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Autor Thema: Knigge zu Privatgespräche in der Bar  (Gelesen 6227 mal)

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keckse

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« am: 18. Februar 2016 - 08:36:19 »

@ALL  

Guten Morgen,

da ich immer noch über eine Situation grüble & mir nicht sicher bin was Knigge dazu sagen würde und wie ich mich das nächste Mal verhalten soll/werde hier eine Frage in die Runde

SITUATION: Ich sitze in einer Bar und unterhalte mich mit einem Bekannten - am Nachbartisch beginnen 2 Studenten ein lautstarkes Gespräch, den Inhalt will ich nicht wiederholen aber bei mir gingen innerlich alle Alarmglocken an da es eine grobe Mischung aus politischem Unwissen, Tatsachenverdrehung und Ignoranz war. Stammtischniveau nach 12 Kölsch wurde meines erachtens deutlich unterschritten mal so rum gesagt.
Leider konnte ich nicht an mich halten und mußte mich kurz einmischen um bei einem \"Beitrag\"  einzuhacken und drauf hinzuweisen das es in der Presse zuerst falsch dargestellt wurde aber ein paar Tage später ebenso durch die Presse richtig gestellt worden ist, das war es nicht mehr und nicht weniger.  Die Reaktion war ernüchternd & machte ein weiteres Gespräch sinnlos bzw. direkt körperlich gefährlich.  Was ich denn wolle das hier wäre ein \"Privatgespräch\" war neben dem Aggropart der Einzige bei mir haften gebliebene Satz.

FRAGE: Ich grüble jetzt ob das einmischen in das \"Privatgespräch\" richtig war (sinnvoll war es zu 100% nicht). Meines erachtens gibt es ein Privatgespräch im öffentlichen Raum also z.B. in einer Bar nicht (Knigge), gerade bei politisch brisanten Themen.  Wie würdet Ihr euch in so einer Situation verhalten bzw. was meint ihr was sich da \"gehört\" ?
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Ben Turbo

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #1 am: 18. Februar 2016 - 08:47:42 »

Ich denke das hast du schon richtig gemacht. Wer sich lautstark unterhält muss damit rechnen auch von ausserhalb des eigenen Tischs Feedback zu bekommen. :thumbup:

Longshanks

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #2 am: 18. Februar 2016 - 08:59:46 »

Andersrum gilt aber auch: Wer sich ungefragt einmischt muss damit rechnen \"Verpiss Dich\" gesagt zu bekommen.

Thats life
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AEON

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #3 am: 18. Februar 2016 - 09:18:36 »

Ich halte das so: Wenn sich in meinem Umfeld zwei Typen dermaßen laut unterhalten, daß die gesamte Gaststätte mit `unterhalten´ wird, habe ich nicht die geringsten Manschetten, den Herrschaften nahezulegen die Lautstärke herunterzupegeln. Und wenn sie dann auch noch nachweislich Blech labern, brauchen sie sich nicht wundern, wenn jemand sich `genötiogt´ sieht, dazu was zu vermelden zu haben.
Natürlich muss ich gestehen - ich bin für solche Situationen denkbar gut gerüstet. Erstens interessiere ich mich für alles Mögliche und auch Unmögliche, da ich es in diversen Kurzgeschichten und auch RPGs einzubauen gedenke. Dementsprechend informiere ich mich auch über alles Mögliche und Unmögliche. Dann habe ich mir sagen lassen, daß meine rhetorische Begabung sich nicht verstecken muss. Und last, but not least - ICH muss mich nicht verstecken - weil ich es auch kaum kann. Zwei Meter groß, über zwei Zentner schwer und ungefähr der `Rügenwalder-Mühle-Typus´. Oder im Security-Fachjargon: Ich wirke ziemlich de-eskalierend.
Ob und wie jemand in solchen Sotuationen zur Tat schreitet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Aber natürlich gilt auch: Wenn es die typische intellektuelle Konkursmasse ist - und dann auch noch besoffen... Nun, die können unberechenbar sein. Mit sowas muss man rechnen. Da ist das zugegebenermaßen ungeheuer kreative `Verpiss´ Dich!´ noch die harmloseste Variante.
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Dave

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #4 am: 18. Februar 2016 - 09:21:50 »

Ich wette, es ging um den angeblich erfrorenen (?) Flüchtling, der tagelang anstehen musste, um überhaupt medizinisch versorgt zu werden.

Generell halte ich nicht viel davon, sich in fremde Gespräche einzumischen, weil doch die allerwenigsten Lust haben, plötzlich einen \"Wildfremden\" mitdiskutieren zu lassen und es dann eben entsprechende ablehnenden Reaktionen gibt. Zumal der Einwurf ja meist nicht der in der Diskussion vorherrschenden Meinung entspricht.

Einfach weitertrinken...Hohlbratzen in Bars zu treffen gehört leider zum allgemeinen Lebensrisiko.
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keckse

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #5 am: 18. Februar 2016 - 09:24:32 »

@ Longshanks

so in die Richtung denke ich es mir auch wobei ich selber gerne was dazu lerne & Fehler im Denken beseitige aber nunja. Ggf ist ein mehr mathematisches Denken eher dem Zeitgeist entsprechend  Zivilcourage bringt nichts aber kostet ggf. viel, traurig aber wahr.

Eigentlich bin ich ein großer Edmund Burke verfechter : \"Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“

Nach ein paar Erfahrungen die mir sehr bewußt gemacht haben, dass ich keine Respekt erweckende Erscheinung a la  \"Governator\" bin & die Kommunikation da endet wo Gewalt & körperliche Dominanz groß geschrieben wird kommt mir mehr und mehr der Satz eines ehemaligen Ersthelferausbilders  \"110 die Nummer gegen Nummer - melden befreit\" in den Sinn. Selber in so einer wie obiger Situation direkt einmischen werde ich mich nicht mehr.

Ich ärgere mich auch das ich es überhaupt gemacht habe aber schiebe es aufs Alter es fehlt wohl noch die Altersweisheit & Gelassenheit, Zitat Hemmingway

 \"Man braucht zwei Jahre um sprechen zu lernen und fünfzig, um schweigen zu lernen.\"

@AEON

Klarstellung falls es oben falsch rüber kam: Betrunken waren die Herren nicht (!) nur das Niveau war (meiner Meinung nach) entsprechend ...  und zur LAUTSTÄRKE : es konnte nicht die ganze Bar mithören aber ich denke alle Tische drum herum in 2m Umkreis (ohne sich anzustrengen, wobei bei gewissen Themen man zugegeben wohl \"hellhöriger\" ist)

@DAVE

Nein das Thema war es nicht, das wäre eher noch \"harmlos\"  gewesen (traurig aber wahr) ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen oder werden.  Mitdiskutieren wollte ich da auch nicht aber falsche Tatsachen so stehen lassen nunja .... & wenn die heutige Jugend ja Smartphone und Co. ja 24/7 bei sich hat kann man ja Google bemühen und selber nachlesen. Jetzt kommt von mir etwas \"Schubladendenken\" aber von Studenten erwarte ich so was wenn man politische Themen angeht
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AEON

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #6 am: 18. Februar 2016 - 09:31:40 »

Oh, wenn es dann auch noch gefährlicher Blödsinn ist, werde ich erst recht aktiv. Da kenne ich nix. Denn es stimmt: Die Dummheit hat schon gewonnen, wenn dagegen nicht gleich der große Bremsklotz ausgepackt wird. Das geht bei zwei Flachzangen in einer Bar natürlich noch - bei einem ganzen Satz gröhlender Mongos hingegen tendiere auch ich dann lieber zur 110.
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Schrumpfkopf

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #7 am: 18. Februar 2016 - 09:34:30 »

Vergebene Liebesmueh. Insbesondere wenn Alk im Spiel ist.
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Pappenheimer

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #8 am: 18. Februar 2016 - 09:35:28 »

Ich befürchte, dass es da kein allgemeingültiges Rezept gibt. In England z.B. ist das formalisierter. Wer am Tresen sein Pint trinkt, will auch angesprochen werden. Wer am Tisch sitzt, will seine Ruhe haben. Das ist ganz praktisch dort. Man wird wirklich angeredet, kommt gezielt mit Einheimischen in Kontakt. Kennt man vielleicht auch aus \"Midsomer Murders\" (in Dtl. \"Inspector Barnaby\"). Das Verhalten in den Pubs in der Serie gibt das ganz gut wieder. Am Tisch angequatscht zu werden, ist da aber schon eher sowas wie Tabu.
Ich denke, dass es in Deutschland stark von der Region abhängt. In Brandenburg würde ich NIEMANDEN in der Kneipe anreden. Brandenburger - war ich ja auch mal - bleiben nunmal unter sich. In Thüringen und Sachsen habe ich bis jetzt praktisch immer erlebt, dass man eine höfliche Antwort bekam, wenn man z.B. bei einer Runde Skat einsteigen wollte.
Ich glaube nicht, dass es einen Tresen-Knigge gibt. Selbst wenn würde es ja nichts taugen, weil den offensichtlich niemand kennt.  :D
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Maréchal Davout

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #9 am: 18. Februar 2016 - 09:59:20 »

Hallo,

Ja, solche Begebenheiten kenne ich auch, wo ich geneigt wäre, andere Leute zu \"erhellen\".

Nach Knigge wäre wohl eine Gesprächseröffnung derart richtig:
\"´Tschulgigung, aber ich kam nicht umhin ihre/eure Unterhaltung zum Thema X mitzuhören. Dürfte ich dazu eine Bemerkung machen?\" (Wahre Höflichkeit kommt manchen dann schon wieder gestelzt vor, aber negativ fällt man damit selten auf.)

Wenn die Leute dann nein sagen, hat sich der Fall erledigt und man hält sich raus. Gehen sie darauf ein, ist doch auch alles klar. Fängt man gleich an, ungefragt Dinge richtigstellen zu wollen, wirkt man wie ein Besserwisser und das kommt nicht gut an, auch wenn es auf der Sachebene der Wahrheit entsprechen mag.

Ich saß letztens in der Straßenbahn und mir gegenüber unterhielt sich eine ältere Dame freundlich bemüht mit einem älteren Herrn, der kaum Deutsch konnte und aus Syrien kam. Sie fragt immer wieder, ob denn schon Krieg gewesen sei, als er Syrien 2006 verließ. Er verstand sie nicht und mir juckte es in der Kehle, einfach die Sachinformation zum Syrienkonflikt beizusteuern. Musste dann aber aussteigen, bevor ich mich entschieden hatte.

Allgemein einzuschreiten, wenn Menschen von falschen Tatsachen ausgehen, wäre wohl eine vergebliche Mission und hat auch noch nichts mit Zivilcourage zutun. Dann lieber irgendwo dazu öffentlich schreiben, sprechen etc. Was anderes ist es, wenn ich Verunglimpfungen, rassistische Bemerkungen etc. auf der Strasse gerade von Jungendlichen höre - das darf man sich verbitten und als falsch einrücken.

Viele Grüße
Felix
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Bukowski

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #10 am: 18. Februar 2016 - 10:36:24 »

Hingehen, laut “Fresse halten“ schreien, Tisch umwerfen und irre gucken.....funktioniert immer und wird vom Knigge nicht sanktioniert...wenn doch, scheiß drauf.
Wenn jemand sich menschenverachtend äußert, oder durch Dummheit Hass und Zwietracht streut, entbindet mich das von jeglicher Art der Höflichkeit !
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\"Was ich habe ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen.\"

keckse

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #11 am: 18. Februar 2016 - 10:52:46 »

@ Pappenheimer

Danke für die Anekdote zu England, war mir so nicht bekannt aber ist sehr gut zu wissen, irgendwann steht die große Englandrundreise an :)

@ Maréchal Davout

es war keine Besserwisserei (wegen mir kann jeder gerne glauben die Erde sein eine Scheibe solange er mir die Meinung nicht aufzwingt & damit nichts gefärhliche anstellt)  es ging eher in Richtung von Bukowski  \"...oder durch Dummheit Hass und Zwietracht streut\"  zumal ich die Gefahr das so was willentlich / bewußt gemacht wird als Gefahr in Verzug sehe mit Stimmungsmache
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Maréchal Davout

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #12 am: 18. Februar 2016 - 11:01:17 »

ich habe auch nicht behauptet, dass es Besserwisserei gewesen sei, nur das es für Schnellurteiler, die sich unterbrochen fühlen, so wirken kann.

Inhaltlich wissen wir ja gerade nicht, worum es hier ging, insofern kann man dazu auch nichts sagen.

Ja, Höflichkeit ist kein Sanktionssystem :)
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keckse

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #13 am: 18. Februar 2016 - 11:31:03 »

@ Maréchal Davout

Da hatten wir aneinander vorgeschrieben und ein hermeneutisches Potentialfeld gefunden.  Das Thema um was es ging will ich hier nicht breittreten, es war wie gesagt politisch und nichts in der Art wie \"War das Wembleytor ein Tor oder nicht\" sondern halt Zündstoffbeladen (wie man ja vermuten kann).

Wobei das Thema im Detail keine Rolle spielt - es geht eher um die Frage \"Was tun\"  & was wäre das \"Richtige\" verhalten ?
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Grandmaster

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Knigge zu Privatgespräche in der Bar
« Antwort #14 am: 18. Februar 2016 - 12:32:55 »

Es ist immer eine Frage, wie man sich in ein solches Thema einmischt (oder besser nicht). Kommt es klugscheißerisch rüber, dann wird das meißt nix. Und wenn es um Politik ging: Ich denke, dass wir gesellschaftlich gerade so etwas wie eine \"Repolitisierung\" haben. Zumindest in Teilen der Gesellschaft. Und im Bereich Politik (auch und gerade jetzt) sind viele Themen sehr heiß, da die unterschiedlichen Meinungen doch oft sehr konträr zueinander stehen.
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