@ GoltronDiese Diskussion und sogar weitergehend die Erprobung von Kolonnen gab es ja schon um die Mitte des 18.Jh.. Man muss da nur - vielleicht für Dich überraschend - resümieren, dass die Ergebnisse meistens eher vernichtend für die Kolonne waren.
Davout hat ganz richtig das Problem mit den höheren Ausfällen erwähnt. Überhaupt haben sich solche Massierungen von Truppen auf einem Fleck nie ausgezahlt, sondern waren eine üble Falle. Man sieht das an Höchstätt, einer der wohl am besten erforschten Schlachten der ersten Hälfte des 18.Jh.. Die Franzosen warfen, da sie eine Überflügelung oder eine Einnahme ihrer angeblichen Schlüsselpositionen befürchteten, Einheiten um Einheiten bspw. nach Blindheim hinein. Der weitaus überwiegende Teil der Männer kam nie zum Feuern, bekam aber den Kugelregen der feindlichen Artillerie ab, während nur die vorderen der Verteidiger schießen konnten. Als Blindheim aufgab, zeigte sich, dass es viel mehr Gefangene gab, die gemacht wurden, als Truppen der Engländer je den Ort angegriffen hatten(!). Und auch in der Offensive erwies sich die Kolonne als sehr anfällig. Wenn man massiv vorging und der Verteidiger punktuell nachgab, wurde die \"Kolonne\" eventuell von allen Seiten bestrichen, wenn die Verteidiger in Linie, wo diese nicht eingedrückt wurde, einschwenkten.
Wenn man räumlich getrennt angriff, wie es bei Fontenoy passierte, muss diese Attacke gut koordiniert sein, was aber mit den damaligen Kommunikationsmöglichkeiten und durch das Geländer, aber auch anderen Faktoren misslingen kann. Auch muss man bedenken, dass die Tagesstunden begrenzt sind. Deswegen haben wir nicht selten früh am Morgen schon Angriffe, damit die ganze Armee ausreichend Zeit hatte, die Schlachtordnung aus dem Angriff heraus zu entwickeln. Bei Lauffeld, 1747, versuchten die Franzosen auch, vielleicht vergleichbar eher mit Freiberg 1762 als mit Torgau 1760, durch konzentrierte Angriffe an verschiedenen Stellen rasch Schlüsselpositionen zu erobern. Ich glaube, die britischen Zeitgenossen sprechen da auch von gewaltigen \"Columns\" (
https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Lauffeld#/media/File:Batalla_de_Lawfeldt_1147.jpg). Die enormen Verluste der Franzosen rangen ihren Gegnern immerhin ziemlich Respekt ab.
Die leichten Truppen bildeten auf den großen Schlachtfeldern eine Randerscheinung, welche nach meiner Erfahrung - ich kann mich auch irren - praktisch nie schlachtentscheidend wirkten. Der Kampf der Preußen gegen die leichte österr. Infanterie um den Loboschberg bei Lobositz 1756 mag typisch sein. Dass leichte Infanterie in dem unübersichtlichen Gelände eingesetzt wurde, trug selbst vor Ort Garnichts zum Ausgang bei. Die Preußen konnten auch mit normaler Linieninfanterie die auf das kleine Gefecht spezialisierten Plänkler aus den Weinbergen vertreiben. Wirklich sinnvoll ließen sich die leichten Truppen also in der Kriegsführung des 18.Jh. im großen Maßstab, also die Generalschlachten, offenbar garnicht integrieren. Ihre Stärke war die Übermannung von kleinen, schwach besetzten Vorposten, die Erbeutung von Fourage, Aufbringung von Schiffen und Booten (für wichtige Flussübergänge feldzugsentscheidend!). Im Kleinen waren diese Truppen hoch effizient und konnten mit ihren Nadelstichen dem großen Feldzug auf ihre Weise eine ganz andere Wendung geben, da die großen, schwerfälligen Heere enorm von der Versorgung etc. abhängig waren.
Wenn der Nahkampf die Schlachtfelder gerockt hätte, wäre man sicher nicht von den Piken abgekommen. Vielleicht hätte man sie auf 3m - immernoch länger als eine Muskete - gekürzt, aber wäre doch offensiv damit erfolgreich gewesen.