Seehofer war schon immer für Volksabstimmungen, jedenfalls als Ministerpräsident. Vor allem deutlich mehr, als vielen in seiner Partei lieb ist. Wenn man das weiß, versteht man zB auch den affentanz um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen besser.
Ist übrigens ein gutes Beispiel für eine Schwierigkeit bei Volksabstimmungen - wer darf mit abstimmen?
Mein persönlicher Eindruck ist, dass Volksabstimmungen von vielen Politikern als unbequem empfunden werden. Sicher auch, weil man die Entscheidung aus der Hand gibt (unmittelbar[er] an den Souverän!), aber vor allem, weil man die Bevölkerung viel stärker informieren und (möglichst mit Argumenten) zu einem konkreten Thema überzeugen muss. Und das ist anstrengend. Wesentlich anstrengender als \"mehr Arbeit, weniger Steuern, im Bereich des möglichen\".
Man muss aber auch so ehrlich sein, dass nicht alles für einen Volksentscheid geeignet ist. Nichtraucher Gesetz ist so ein Beispiel, das schon sehr komplex und (rechts-) technisch war. Es muss mE um grundentscheidungen gehen, und man muss die richtigen Fragen stellen.
Zurück zum Brexit: gab es neben ja (\"raus um jeden Preis\") und nein (\"weiter so\") auch eine Alternative? Dann hätte das Ergebnis vielleicht anders ausgesehen, und wäre genau genommen für die EU deutlich unbequemer gewesen. Nur wie formuliert man so ein \"ja aber\", dass man auch ein konkretes, umsetzbares Ergebnis bekommt, ohne gleichzeitig so aufzuschlüsseln, dass man zig \"ja aber\" Varianten hat, die keiner mehr versteht, und die einzeln nicht genug Stimmen bekommen, auch wenn insgesamt die Mehrheit für \"ja aber\" stimmt?