Der Pub > An der Bar
historical wargaming - was formt unser Bild?
Utgaard:
Kleiner Hinweis dazu: Mein Blog ist nicht mehr aufrufbar, der neuen DSGVO sei Dank - er ist nicht gelöscht, steht aber auf privat (ich führe den sogar noch weiter als das, was er für mich immer war - ein Hobby-Tagebuch, nur von außerhalb halt nicht mehr sichtbar).
Flotter_Otto:
Mann, wird hier viel geschrieben. Pappenheimer, deinen letzten Beitrag hier fand ich gut. Sonst will ich in diesem Thread kein weiteres Pulver verschießen.
Pedivere:
na die Beiträge im forum sind ja noch da, und mit ein bißchen Zeit kann ich ja auch noch den einen oder anderen Kampagnebericht ins forum schreiben.
Ich muß das nochmal betonen - bis auf wenige Aspekte die klar geworden sein sollten bin ich nicht darauf aus den Spielern auf die Füße zu treten. Mich nervt viel mehr die Industrie (Film, Fernsehen, Wargaming, etc.) die das Geschichtsvertändnis versaut. Wir dürfen aber schon darüber nachdenken wie wir mit diesem Angebot umgehen, finde ich.
so, mittlerweile haben mich auch konkrete Fragen zum historischen Spielen erreicht:
\" die Frage die Raum wie es sich auswirkt, dass der Wargamer die genauen Positionen der feindlichen Truppen\"
bei CoC kennt er sie nicht, es gibt nur für den Gegner nicht einsehbare Jump off Points die vorher in einer Spähphase ausgespielt werden. Dort erscheinen die Truppen nach Befehl.
\" ihre Ausrüstung\"
die Basisausrüstung ist bekannt, nämlich der Standardplatoon, der Rest nicht. Man kennt nur den Punkte Unterschied der die Menge der Unterstützung definiert. Was kommt ist nicht bekannt.
\" und ihre Kampfstatistik kennt.\"
Die menschlichen stats sind für alle gleich, und bei den bevorzugten Taktiken und Organisation würde das unter militärischer Spionage fallen. Davon abgesehen haben unterschiedliche Truppenqualitätetn unterschiedliche handicaps dieses Wissen des Spielers zu verwerten
\" wiegen solche Dinge schwerer als Regelmechanismen und deshalb die Frage wie sich das auf dem Tisch praktisch umsetzt.\"
ja, nur sind die oben beschriebenen Aspekte in CoC eingebettet, also Teil des Mechanismus - man kann also nur historisch korrekt spielen, sonst verliert man.
Für Interessierte gibt es die schönen TFL Videos im Netz, oder man kommt einfach mal in Köln vorbei :cool:
Die anderen Systeme von TFL kenne ich leider wenig, die funktionieren aber nach ähnlichem Konzept - play the period, not the rules
Es gibt natürlich auch bei solchen Spielen speziell und beim historischen Spielen allgemein Frustaspekte die man in Kauf nehmen muß. Viele historischen Schlachten oder Gefechte lassen sich nicht einfach drehen auf einem beliebigen Maßstab. Die Schlacht von Gazala kann ich taktisch mit countern spielen, da läßt sich was verändern am historischen Ausgang. Auf operativer Ebene hab ich Bir Hakim entweder eingekesselt oder bin dran vorbeigefahren. Wenn ich den Kessel nicht angreife gibt\'s kein Spiel. Wenn ich den angreife, auf Brigade oder Kompanie Ebene, erlaubt mir die Taktik Verluste zu mindern oder eben den Stützpunkt schneller einzunehmen - am Resultat wird sich nichts ändern.
Auf Platoon Ebene kann ich eben noch ein bißchen lokalen Sieg rausholen, weil der Gegner keinen Schwerpunkt bilden kann.
Für WW2 usw ist eigentlich 20 oder 15mm besser geeignet, aber meine Augen sind nicht mehr so gut und ich hab mehr Spaß an 28mm. Man kann aber problemlos Kompaniegefechte damit durchziehen, anders lassen sich krasse Qualitätsunterschiede im Material kaum ausgleichen. Man hat aber die Nase immer in der Recherche, anders läuft das nicht.
Für Turniere ist BA natürlich viel besser geeignet, wer auf sowas Bock hat.
Hanno Barka:
Juliua Caesar ist in keinster weise historisch Akkurat und schon gar kein Tatsachenbericht. Der gute William war nämlich nicht dabei. Die politischen Bezüge sind (fast) allesamt auf das England der Tudorära gemünzt - und trotzdem ist es ein großartiges Historiendrama.
Pappenheimer hat geschrieben für ihn machen historische Taktik 50% des Reizes aus, die Optik des Spielfelds 10%. Für mich ist die Optik ein k.O. Kriterium. Wenn mir das Spiel nicht gefällt, ist es mir egal wie taktisch, historisch etc. es ist - es interessiert mich dann einfach nicht. Allerdings beeinflußt die historische Authenzität durch aus wie die Optik auf mich wirkt. Von der Bemalung der Figuren bis dazu wie sich die Einheiten am Schlachtfeld bewegen und zueinander stehen. Was man als authentisch betrachtet hängt wiederum stark vom allgemeinen aber auch themenspezifischen Bildungsgrad ab. Ein akademischer Historiker wird hier mit anderem Maßstab messen, als ein engagierter Geschichte-Hobbyist, der wieder anders als ein engagierter Figurenmaler und Dioramenbauer. Ergänzt um weitere Archetypen wie den Schachtaktiker etc und noch eine Beliebige Kombination dieser Archetypen, die erst einen realen Menschen ausmacht. Wie sehr man sich im Wargaming an anderen Medien orientiert ist letztendlich persönliche Vorliebe, Wenn man die Rezeption von Krieg in der Gesellschaft aktiv beeinflussen will, sollte man Kriegsfilme drehen oder Bücher schreiben, Wargaming ist kein geeignetes Medium um gesellschaftspolitisch zu wirken.
Hveðrungr:
Da wage ich mal zu widersprechen.
Medien die ökonomisch bestimmt sind sind kann man nicht beeinflussen. Jenseits des Bildungsauftrags an Schule und Uni erreicht man Menschen am besten in Umfeldern, die von einer hohen persönlichen Initiative geprägt sind und deren Gestaltungsspielraum wenig ökonomisch beeinflußt ist. Reenactment und Wargaming würde ich hier mal dazuzählen. Das sind die Leute die eher freiwillig ins Museum gehen.
Mir war jetzt aber nicht bewußt daß es hier um gesellschaftspolitische Wirkung geht......
Es ging doch darum was unser Bild vom Wargaming bestimmt und wie man historischer spielen kann, als Bereicherung des Hobbys. Oder bin ich wo falsch abgebogen?
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