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`Behind Oahu´

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AEON:
Okay, wir haben hier...

...diverse Schlüssel, zwei Taschenmesser, komische Plastikkarten mit Passbildern drauf...\" notierte der Sicherheitsbeamte am Schlagbaum des Militärhafens und Rabensteyn grinste schräg: \"Jaaa... so kann man unsere Datakeys auch nennen...\"
\"Dann sind da noch ein Tauchermesser, ein zweizölliger .38er-Spl.-Holdout, DAO, vernickelt und ein Ausweis vom Sicherheitsdienst von Mrs. Kou Lunh - und ein Sanddollar, eine Melonenschnecke, ein Ammonit und ein Belemnit von... willste mich verarschen, Kerl?!\" fuhr der Mann auf und Loo zeigte ungerührt auf einen riesigen Haizahn: \"Vergessen Sie den nicht - der´s sauscharf!\"



Alles brüllte los vor Lachen und der Mann hinter dem Sicherheitsschalter sah aus, als würde er gleich platzen, als Loo meinte: \"Ich bin privat mit diesen Leuten hier unterwegs gewesen, als eure Gorillaz uns eingeladen haben herzukommen - ich hab NIX dabei! Pleite bin ich auch. Das hier ist nur vom Strand - hab´s mitgenommen, weil Alun das so mag.\"
Und die Vollsynthetin bekam große Augen, während Pearl und Diega den kleinen Tuvalesen verblüfft ansahen und Rabensteyn grinste süffisant: \"Wow - krasse Masche - und sie scheint auch noch zu ziehen!\"
Irritiert schüttelte der Mann den Kopf und wandte sich an Kou Lunh: \"Was rennen Sie eigentlich mit einem hahnlosen Kleinrevolver und einem Tauchermesser durch die Innenstadt?\"
\"Öhhm... Sicherheitsdienst? Du versteh?\" wies Kou Lunh auf ihre Marke und der Mann verzog säuerlich das Gesicht, während nun auch sein Kollege zu grinsen anfing: \"Also gut: Cpt. Loo Menoa, Mrs. Alun Weander, Miss Kou Lunh, Mr. Rabensteyn, Mrs. Diega Belén Ortega und Miss Pearl McCallum - alle sind da. Perfekt - ich sag dem Chief of Staff Bescheid...\"
Rabensteyn stand da - mit seinem alten, australischen Outdoor Hat und zündete sich einen Zigarillo an, während er Kou Lunh fragte: \"Irgend´ne Idee, was das hier soll?\"
Sie zuckte nur mit den Schultern und sah ihn bedauernd an: \"Tut mir leid - dieses Mal bin sogar ich überfragt.\"
\"Dann wäre es wohl besser, Sie wenden sich an mich...\" kam ein grauhaariger Mann mit einer dicken Hornbrille in den Raum, der einen eher geschäftsmäßigen Eindruck machte. Ihm folgte ein Mann mit Glatze und Sonnenbrille, der ein Hawaiihemd trug und einen gemütlichen Gesamteindruck hinterließ - er musterte die Neuankömmlinge interessiert und meinte: \"Bemerkenswert, welch unterschiedliche Spielarten bei den Terranern zu finden sind...\"
\"Die ist Professor Richardson und ich bin Administrator Harrington.\" stellte der Mann im dunkelfrauen Zweireiher sich und den anderen vor. Er sah sich zu Richardson um und erklärte: \"Sein Fachgebiet ist die Xeno-Biologie und Archäologie.\"
\"Er sammelt das, was sich hier nach 900 Jahren finden lässt, wieder ein?\" zog Rabensteyn eine Braue hoch und Richardson grinste breit zurück: \"Neenee, ich sammle das ein, was hier vor knapp 12000 Jahren vergessen wurde.\"
Nun zog Rabensteyn auch die andere Braue hoch - und nicht nur er.
Das... war neu.
Und steinalt.
Könnte es sein, daß es hier Aspekte gibt, von denen nicht mal die Konzerne was wissen?
Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen beugte der Professor sich schelmisch vor und grinste noch immer: \"Jaja - so wie´s aussieht, gab es hier vor uns schon eine Zivilisation...\"
\"Die Tikis*!\" mutmaßte Loo und der Professor nickte: \"In der Tat - und die sind sogar noch älter. Wir haben vor, eine Expedition zu starten. Und da brauchen wir noch Fachpersonal für experimentelle Flug- und Tauchgeräte - und natürlich Sicherheitskräfte. Interesse?\"
\"Hähä, `ne bessere Möglichkeit viel über diese Welt zu lernen gibt´s wohl nicht...\" grinste Rabensteyn abenteuerlustig und Diega meinte einfach nur: \"Wir sind startklar.\"

Das Schiff war... bemerkenswert. Vielleicht 70 Meter lang - der Bauart nach eine ältere Korvette. Vorne sah es normal aus - hinten hatte es Kräne - am Heck standen zwei sehr kleine, aber sehr stabil aussehende Tauchboote - und hinter der Brücke und dem Schornstein hatte das Schiff ein Hubschrauberlandedeck. Und auf diesem stand... ein kleiner Militärjet.
\"Was hat´s denn damit auf sich?\" wollte Loo wissen, musterte die gedrungene Maschine vom Pier aus und Richardson meinte nur: \"Wie wir schon bemerkten: Experimentelle Gerätschaften. Diese Maschine braucht keine Startbahn.\"
\"Okay - jetzt bin ich WIRKLICH neugierig!\" gestand Loo und Harrington sagte lapidar: \"Dann dürfen wir annehmen, daß wir das als Zusage verbuchen können.\"

*Tiki: Polynesische Steinstelen oder Totempfäle aud Padouk-, Wenge- oder Koaholz. Oftmals in Form von stilisierten`Gesichtern´ oder Ähnlichem.

AEON:
Rabensteyn hatte recht.

Wer hätte das gedacht... HARRIER heißt dieses Ding. Die kleine Maschine in der blauweißen Werkslackierung stand unverändert hinten auf dem HeliPad. Alles, was verriet, daß es mit dieser Maschine irgendwas Ungewöhnliches auf sich hatte, war das seltsame Fahrwerk - im Prinzip wie ein Fahrrrad mit Stützreifen. Und diese vier komischen Dinger an den Flanken unter den hoch angesetzten Tragflächen. Diese Dinger, die einen an einen... Föhn erinnern.
Klein und gedrungen, aber massiv wirkend stand das Ding da - den Pylonen nach zu urteilen konnte man den Apparat auch ordentlich zuhängen. Auf dieser... konnte man `Mission´ sagen? ...werden da wohl am ehesten Zusatztanks und Aufklärungsequipment mit drin sein, aber hey...
Das Teil also soll senkrecht starten können? So, wie viele von den Jets der Konzerner?
Einfach in der Luft stehenbleiben - oder auch seit- und sogar rückwärts fliegen können?
Rabensteyn hatte recht - es gab viele Chancen.
Niemand darf dieses Baby fliegen.
Loo... schon.
Dss Leben ist krass.
Und es sollte noch krasser werden. Loo saß einfach so da - auf dem HeliPad, vor dem Harrier und betrachtete das ungewöhnliche Flugzeug - da wurden elegante Arme von hinten um seine Schultern gelegt und ebenso elegante, feingliedrige Hände verschränkten sich vor seiner Brust. Alun hatte sich hinter ihn gehockt - und Loo musste sagen... sie fühlt sich, soweit er das bis jetzt beurteilen kann - normal an. Vollsynthet oder nicht - er fand diese Erscheinung von Vorneherein einfach nur faszinierend - und angenehm groß. Nicht, daß Loo eine großartige Wahl hätte - aber er muss es sich eingestehen, er hat nicht das geringste dagegen, wenn eine potentielle... nunja, `Freundin´ größer wäre als er. Und da ist nun diese Zwei-Meter-Blondine...
Ja - das Leben ist krass.
Inzwischen wurde die Truppe an Bord der CORAL SEA noch vergrößert - Big Ben, ein hünenhafter afrikanischer Söldner mit einem linken Cyberarm half aus bei den Mechanikern und bei schwerem Gerät - was er `witzig´ fand. Röhren- und Transistortechnologie waren Sachen, die er eigentlich nur aus alten Geschichtsdateien oder sogar Büchern kannte - es war faszinierend, erfrischend simpel - und eine robuste und wartungsarme Angelegenheit. Kou Lunh aber sah ihn nach einger Zeit beinahe mitleidig und säuerlich grinsend an und meinte: \"Nun, für uns ist das wirklich High-Tech-Shit. Und Sie sollten sich schleunigst dran gewöhnen - denn auf dieser Welt gibt´s nichts Anderes.\"
\"Hab´ ich was Falsches gesagt?\" wunderte sich Big Ben, während er der Frau nachsah, die ihrer Decksrunde fortsetzte. Rabensteyn reichte ihm eine Zigarre rüber und grinste schief: \"Unter Garantie. Wahrscheinlich denkt sie, Du hältst sie und ihr Volk für Höhlenmenschen oder sowas...\"
\"Oh, klar... Höhlenmenschen, die unseren Konzernfreunden kräftig den Arsch versohlen können. Sie versteht Folgendes nicht...\"
Big Ben drehte sich unter dem knallgelben Tauchboot zu Rabensteyn um und erklärte: \"Unser Equipment ist... angepasst. Angepasst an unsere urbanen Bedingungen und gemäßigten Witterungsverhältnisse - und es ist vernetzt mit Artifizieller Intelligenz in den Mainframes und den GPS- und Aufklärungs-Satelliten auf der Erde.\"
Dann wies er auf die Inseln und das Meer: \"Hier gibt´s all sowas nicht - keine systemunterstützende Infrastruktur, keine implantierten IFF-Transponder oder PersoCodes und die Infrarotsensoren bringen eigentlich kaum was - weil es hier durchgehend heiß ist - es ist hier tropisch, mann! Hohe Luftfeuchtigkeit! Und das, was ich hier bisher gesehen habe, mag... nunja, `altmodisch´ sein, aber für diese Bedingungen ist es perfekt! Robust, zuverlässig und einfach in der Instandhaltung! Das alles hier ist die beste Lösung für diese Welt. Das weiß diese Kou Lunh vielleicht nicht - und die Typen in den Konzernen wissen das auch nicht - oder wollen nicht wahrhaben, daß sie sich verschätzt haben, als sie hierhergekommen sind.\"
Rabensteyn dachte nach - und meinte dann: \"Ich verzichte gerne auf all den Schnickschnack, wenn ich mich hier umgucke und sehe, wie es ist, hier zu leben, das sage ich Dir. Vor allem... die Karren, die sie hier fahren. Ich liebe diese fetten, massiven Autos, die sie hier haben! Sie klingen gut, sie riechen gut - sie sehen gut aus und Du hast echt Platz da drin - ich meine, sogar DU hast Platz da drin!\"
\"Ich weiß!\" grinste Big Ben - und fuhr ernst fort: \"Und was das Wichtigste ist, was die Konzerner vielleicht nicht bedacht haben: Ein Scheitern ist für die Tuvalesen nicht drin, denn diese Welt ist die einzige, die sie haben. Wenn sie hier versagen - war´s das. Dann geht hier das Gleiche los, was auf der Erde passiert ist. Wenn Du so viel Macht hast wie die Konzernvorstände, bist Du nicht mehr beweglich genug Dich anzupassen - vor allem dann, wenn Anpassen auch Zurückstecken beinhalten könnte - nein, sogar beinhalten sollte.\"
Rabensteyn war baff - man sieht Big Ben diese philosophische Seite nicht an, wenn man diesen Riesen so sieht. Ganz erstaunlich. Da hockt der Hüne mit ihm bei den Tauchbooten rum und sieht ungewohnt nachdenklich aus: \"Nein, Mann - wenn Du so viel Macht hast - warum solltest DU Dich anpassen? Sollen sich doch die anderen anpassen...\"
Pearl und Diega sahen diskret um die Ecke und flüsterten miteinander. Pearl war mindestens ebenso vom Donner gerührt wie Rabensteyn, als sie Diega leise fragte: \"Woah, sag mal - ist der Typ da Professor gewesen - oder sowas?\"
\"Bisher dachte ich, er sei ein simpler Idiot - aber so kann man sich irren. Möglicherweise also haben wir das Intelligenteste überhaupt getan, als wir die Seiten gewechselt haben.\" grübelte die Latina.

DerAndereSkaby:
Super Geschichte! lese ich jedesmal sehr gerne und freue mich auf jede neue Folge!
wahrscheinlich lesen die meisten fasziniert mit und vergessen ein wenig Zustimmung zu äußern :thumbup:

AEON:
HA! Es hat sich einer bewegt! Fettes Merci - klar taugt es mir, wenn´s euch taugt - das hier ist ja sozusagen das `Tagebuch´ von unserem kombinierten Tabletop-RPG `Behind Oahu´ (ein dümmerer Titel ist mir noch nicht eingefallen).
Demnächst gibt´s Pics von Pearl´s neuestem Spielzeug - dem rotweißen Tiefseetauchboot TRILOBITE! :thumbup:

Und wie gesagt - die richtige gekonnt-nostalgische Soundauswahl ist sowohl für Tabletops als auch RPGs ein Muss.

Das ist für mich beispielsweide voll der glasklare, türkisfarbene `70er-Jahre-Jacques-Cousteau-Rifftauchersound:

https://www.youtube.com/watch?v=dY5E9itJ3dU

AEON:
Mit etwas Verspätung geht´s nun weiter mit der Materialschlacht: Hier Pearl´s kleines Tiefseetauchboot (okay, es gehört der NOAA, der Behörde zur Erkundung und Erforschung der Ozeane - aber die durchgeknallte Extremsportlerin ist verrückt genug, das brandneue und ungetestete Dingensgelöte auszuprobieren). Anbei die Container mit Ersatzteilen und Systemunterstützungsaggregaten, die am Stromkreislauf der CORAL SEA angeschlossen werden.




Bei etwas, für das es keinen Bausatz gibt, muss man eben improvisieren - und die heimische Schutthalde durchforsten, bis man brauchbare Einzelteile findet. Gut zu sehen die zwei schweren Elektromotoren, die die Mantelschrauben steuern - wenn man sie gegenläufig einstellt, kann das kleine Ding auf der Stelle wenden.



Und hier ein Tankfahrzeug für Feldflugplätze Dieser Typ wird für Kerosin und auch für Diesel benutzt, so daß man auch superschwere Panzer wie den M-103 (hier im Vergleich zu einem M-113, beide von der 24th Vanuatu heavy Tank Brigade) betanken kann.

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