß gemacht sie zu bemalen.
Ich habe mir auch mal die Regeln von Red Sand, Blue Sky durchgelesen. Da sind wirklich viele tolle Ideen und Regeln drin. Man kann den Gegner sogar mit Sand beschmeißen. Sehr schön fand ich auch das Auflockern der Ich-Du-Ich-Du-Reihenfolge. Wer angreift zettelt einen Nahkampf an, aber wenn man den total verwürfelt, kann der Verteidiger zum Angreifer werden, Schaden anrichten und eventuell selber attackieren. Das klingt durchaus verlockend.
Leider bleibt das Kernproblem bestehen. Man geht in der Mitte aufeinander zu und würfelt bis einer umfällt. Zumal das System Kämpfe in der Mitte belohnt und die am Rand bestraft.
In meinem Bestreben hier auch mal etwas abwechslungsreiche Inhalte in den Thread einzustreuen, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Meine Theorie war ja, dass die Unterscheidung der Gladiatorenklassen, ihrer Ausrüstung und Kampfstile sich am stärksten in der Bewegung niederschlägt und die Regeln das reflektieren sollten. Also bin ich heute in eine Gladiatorenschule in Spandau gegangen und habe mal mit den Jungs da trainiert. Als Neuling ohne eigene Ausrüstung und mit mickrigem Kampfgewicht wurde mir der Retiarius zugeteilt. Ein gepolsterter Armschutz, Dreizack und Dolch wurden mir gestellt (Netz kommt später). Ich durfte verschiedene Angriffs- und Verteidigungstechniken üben. Also zum Beispiel das Öffnen des Schildes eines Sekutors.
Meine Theorie wurde hierbei bestätigt. Die Bewegung entscheidet am stärksten wie der Kampf verläuft. Die komplette Ausrüstung von Retirarius und Sekutor sind auf ein Bewegungsduell ausgelegt. Der eine bleibt per flinkem Fuß auf Reichweite, der andere muss unbedingt ran. Bei den anderen Klassen ergeben sich ähnliche Aufgaben. Ein Murmillo ist frontal quasi unverwundbar. Der Helm hält Schläge aus, das Scutum deckt 90% des Körpers ab und ist undurchdringbar, der Unterschenkel ist mit Metall gepanzert, der Schwertarm bleibt hinter dem Scutum gedeckt. Die einzige Angriffsfläche ist der nacke Fuß. Tja, wer unter den Schild sticht, dem stellt der Murmillo das Scutum auf den Dreizack und bricht ihn dir einfach ab. Keine gute Idee. Man muss also den Murmillo über Bewegung \"öffnen\" um ihn überhaupt treffen zu können. In den Tabletopregeln die ich bisher gelesen habe, sind diese Öffnungen einfach immer magisch da. Die Rüstung ist halt etwas besser als bei anderen, aber sie reduziert nur die sichere Chance Schaden zuzufügen. In echt ist die Panzerung bei allen Klassen so stark, dass der entsprechende Körperteil sicher ist. Selbst mir als Retiarius wurde auf die Frage wie ich bestimmte Hiebe abwehre einfach geraten, sie mit meinem Arm zu blocken damit ich gleichzeitig zustechen kann. Funktioniert hervorragend und Schuppenpanzer mit Baumwolle (wie ein Gambeson) drunter hält jeden Gladius aus.
Alles in allem also eine sehr erhellende Erfahrung. Vielleicht kriege ich irgendwann sogar meine eigenen Regeln gebacken die dann Gladiatorenkämpfe realistischer abbilden. Kann aber auch sein, dass das überhaupt nicht mehr spannend ist.
Wir sehen uns auf der Tactica!
Strand:
Hervorragende Idee mit dem Selbstversuch! :thumbup: Ich wusste gar nicht, dass Spandau eine Gladiatorenschule hat. Machen die auch Präsentationen?
Den Transfer der eigenen Erfahrungen halte ich ebenfalls für problematisch. Ich habe mal erlebt, wie ein Rollenspiel-Designer seine SCA-Kampferfahrungen in sein Spiel integriert hat, und auf einmal war der Kampfstab die beste Waffe im ganzen Spiel (und nun ratet mal, mit welcher Waffe alle Spieler kurze Zeit später ausschließlich ausgerüstet waren... :rolleyes: ). Viele Regelwerke verfolgen daher nicht unbedingt einen realistischen Ansatz, sondern orientieren sich bewusst an Mythen, Legenden, Filmen, etc.
**GS**:
SCA???
Society for Creative Anachronism?
Strand:
Genau, die.
Neidhart:
Cool, Figuren schick bemalen und dann noch so kämpfen ist sicherlich ein Hobbyhöhepunkt.
Die Kampferfahrungen in ein Regelwerk zu gießen ist ein toller Ansatz. Ich würde nur daran denken, dass es zig Wege nach Rom gibt. Du kannst also wahrscheinlich den Murmillio mit verschiedenen Techniken ausschalten. Wenn man davon ausgeht, dass beide Kämpfer Profis sind und die Möglichkeiten kennen, dann gibt ein Würfelwurf doch ganz wieder was passieren kann. Du kannst zB. Modifikatoren einbauen, je nach Ausrichtung der Kämpfer zu einander wenn du mehr Realismus willst.
Vielleicht könnte Ronin oder En Garde! was für dich sein, du greifst als Spieler aktiv in den Kampf ein, aber Rüstung der Figur und das Pokerface des Mitspielers können die Möglichkeit Schaden zu machen ganz verhindern. Beides sind ja Regeln, die auf spannende Duelle hingeschrieben sind und Gladiatorenkämpfe sind ja die Duelle schlechthin.
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