@ Poliorketes
Das ist das Totschlagargument, das immer wieder gegen Jeden vorgebracht wird, der eine Meinung hat, die von der \'Sonderweg der Deutschen-These\' abweicht.
Ich will Opa und Oma nicht in Schutz nehmen, aber im Gegensatz zu manch anderem sehe ich mich nicht als etwas Besseres an, denn ich bin so ehrlich zuzugeben, daß ich nicht sagen kann ob ich anders gehandelt hätte, wenn ich 1918 statt 1968 geboren worden wäre.
Leider erreicht man mit so einer Meinung sogar Fraktionsstatus im deutschen Bundestag. Wer stellt eigentlich mal einen Verbotsantrag für die Linke angesichts der dauernden verfassungsfeindlichen Äußerungen einer Gesine Lötsch?
Zum Totschlagargument: Entschuldige, aber es ist leider so, dass sehr oft mit der These \"die anderen haben aber auch...\" implizit gesagt wird: \"Dann war das, was die Deutschen gemacht haben ja eigentlich \"normal\" in einem Krieg.\" Ich nehme (erfreut und zustimmend) zur Kenntnis, dass Du das anders siehst.
Ich weiß auch nicht, was ich damals getan hätte, ich wäre halt in einer anderen Welt groß geworden und \"mich\" in dem heutuigen Sinne könnte es in dieser Welt eh nicht geben. Ich habe aber keine Menschen in einem Angriffkrieg getötet, habe keine Dörfer verbrannt, Frauen vergewaltigt, Geiseln erschossen, ein Land so verheert, dass die Menschen Hunger leiden mussten usw. (um erst gar nicht mit der Shoah zu kommen). Und bisher habe ich auch nicht geplant die halbe Welt \"meinem\" Volk Untertan zu machen, geschweige es versucht. Und so lange ich das alles nicht getan habe bin ich natürlich besser als all jene, die das getan haben, und das sind in der Generation meiner Großeltern, vor allem bei den Männern, sehr viele.
Zu Frau Lötsch - ich finde da auch vieles unglücklich, aber dass die LINKE mit Ausnahme von ganz wenigen Spinnern sich weit vom Stalinismus distanziert - weiter als es etwa die CDU 20 Jahre nach dem NS von den alten Nazis in ihren Reihen getan hat, das kann ich Dir versichern.
Es gibt eine demokratische Form des Sozialismus (aus dieser Richtung kommt ja auch die SPD) aber keine solche des Faschismus. Und ein anderes wirtschaftliches System zu präferieren ist nicht verfassungsfeindlich, sonst wären das Gründungsprogramm der CDU und die frühen Nachkriegsprogramme der SPD auch verfassungsfeindlich gewesen.
Du unterstellst mir damit, daß ich die Naziverbrechen verharmlosen will. Bist Du nie auf die Idee gekommen, daß ich statt dessen der Tendenz, die Verbrechen eines Stalin oder Mao zu verharmlosen, entgegentreten will? Ich könnte Dir mit den gleichen Argumenten vorwerfen, daß Du die Massenmorde im Kommunismus gutheist, weil ja schließlich damit die Nazis bekämpft wurden. Das wäre allerdings absurd, oder? Es ist völlig egal, mit welcher verqueren Ideologie ein Genozid begründet wird, er ist und bleibt ein Genozid.
Da wollte ich dir gar nichts unterstellen. Den von mir ausgedrückten Eindruck hatte ich eher bei den Beiträgen von J.S.
Und ich glaube wirklich nicht, dass in der BRD die Gefahr besteht irgendwelche von angeblichen Kommunisten begangene Vebrechen zu verharmlosen. Ganz im Gegenteil wird hier auch noch der demokratischste Sozialismus (dessen Vertreter unter Stalin, Mao und Co sämtlich verfolgt un ermordet wurden - etwa in Prag 68) im Bausch und Bogen verworfen mit Hinweis auf die Verbrechen Stalins. Würde man so mit dem Wirtschaftssystem während des Faschismus verfahren sähe es düster aus für die Marktwirtschaft.
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Allerdings weigere ich mich, auch das Verhalten der Generationen davor damit gleichzusetzen. Wilhelm II. war vielleicht eine Niete, dessen realitätsfernes Verhalten zum Tod von Millionen beigetragen hat, aber er damit nicht alleine in Europa und er war auch kein Völkermörder.
Klar. Ich meine ja auch nicht, dass alle Deutschen immer Verbrecher waren. Es gibt da halt eine Häufung zwischen 33 und 45. Den 1. WK würde ich auch ganz anders sehen als den 2.
Es wurde zwar schon erwähnt, aber nochmal: Deutschland hat weder Großbritannien noch Frankreich den Krieg erklärt, und Deutschland hat Polen nicht alleine angegriffen. Das ist nicht als Verteidigung des Angriffs auf Polen gedacht, wobei selbst der nicht so unbegründet war, wie man es heute gerne darstellt. Mit dem folgenden Wüten in Polen haben wir Deutschen dann allerdings zu Recht alle Ansprüche auf polnisches Staatsgebiet verwirkt.
Wenn Du heute der Frankreich dern Krieg erklärst, erklärst Du der NATO den Krieg. Polen hatte Zusagen zu seinem Schutz, das war bekannt und damit war der Angriff auf Polen natürlich auch eine Kriegserklärung an die Garantiemächte (natürlich in der Hoffnung diese würden kneifen, das ist zugestanden). Nur weil die Alliierten im Fall der Tschechoslowakei vertragsbrüchig geworden waren musste man ja nicht gleich annehmen, dass die nie zu ihrem Wort stehen.
Warum man die SU ausgespart hat habe ich kurz in meinem vorigen Post zu erklären versucht, auch warum ich es für kluge - wenn auch nicht hochmoralische - Politik halte, dass man das gemacht hat.
Und klar, wenn zwei Leute aufeinander schießen unterscheidet sie nicht ihr momentanes Ziel, das immer das unmoralische Motiv ist, den Anderen zu töten, sondern der Grund, warum sie überhaupt in der Situation sind, aufeinander zu schießen. Und da gibt es eben einen elementaren Unterschied zwischen einem angreifenden Faschisten und einem angegriffenen Demokraten (übrigens gilt das auch für den angegriffenen Kommunisten, denn der hat den Krieg halt auch nicht angefangen).
Weißt Du eigentlich, was Du da schreibst? Du legitimierst hier gerade Adolf Hitler. Natürlich haben die Kommunisten Deutschland nicht angegriffen, aber die Deutschan haben weder Großbritannien noch Frankreich den Krieg erklärt. Nach Deiner These waren sie also im Recht?
s.o. Deutschland hat allen Garantiemächten implizit den Krieg erklärt (hat Deutschland später bei Japan im Bezug auf die USA ja auch so gesehen).
Und dann hast du noch geschrieben:
\"Ich kann aber nicht akzeptieren, daß die Untaten aus 12 Jahren
NS-Herrschaft nach 65 Jahren immer noch dazu herhalten müssen, jeden
Deutschen mit einem bißchen Nationalstolz das Gefühl zu geben, ein
verkappter Nazi zu sein.\"
Da ich keinen Nationalstolz habe, kann ich natürlich nicht sagen, ob man dann dieses Gefühl hat. Ich halte Nationalstolz (und zwar egal welchen) aber so und so für wenig wünschenswert. Da sind wir sicher unterschiedlicher Meinung. Aber natürlich ist z.B. nicht jeder, der dir deutsche Nationalmannschaft anfeuert, nur weil er Deutscher ist, gleich ein Nazi.