Epochen > Alternative Geschichte
`Behind Oahu´
AEON:
Das `gruseligste´, was die Konzerne zu bieten haben ist die TR-3B. Sie
ist düster, sie ist leise - und sie kann in der Luft schweben. Der
unbemannte Vektorstrahl-Tarnkappenbomber hat Stauraum für unglaubliche
24 Kubikmeter Fracht - und das kann so ziemlich alles sein - selbst
kybernetisch aufgerüstete Spezialeinheiten.
Die
drei unter der Maschine angebrachten roten Scheinwerfer waren
eigentlich zur Low-Energy-Ausleuchtung nächtlicher Landezonen gedacht -
führten aber schnell bei ungewollten Augenzeugen zur Legende um
`dreieckige UFOs´. Die mit artifizieller Intelligenz ausgestattete TR-3B
wird in den Akten der planetaren Verteidigung als `Black Manta´
bezeichnet - aus dem einfachen Grund, weil man nicht mehr darüber weiß.
Aber man weiß, daß der Apparat auch Unmengen von Freifallmunition tragen
kann - sowie zwei wirklich große Anti-Schiffs-Flugkörper. Also hat man
auch allen Grund, dieses Ding gruselig zu finden.
AEON:
Oh Mann
...was macht DIE denn hier?!\" fragte sich der
Gefechtsfeldbeobachter, der die leicht skurrile Szenerie durch die
Periskop-Optronik des Spähfahrzeugs beobachtete.
\"Ohnehin schon´n
Kunststück, wie der Knirps den antiquierten Vogel nach dem Crash noch
hat landen können - daß die Vollsynthetin das überlebt, war ja klar. Die
sind wie Scheißhausfliegen aus Verbundstahl...\" grummelt der
Kommunikationsoffizier und richtet das Richtmikro neu aus. Hinter der
großen Hibiskusböschung gut getarnt steht der flache und geschlossene
Dreisitzer in einer leichten Senke. Der Fahrer lehnt sich zurück und
zieht an seinem Zigarillo: \"Okay, mann - jetzt haltet mal die Fresse!
Man versteht ja sein eigenes Gespanne nicht mehr...\"
Schließlich
geht Alun in die Hocke, als sie sich denkt, daß das vielleicht
weniger... schockierend? für den kleinen Einheimischen wäre und fragt
Loo: \"Bist Du verletzt?\"
\"Wiewas?! Natürlich nicht!\" gibt Loo zurück.
Was zum Kuckuck ist das denn für eine Feindin - und wieso guckt die so
besorgt? Er sprang auf und hüpfte ein wenig auf und ab: \"Siehst Du?
Alles in Ordnung!\"
Und tatsächlich fing die Unbekannte an zu lächeln,
was ihrem Gesicht den Ausdruck der Erleichterung zu verleihen schien,
als Loo was einfiel: \"Oh, Moment, wowowowow...\" fing er an, umständlich
die riesige Automag zu ziehen und damit ein wenig nervös auf die riesige
Blondine zu zielen: \"Versuch nicht, mich irgendwie - keine Ahnung, was -
lass´ es einfach, ja?\"
\"Aber ich mache doch gar nichts...\" hockte
Alun weiterhin vor dem hektischen Tuvalesen, der wiederum sie ansah und
nicht umhinkam, in Gedanken festzustellen: `Mann, das sind mit
Sicherheit die längsten Beine auf der Welt!´
\"Okay, bevor jetzt
irgendein irreversibler Bullshit passiert, wird´s Zeit, daß wir was
unternehmen - die versauen sonst noch unseren tollen Plan! \" entschied
der Fahrer und der Kommunikationsspezialist gab den Befehl durch: \"Alles
klar, Jungz - vorrücken!\"
Und während Loo unschlüssig in diese
riesigen, erstaunt aussehenden aquamarinblauen Augen sah, brachen zwei
flache, kantige Fahrzeuge aus dem Waldrand hervor und kamen direkt auf
sie zu. Das war etwas... viel für Loo. Auf wen oder was sollte er jetzt
zielen? Eines der Fahrzeuge schien so etwas wie ein reiner Geländewagen
zu sein, machte aber einen recht kugelsicheren Eindruck. Das andere war
definitiv sowas wie ein Panzer, nur daß er anstelle von Ketten acht
große Räder hatte. Und rechts auf dem Dach eine dicke, kurzläufige
lafettierte Waffe zu sehen war, die sich selbsttätig zu bewegen schien -
mit einer Art `Fernseher´ an der Seite. Auch das kleine vierrädrige
Fahrzeug (das immer noch größer war als so mancher Pickup) hatte so ein
Ding auf dem Dach, aber links ging eine Luke auf - und ein grinsender
Kerl in einem grünen T-Shirt guckte heraus, der außer dunkelblonden
Haaren und einem Dreitagebart noch einen Zigarillo im Gesicht hatte -
und mit dem Grinsen eines´zu groß geratenen Jungen feststellte: \"Meine
Fresse - ihr beide seid ja echt direkt niedlich! Bedauerlicherweise
müssen wir zusehen, daß wir von dieser Wiese verschwinden, ansonsten...\"
Aus dem Heck des großen keilförmigen Panzers kamen acht Soldaten
raus, die sie beide umzingelten, während der dunkelblonde Mann fortfuhr:
\"...könnte es sein, daß wir ungewollt Aufmerksamkeit erregen - also
dürfen Sie zwei sich nun vorerst als unsere Gäste betrachten.\"
Diese
Aufmerksamkeit hatten sie bereits erregt - die A-5 flog immer noch hoch
über Loo´s Landeplatz und beobachtete die komplette Szenerie - ebenso
die Tatsache, daß Loo und die große Unbekannte in den Truppentransporter
verfrachtet wurden - und alle wieder im dichten Urwald verschwanden.
Loo
hatte nicht den geringsten Schimmer, was hier genau abging - aber diese
Typen in ihren erdfarbenen... was sind das? Rüstungen? ...sahen die
Riesin recht misstrauisch an. Okay, es gibt also Außerirdische - und
dann gibt es offenbar die ganz Anderen - oder so. Diese hellhäutigen
Typen hatten sie mit Handschellen versorgt - aber sie behielten
hauptsächlich die Frau im Auge - nicht wenige hatten sogar unverhohlen
ihre Waffe auf sie gerichtet - auf betont lässige Art, soweit das ging,
so wie sie alle im engen Heckraum des großen Transporters klemmten.
\"Öhhm... warum guckt ihr sie so an? Gehört die... nicht zu euch?\" fragte Loo betont beiläufig und einer spuckte aus: \"Näh!\"
\"Die
Plastikbraut ist Konzerneigentum! Wahrscheinlich war es ihr Job, uns zu
suchen!\" fluchte ein anderer und Loo legte den Kopf schief:
\"Plastikbraut? Was soll das denn heißen?\"
Alun lächelte amüsiert: \"Von Blecheimer zu Plastikbraut - ist schon mal ein kleiner Fortschritt...\"
Nachdem
die Blondine einen Gewehrkolben in die Magengrube bekommen hat, was für
Loo genau so schockierend war wie die Tatsache, daß das überhaupt
keinen Effekt zu haben schien, entgegnete einer: \"Weil sie... künstlich
ist, mann! Die ist gebaut worden!\"
Loo´s Augen wurden groß: \"Sie ist ein Roboter?!\"
\"Näähhh...
die ist ein CyBorg! Oder so was!\" fing der Mann an finster zu grinsen,
als der Kerl mit den dunkelblonden Haaren nach hinten kam und erst mal
eine Wolke Zigarillorauch verbreitete: \"Das da, Knirps, ist eine
Vollsynthetin. Im Prinzip ist das so was wie eine artifizielle Wesenheit
- ihr Körper ist anatomisch unserem recht ähnlich - abgesehen von der
Tatsache, daß all ihre Zellbestandteile synthetisch und hochbelastbar
sind.\"
Loo verstand ehrlich gesagt nur die Hälfe - aber er verstand
sehr wohl, daß die Frau hier offenbar nicht allzu beliebt war: Und weil
sie - sagen wir `künstlich´ ist, mögen Sie sie nicht? Weshalb haben Sie
sie dann... was weiß ich - gemacht?\"
\"Haben wir nicht.\" gab ein Soldat zurück.
\"Sie ist Eigentum der Konzerne. DIE haben sie gemacht.\" erwiderte der dunkelblonde Mann, als würde das alles erklären.
Das
war das erste Mal, daß Alun´s Brauen sich zusammenzogen: \"Ich wurde
nicht `gemacht´. Ich wurde konvertiert. Und ich bin kein `Eigentum´. Ich
habe einen Vertrag, das ist alles.\"
\"Oh, wirklich? Und worin genau
bestand denn dieser Vertrag, hm?\" fragte ein anderer Soldat und die
Vollsynthetin antwortete: \"Das wissen Sie nicht? Nun gut. Die Reise -
der EXODVS - von der Erde hierher dauert mit Unterlichtgeschwindigkeit
über 140 Jahre.\"
\"Wissen wir.\"
\"Und Sie haben tatsächlich
geglaubt, daß das alles mit Autopilot funktioniert hätte?
Strahlungslecks in der Cryokammer? Mikrometeoriten? Kurskorrekturen
aufgrund unvorherberechneter Tiefraumereignisse? Was glauben Sie denn,
wie genau Sie hierhergekommen sind, wo Sie nun anfangen verstecken zu
spielen?\" fragte Alun zurück und dem dunkelblonden Mann fiel der
Zigarillo aus dem Mund: \"Soll das heißen...\"
\"Das bedeutet, daß ich
und gute 200 andere Vollsyntheten die Mannschaft dieses Cryoraumers
waren - über 140 Jahre lang. Ohne uns `Plastikbräute und Blecheimer´
wären Sie nie hier angekommen.\" erklärte Alun ruhig.
AEON:
Du bist ja so
...ein Arsch!\" flucht Pearl, nachdem ihr Vater ihr
eine schallende Ohrfeige verpasst hatte. Er stand mit seinem Assistenten
im Zimmer seiner Tochter, die mal wieder viel zu neugierig war -
neugieriger, als gut für sie war. Über den großen Screen an der
Schreibtischwand liefen Daten über die Rohstoff-Fertigung in der Fabrik
für Baumodule - wie auch diejenigen von zwangsverpflichteten
Einheimischen, denen tatsächlich ein Mikrosender verpasst wurde - sowie
ein Neurodisruptor, der ihre Synapsen ausflippen ließ, sobald sie sich
unerlaubt von den Fabrikhallen entfernten. Im Klartext hatte sie; Pearl
McCallum gerade herausbekommen, daß ihr Vater hier in New Hannover so
etwas wie moderne Sklaverei betrieb. Der grauhaarige Mann erwiderte: \"Ja
- ich bin der Arsch, der Dir all Deine ausgeflippten Spinnereien und
Vorlieben ermöglicht hat - weil ich ein steinreicher Arsch bin.\"
Er
blickte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in die Polarnacht
hinaus und betrachtete die dunklen Stahl-und Glastürme eines verregneten
New Hannover voller Holoreklamen und erleuchteter Straßen: \"Wir haben
nur diesen kleinen Flecken hier - wir müssen prosperieren. Und unsere
Arbeitskräfte bestehen aus Spezialisten - wir brauchen aber auch Leute
für einfache Aufgaben. Was erwartest Du von mir?\"
\"Vielleicht, daß Du
nicht an jedem rumdoktorst und ihm Selbstzerstörungsimplantate
verpasst?!\" zischte Pearl und der Geschäftsmann lächelte hart: \"Oh,
bitte; Falls es Dir nicht entgangen ist - wir sind hier nicht sehr
beliebt.\"
\"Woran das nur liegen könnte - ich kann´s mit nicht
erklären.\" gab Pearl sarkastisch mit verschränkten Armen zurück. Der
grauhaarige, stämmige Mann kam wütend auf sie zu und Pearl blieb
ungerührt stehen: \"Oh ja - los, hau mir noch mal eine rein! Dich an
Schwächeren zu vergreifen scheint ja Deine Spezialität zu sein!\"
Edmund
McCallum wandte sich wieder um und fuhr fort: \"Ich habe diese
Vorgehensweise dem Aufsichtsrat vorgeschlagen - nach der Okkupation
dieses Teils des Planeten haben wir nicht allzuviele Freunde bei den
Einheimischen. Wir würden keine Arbeitskraft halten können. Und immerhin
- nach fünf Jahren können sie ja gehen...\"
\"Wow - das ist ja
turbo-großzügig von Dir. Kein Wunder, daß Mom Dich verlassen hat...\"
grummelte Pearl und ihr Vater brüllte sie an: \"OH, JA! Und nun ist sie
seit locker 100 Jahren TOT - während ICH DIR die Möglichkeit gebe, auf
einer sauberen Welt ein paradiesisches Leben zu führen!\"
\"Zu was für
einem Preis?!\" brüllte Pearl zurück und der Mann gab ungerührt zurück:
\"So ist das nun mal - wenn Du richtig reich und mächtig sein willst, ist
der Rest der Population es logischerweise nicht. Eine große Firma wie
diese gründet sich nun mal darauf, daß viele Leute für wenig Geld viel
für sie tun.\"
Fassungslos sah Pearl den Mann an, den sie noch gestern
als `coolen Dad´ angesehen hatte, als dieser sagte: \"Und bisher hattest
Du ja auch kein Problem damit, oder? Stets die neuesten Klamotten, all
der Klimbim, den Du für Deine Extremsport-Stunts brauchst - diese ganze
Etage des McCallum Buildings gehört Dir - so daß Du schön deine Parties
mit Deinen `Freunden´ feiern kannst, die auch alle Söhne und Töchter von
`Leuten wie mir´ sind - meinst Du, die würden sich mit Dir abgeben,
wenn Du so ein Nobody wärst, wie all diese Kerle in den Fabriken?\"
Irgendwie...
war da was dran. Pearl McCallum, ein sportbesessener Wildfang mit
wuscheligen kurzen, silberfarbenen Haaren und großen, amethystfarbenen
Augen - die bei allen möglichen und unmöglichen Contests mitmachte:
Skydiving, Freeclimbing, Motorradrennen, verdammt - sie hat sogar einen
Kunstflughelikopter mit Wasserkufen! Innerhalb der Southern ConCom war
sie eine kleine Berühmtheit! Sie machte sogar bei Wettessen mit, wo sie
den Spitznamen `Big White´ bekam, weil sie alles Mögliche am Stück in
sich reinschob. Pearl, die liebend gern in sportlich-martialischen
Klamotten rumlief (und somit unbewusst so manchen potentiellen Freund
verschreckte, weil der bereits im Ansatz ahnte, daß der nie im Leben mit
ihr mithalten könnte) und dazu passende retrogenetische Implantate
hatte. Tatsächlich war sie, die von ihrer Mutter immer `ihre kleine
Superheldin´ genannt wurde, sogar eine ganz nette Werbung für die Firma
ihres Vaters. Und allmählich dämmerte ihr, daß dies vielleicht auch der
einzige Grund war, weshalb dieser sie mit `ihren Spinnereien´ gewähren
ließ. Und dieser Mann grinste gerade und meinte lapidar: \"Ist vielleicht
ganz gut, daß Du Deine Nase überall reinstecken musst - willkommen in
der Realität. Du bist also die Tochter eines Arschs. Und hast so ein
privilegiertes, fröhlich-buntes Leben. Ich denke, Du wirst von vielen
beneidet - vor allem, wenn man bedenkt, wie oft Du in den Sports-News zu
sehen bist - wofür ich übrigens auch ein wenig gesorgt habe...\"
Dann
verfinsterte sich seine Mine: \"Aber wenn Du anfängst, mir in die Suppe
zu spucken, wirst Du rauskriegen, was für ein Arsch ich wirklich sein
kann. Ich lasse nicht zu, daß Du unserer Firma schadest...\"
\"So ist
das also - nun drohst Du schon... gut, bin ich die Tochter eines
Arschs...\" gab Pearl leise zurück - und griff in ihre Schublade, aus der
sie einen DeWulff Extaser holte und auf ihren Vater zielte: \"...zeige
ich Dir gleich mal, wieviel ich von Dir geerbt habe.\"
Der
goldnitrierte Elektrorevolver ging los - und die linke Wade von Pearl´s
Vater zerstäubte in einem roten Nebel, worauf er schreiend zu Boden ging
und der Assistent bleich wurde - und in Ohnmacht fiel. Ungerührt ging
Pearl an den beiden vorbei und fuhr eiskalt fort: \"Betrachte es als
Übung zur Charakterbildung - gemessen an Deinen Maßstäben habe ich mit
Bravour bestanden, was?\"
Und während der Mann noch brüllte und
fluchte, griff Pearl sich ihre beiden großen Sporttaschen - und ging
auf´s Dach des McCallum Buildings, wo ihr Helikopter stand. Diese
Maschine, eine entmilitarisierte und umlackierte schlanke zweisitzige
Konstruktion aus TefloCarbon, stand dort in ihren knalligen Farben auf
ihren Wasserkufen - stets startklar, was Pearl ebenfalls diverse
Angestellten verdankte, wie ihr nun in den Sinn kam.
`Mann, ich bin
echt ein verwöhntes Weichei. Habe wohl wirklich noch viel zu lernen -
aber definitiv nicht hier.´ stieg sie kurzentschlossen ein und hob ab.
Irgendwohin - Richtung Norden. Ist man nahe am Südpol, ist im Norden
noch reichlich viel Platz.
Schnell stieg die agile
Hochleistungsmaschine in den verregneten Nachthimmel auf - und ließ die
futuristische Skyline von New Hannover weit hinter sich...
AEON:
Das ist alles
...was wir an Luftwaffe haben.\" gab Rabensteyn, der
Anführer der Söldner zu, als er die beiden `Gäste´ herumführte und
ihnen die M-37 zeigte, die in ihren achatartigen Brauntönen niedrig und
geduckt auf dem improvisierten Flugfeld stand.
\"Die sieht aber sehr
neu aus.\" betrachtet Alun das kantige Ding, das - was Loo so
mitbekommen hat - gut für den Erdkampf geeignet hat - obwohl er da
nirgends Pylonen dran sehen konnte.
\"Jahhh...\" streckte sich Rabensteyn durch: \"Das ist auch kein Wunder - keiner von uns kann das Ding fliegen!\"
Loo
war ziemlich interessiert - und relativ erstaunt - dieses Ding hatte
allem Anschein nach mindestens zwei Triebwerke - aber es war so...
klein. Selbst er konnte locker in das Cockpit gucken, in dem man
offenbar eher lag denn saß. Anstelle eines Steuerknüppels hatte dieses
Gerät zwei... kleine - wie nennt man diese Dinger? ...auf den Armlehnen,
die nicht nur integraler Bestandteil des Pilotensitzes zu sein
schienen, sondern auch vor Bordelektronik nur so strotzten. Fliegt man
dieses Ding echt nur mit diesen kleinen, schwarzen Griffen? Alun steht
neben ihm und sieht sich das Cockpit an: \"Es ist - nun, es sieht sehr
eng aus...\"
\"Ist nicht jeder so groß wie Du - Du bist `ne ziemlich
große Frau, muss man schon sagen.\" grinste Rabensteyn und Loo nickte -
er reichte ihr bis knapp über die Schlüsselbeine. Rabensteyn atmete aus:
\"Ja - das ist momentan unsere großartige Luftwaffe. Viele
Söldnereinheiten und auch Konzerntruppen nutzen die M-37, weil sie ein
ziemlich gutes Flugzeug ist. Wartungsarm, sparsam und hey, sie kann rein
theoretisch senkrecht starten - wenn man sie nicht belädt wie ein
Depp.\"
Loo sah sich weiter um - neben den seltsam flach und eckig
aussehenden Radfahrzeugen gab es Panzer, die noch flacher und eckiger
waren - sie standen auf relativ kurzen Ketten und waren so dermaßen
flach, daß sie eher aussahen wie bösartige Sportwagen mit Kanonen, die
knapp vorne herausguckten. Wahrscheinlich waren diese Dinger sehr
schnell und wendig. Und alle waren leicht unterschiedlich lackiert
worden.
Und auch die Söldner an sich sahen alle ziemlich...
individuell aus, wie er fand. Da gab es Riesentypen mit offenen, stabil
aussehenden Westen, einer schien sogar sowas wie einen mechanischen Arm
zu haben (was er ziemlich gruselig fand), ein anderer hatte die
dunkelste Hautfarbe, die er je gesehen hatte - und dann gab es auch die
eine oder andere Frau hier - undenkbar bei seiner Armee. Und eine sah
sogar fast aus, als käme sie von hier. Faszinierende Leute gab es
hier...
\"Warum zeigen Sie uns das alles?\" fragte Alun schließlich und
Rabensteyn sagte ihr: \"Damit er hier...\" der Mann wies auf Loo:
\"...seinen Leuten sagen kann, was hier abgeht - und ob wir irgendwas zu
verbergen haben - haben wir nicht. Wir wohnen in unserem Landemodul und
sind froh, wenn wir unsere Ruhe haben.\"
In der Tat - das mattgraue,
kastenförmige Ding, das Loo vor ein Rätsel stellte, sah mehr nach einer
Art seltsamen Haus aus und so staunte er: \"DAS DA... soll ein Raumschiff
sein?\"
Rabensteyn lachte: \"Nein, nein - das ist ein Landemodul. Gut
für Fracht und diverse Leute - nach der Landung ist es zu nix mehr gut -
außer ein Haus draus zu bauen. Oh ja - und eine
Instandhaltungswerkstatt.\"
\"Aha. Und warum ist dieser... öhhm...
Hubschrauber da knallrot?\" sah Loo auf das Meer hinaus und betrachtete
einen brummenden Punkt, der sehr schnell größer wurde und Rabensteyn
stutzte: \"Was zum... Keine Ahnung, mann...\"
Er rannte in das
Landemodul und Loo und Alun folgten ihm. Die hellgraue Metalltreppe
raufrennend gelangte er in eine Art Kommandoraum und fragte die Leute:
\"Was zum Henker ist mit euch los? Kann keiner von euch diesen Heli da
draußen sehen?\"
Irritiert sahen die Leute ihn an - und checkten das Radar: \"Öhhm... irgendwie nicht...\"
\"Nee - echt nicht!\"
\"Fuck!\"
Währenddessen
erkannten die Söldner das Modell - ein typischer Militärzweisitzer -
ohne jedes Waffensystem, dafür aber mit zwei Schwimmern. Und tatsächlich
in einem intensiven Rot lackiert.Lee bemerkte sehr wohl, daß dies
offenbar ein ultramoderner Hubschrauber war - sowas wie das hier sah er
zum ersten Mal. Wie ziemlich viel heute. Die Maschine setzte punktgenau
an dem Ponton aus Copolymermodulen auf, direkt neben den zwei kleinen
Landungsbooten.
AEON:
Mit einem pneumatischen Keuchen hob sich die Cockpithaube - und zwei große Sporttaschen von COOL VOICE landeten auf dem künstlichen Anleger.
Nachfolgend lugte ein niedliches, katzenartig-rundes Gesicht mit einer riesigen, futuristischen Sonnenbrille aus dem Cockpit - und ein kleines,
sportlich-dralles Persönchen in Jeans, die abgesehen von weißen Seitenstreifen ebenso knallrot waren wie der Helikopter, sprang elegant
und kraftvoll auf diesen Pier. Sie trug eine weitgeschnittene Jacke in den extremsten Kontrasten, die man sich vorstellen konnte - ein
symmetrisch-fremdartiges Muster aus Schwarz und Neon-Orange - wobei die schwarzen Partien dunkelblau zu schimmern schienen. Team xXx stand auf
dem oberen Rückenteil der Jacke. Zudem hatte diese Person mit ihren kurzen, silberfarbenen Haaren hochschaftige Turnschuhe an - und einen
Hüftholster mit irgendwas Glitzerndem drin, das aussah, als wäre es aus Gold. Schließlich stand diese bemerkenswerte Person am Pier - und
staunte: \"Sowas... ist hier keiner? Alle weg?\"
\"Würde ich so nicht sagen.\" hörte Pearl hinter sich - und drehte sich um. Und da stand... eine ganz offensichtlich schwer bewaffnete Frau im flachen Wasser nahe des Strandes. Und an diese Frau würde Pearl sich immer erinnern, soviel war klar.
\"Was führt so einen... `Paradiesvogel´ wie Dich hierher, Kleine?\" fragte die Frau, immer noch recht unbeeindruckt im Wasser stehend und Pearl lief
rot an: \"Kleine?! Ich hör´ wohl nicht recht!\"
\"Scheiße, mann - Du BIST klein, kreischbunt und bewegst Dich wie der letzte Trottel ohne die Spur einer Deckung über´s OFFENE MEER - und lockst so wahrscheinlich Hinz und Kunz mit hierher - das ist so dämlich, daß ich überzeugt bin, daß Du im Dunkeln leuchtest. Und ich bin nebenbei bemerkt diejenige von uns, die das Sturmgewehr hält.\" erwiderte die pythonhaft-elegante, drahtige Frau und ihre Mine verfinsterte sich: \"Daher sollte ich Dich
eigentlich `Komplette Idiotin´ nennen, aber ich denke `Kleine´ tut´s auch für´s Erste.\"
Pearl war baff - so hat noch niemand mit ihr geredet. Die Unbekannte kam auf den Pier - und sie war tatsächlich größer als Pearl - wenn auch nicht viel. Die Frau sah sie mit schiefem Kopf und ihren malachitgrünen Augen an: \"`Ne Glotze von BORGHESIA - magst´n bisschen blöd sein, hast aber offenbar Kohle.\"
\"Hey, Ortega! Ich kenn´ die - das ist Pearl McCallum!\" kam ein Kamerad der Frau aus seiner Deckung und ein anderer rief vom Wachturm: \"Ich kenne sie auch! Die startet regelmäßig bei SporZXtreme!\"
Kurze Zeit später war der gesamte Pier bevölkert mit gut gelaunten Söldnern, einer strahlenden Pearl und einer etwas konsterniert wirkenden Diega Belén de Ortega, die die Welt nicht mehr verstand: \"Ihr kennt die alle?!\"
\"Klar, mann! Noch nie die Motorradrennen gesehen?\"
\"Mt. Erebus Free Climbing?\"
\"Oder den SkyDiving Contest?\"
\"Oder den Herman´s Hot Dog Eating Contest?\"
Resignierend atmete Diega aus: \"Gibt´s irgendwas, was sie nicht tut - außer denken, wie´s aussieht? Wielleicht lachen im Keller?\"
Pearl´s Gesichtsausdruck veränderte sich durch ihren Schmollmund: \"Was ist los? Guckst Du keinen Sport, oder was?\"
Diega sah sich dieses quirlige Geschöpf an und fragte zurück: \"Ist es das, was dabei rauskommt, wenn man mehr Kohle als Hirnzellen hat? Nein, ich
sehe kein Sport - ich sehe zu, daß ich am leben bleibe, während ich die Jobs erledige, für die sich gewisse Leute zu fein sind. Und ich MACHE
Sport, sobald diese Jobs erledigt sind - damit ich in Form bleibe und auch die nächsten überlebe. Klar soweit?\"
Und dann staunte Diega - dieses Persönchen war offensichtlich entweder recht dickfellig, oder es gewöhnt, als oberflächlich bezeichnet zu werden - oder aber sie besaß eine Art von Weisheit, welche die Söldnerin vor ein Rätsel stellte, denn Pearl grinste fröhlich und überraschend breit: \"Total klar - und ja,
man kann echt sagen, daß Du in Form bist! Was für einen krassen Bizeps Du hast - und sogar´n Sixpack...\"
Bevor Diega rot werden konnte, kam schließlich Rabensteyn vorbei, die Hände in die Hüften gestemmt und an seinem Zigarillo ziehend: \"Was geht hier ab? Wieso seid ihr nicht auf euren verdammten Posten - und wer zur Hölle ist das?\"
\"Sie stellte sich nicht persönlich vor, aber dies scheint eine gewisse Pearl McCallum zu sein, Sir.\" räusperte sich Diega und ein anderer Soldat nickte:
\"Yeah - das ist `Big White´!\"
\"Ich will´n Autogramm!\"
\"Kann ich mich zum Hot Dog umschulen lassen. Sir?\" grinste der nächste und Rabensteyn fluchte: \"Wohl bekloppt geworden? Husch, ab in´s Körbchen
jetzt!\"
Auch Alun und Loo waren auf dem Pier - und der Tuvalese war ein wenig verwirrt - auch diese... Pearl wirkte irgendwie unreal - die ungewöhnlichen Farben ihrer Kleidung und selbst ihrer wuschelig-kurzen Frisur (sie hatte echt silberne Haare!) wirkten so... seltsam flächig. Und als Rabensteyn fragte, was sie hier eigentlich wollte, nahm sie diese eigenartige Brille ab und präsentierte dichtbewimperte, große und klare Augen, die... amethystfarben waren. Und statt zu antworten, fragte sie: \"Kann ich hier Asyl beantragen?\"
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