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Charlottesville und Robert E. Lee

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Pedivere:
Nicht nur wie Trump dazu Stellung bezogen hat (es ist noch nicht vorbei), sondern was in Charlottesville passiert ist ein Scheideweg vor dem man nicht kneifen kann Stellung zu beziehen.
Das war eine rassistische, gewalttätige Demo und jedes rechtstaatliche Mittel um sowas zu unterbinden ist gerechtfertigt, inklusive ziviler Ungehorsam. Bewaffnet waren die Rechten, Punkt.

Und wenn es Symbole gibt die dazu beitragen rassistische und faschistische Meinungsträger zu mobilisieren, dann müssen die weg aus dem öffentlichen Raum und in ein Museum wo sie der Aufklärung dienen.
Die Verklärung Robert E.Lees zu einer rein historischen Figur und einem militärischen Genie unter Aussparung des historischen Kontextes erinnert mich sehr an den Diskurs über die deutsche Wehrmacht die ja \"nur militärische Befehle befolgt\"  habe und rückblickend von persiliserten Generälen im Dienste ihrer eigenen Apologetik zum Opfer Hitlers stilisiert wurden.
Manchmal höre ich den Nachhall solchen Gedankenguts leider auch in unserer Wargaming Szene....

Gottseidank gab es ja die Ausstellung zu den Kriegsverbrechen der Wehrmacht die mit dieser Geschichtsverbiegung aufgeräumt hat. Mir scheint die USA könnte sowas auch mal gebrauchen \"die Sklavenhalter-Vergangenheit historischer Figuren\"  oder so, denn so einiges Pack dort tut sich ja gerade sehr schwer damit die Perspektive ihrer Opfer einzunehmen.

Wir können nur hoffen daß Charlottesville einer der letzten Topfen ist die das Faß zum Überlaufen brachten welches die Präsidentschaft dieses Irren Trump und seiner Handlanger wegschwemmt.

Pappenheimer:
Gut ich denke jetzt nicht, dass jedes Denkmal deswegen in ein Museum wandert, nur weil es irgendwann einige Jahrzehnte einen Platz zierte.

Bei uns ist bei der Umgestaltung einer großen Platzanlage zwischen Stadttheater und Uni das Carl von Rotteck-Denkmal verschwunden. Der war badischer Verfassungsrechtler (also er hat sich für eine Verfassung eingesetzt und wurde dafür auch verfolgt), Freund des Rektors der Uni, Jacobi, und selber an der Uni sehr umtriebig. Gut, in Freiburg hat Geschichte einen sehr schlechten Stellenwert (viele denkmalgeschützte Gebäude werden abgerissen)... Auch erstaunlich wie umstritten ein Denkmal früher war und man diese Umstrittenheit von früher nicht heute als Anlass nimmt ihm wieder einen Platz an prominenter Stelle zu gewähren:  https://de.wikipedia.org/wiki/Rotteckdenkmal

Es soll ja hier um Robert E. Lee gehen und eigentlich hatte der Threadersteller ja gefragt, was Lee auszeichnet und ein bisschen angedeutet (wenn ich ihn richtig verstand) wozu man solche Denkmale braucht.
Ich selber kann mich nicht erinnern oft Denkmale fotographiert zu haben. Einmal war ich im Garten von Schloss Thiefurt und habe mich da ablichten lassen wie ich nen Schirm über das Denkmal vom alten Wieland (für weniger Bewanderte: ein Deutscher Dichter um 1800, für Napifans: Napoleon hat ihn auch bei seinem Weimar-Aufenthalt getroffen, da er ihn für eine der wichtigsten Personen vor Ort hielt - beide waren wohl übereinander sehr enttäuscht) gehalten habe. Da standen noch mehr Denkmäler rum, die wohl zeitnah als persönliche Erinnerungsstätten der Zeitgenossen an ihre Freunde gedacht waren.
Die Frage bei Robert E. Lee ist wohl nach den Verdiensten. Hat er die Welt irgendwie voran gebracht oder die USA? Seinen Bundesstaat? Dass er menschlich d.h. körperlich im Dienste seiner Sache viel geleistet (also getan) hat, steht sicher außer Zweifel.
In Dtl. oder Österreich hinterfragt man, glaube ich, bei der Bewertung eines solchen Denkmals den Denkmalwert. Heißt: ist es ein historisch bedeutendes Monument? Prägt es seit geraumer Zeit das Stadtbild? Man denke an das Karl-Marx-Monument in Chemnitz, wo es die Umgebung prägt und einfach zur Architektur der Zeit, als Chemnitz noch Karl-Marx Stadt hieß, passt.
Irgendwie kann ich an Robert E. Lee nix besonders erinnerungswertes finden. Vielleicht auch, weil ich ihn durch Fotos etc. aus der Zeit, als ich ne Menge über den Bürgerkrieg las, eh vor Augen habe.

Michel:
So einfach ist die Welt... :rolleyes:

Nischenspieler:

--- Zitat von: \'Wellington\',\'index.php?page=Thread&postID=256154#post256154 ---Viele dieser Statuen um die jetzt geht, wurden erst im Laufe des 20. Jahrhundert von Klansmännern, Rassisten und Südstaatenromantikern als Reaktion auf die Versuche die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung abzuschaffen, aufgestellt. Auch zu dieser speziellen Statue gibt es unter anderem die Version dass Klansmänner dahintersteckten. Es sind also in den wenigsten Fällen \"harmlose\" Denkmäler die die historischen Personen ehren, sondern von Anfang an Duftmarken des Rassismus, der Unterdrückung und des Hasses. Auch die Konföderiertenflagge wurde erst wieder in den 60ern in, als Reaktion auf den Kampf gegen die Diskriminierung.

--- Ende Zitat ---

Diese Info ist neu für mich und sollte sie richtig sein, ist in meinen Augen das entfernen der Statue damit gerechtfertigt.
Damit ginge es schließlich um eine neubewertung der Geschichte, sondern darum Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.

Goltron:
Man kann solche Denkmäler, Straßennamen oder ähnliches nicht Pauschal sondern nur sehr Einzelfall spezifisch beurteilen. Wenn wir da eine Statue von Robert E. Lee haben, dann spielt es eben nicht nur eine Rolle wer Lee war sondern auch wer zu welchen Zweck diese Statue errichtet hat. Ich habe jetzt aber keine Ahnung wie der Fall hier in Charlottesville liegt.

Es ist eben so das alte Symbole und auch Personen durch Benutzung neuer Gruppen andere Bedeutungen erhalten können. Man muss (und sollte) das nicht immer hinnehmen, darf es aber auch nicht ignorieren.

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