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Go West! at the Movies

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Pappenheimer:
Derzeit steht noch in der Arte-Mediathek dieser Film, der zumindest von der Handlung her eher ein Western ist, auch wenn der Zeitrahmen eher früh gewählt ist.

"The fighting Kentuckian" / "In letzter Sekunde"
USA 1949
Regie: George Waggner
Darsteller: John Wayne, Vera Ralston, Oliver Hardy, John Howard

Handlung: Nach den napoleonischen Kriegen haben sich zahlreiche Exilanten aus Frankreich in Alabama angesiedelt und halten ihre militärische Tradition aufrecht. Der Soldat John Breen aus Kentucky verliebt sich in die Tochter eines französischen Generals der Garde. Doch ist diese bereits mit dem reichen Randolph verlobt, dem ihre Eltern viel zu schulden meinen. Breen soll sich auf Geheiß von Ann Logan als Landvermesser ausgeben, da sie behauptet den Mördern ihres Geliebten auf der Spur zu sein, der selber Vermesser gewesen war. Damit geraten Breen und sein Gefährte Willie Paine zwischen die Fronten der Flößer unter George Hayden und den Franzosen, die ihm scheinbar nicht glauben, als Breen eine Verschwörung beinahe aufgedeckt hat.

Der Film lebt von den sehr unterschiedlichen Charakteren: den stolzen Franzosen, dem zupackenden Vorzeigeamerikaner und den verschlagenen Bösewichten sowie obendrein 2-3 Figuren deren Absichten man nicht klar von Anfang an kennt. Obwohl damals als einer der positiveren Aspekte des Films gewertet, verstehe ich den gangen Sinn der Rolle von Oliver Hardy nicht. Er ist einfach neben John Wayne null Prozent witzig, wenn der ganze Witz ist, dass er nicht aufs Pferd kommt oder versehendlich seine Trompete zerdrückt. Das passt auch schlichtweg nicht in die ansonsten eher melancholische Stimmung des Films.
Doch die ziemlich komplexe Story wird weder am Ende befriedigend aufgelöst, noch ist sie irgendwie in sich schlüssig. Wozu braucht Hayden die Franzosen? Wenn er sie massakrieren lässt, soll das niemandem auffallen? Wer steckt hinter der Bestellung Breens zum Landmesser?
Es ist natürlich absurd, dass 1819 die französischen Soldaten noch allesamt ihre Uniformen haben sollen, die sie 1813 oder so ausgeliefert bekommen haben. Das Bonnet de Police gab es offenbar im Sonderangebot, da das dann auch wirklich jeder Franzose trägt und nur wenige auch zivile Kleidung zu haben scheinen. Der Rest der Kostüme erinnert eher an "Vom Winde verweht" statt an die späten 1810er...

Darsteller: ***
Bilder: ***
Story: **

Für viele Westernfans ist der Film vielleicht von daher interessant, um einfach einen Streifen aus der Ära vor Rio Bravo u.Co. zu sehen aus John Waynes Schaffen, auch wenn er sich hier 1949 auch schon genauso als alter Haudegen gebärdet wie dann in den 50ern und 60ern.

Pappenheimer:
Diesmal ein eher ungewöhnlicher Film, den ich aus Kindertagen kannte, man auf YT nur auf Italienisch oder in einer völlig verhunzten Schnittfassung findet.

"Il bianco il giallo il nero" / "Stetson - Drei Halunken erster Klasse"
I 1975
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Eli Wallach, Giuliano Gemma, Tomás Milián, Manuel de Blas

Handlung: Edward Gideon ist zum Ärger seiner Frau ein Sheriff ohne Tadel. Nachdem er von Stetson, dem Schweizer, ausgeraubt wurde, trifft er diesen nach einem Zugüberfall wieder. Bei diesem ist ein Samurai und die meisten Begleiter des Zuges ermordet worden um ein kaiserliches Pony zu entführen. Der Sheriff soll nun 1.000.000 Dollar Lösegeld an die Apachen überbringen. Doch auch die zwielichten Gesellen, die von einem gerissenen Bankdirektor ihm hinterher geschickt werden, machen dem Sheriff die Hölle heiß, der sich mit Sakura, dem Stallknecht des Samurais und Stetson auf seiner Odysee zum Adlerpass rumschlagen muss.

Dies war Sergio Corbuccis letzte Arbeit im Bereich des Italowesterns. Später hat er noch billiger gemachte Streifen gemacht. Als Kind fand ich schon den Film etwas überlängt. Es gibt durchaus witzige Einfälle wie diese Stadt in der alle Einwohner im Gefängnis eingesperrt sind oder auch dieser Mix aus Eastern und Western. Aber es gibt auch etliche Szenen im Katz- und Mausspiel von Gemma und Wallach, die man sich hätte sparen können. Die Anachronismen (wie das Motorrad und sogar ein Auto) fand ich schon immer ulkig, tragen auch nicht wirklich zur Handlung was bei.
Was Spaß macht an dem Film ist mit welcher Begeisterung die Großen des Italowesterns hier nochmal aufspielten und das bei einem durchaus aufwendig gemachten Film, der alles bietet, was das Westernherz wünscht: Sheriff, Appachen, Gangster, Zugüberfall, US-Kavallerie, leicht irre Ganoven, Bordelle usw.. Die Kameraarbeit ist dabei durchaus bisweilen vorzüglich, vor allem wenn man Jack den Schwarzen einfach mal am Anfang von seiner Ranch in die Steppe reiten sieht.
Die Dialoge könnten direkt aus den Spaßwestern des Duos Spencer/Hill stammen und sorgen auch noch heute für Nostalgiker für eine launige Unterhaltung.
Die Brüder Angelis produzierten einen Soundtrack der Ohrwürmer. Mal was anderes als Morricone, aber irgendwie passend für die Art von Westernkomödie. Es gibt auf jeden Fall schlechtere Vertreter des Subgenres.

Darsteller: *****
Bilder ***
Story ***
Sound ****

Pappenheimer:
Passend zu meinem letzten vorgestellten Film ein weiteres Werk von Corbucci, welches sogar etliche Parallelen zum Film von 1975 aufweist.

"Navajo Joe"
I 1966
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Burt Reynolds, Aldo Sambrell, Nicoletta Machiavelli, Fernando Rey

Handlung: Der Bandenführer Duncan ist es gewohnt Indianer niederzumetzeln und dafür ein Kopfgeld zu kassieren. Das Dorf von Navajo Joe wird auch heimgesucht und alle, auch seine Frau und die Kinder, bis auf ihn niedergemetzelt. Doch Duncan wird schockiert, als er erfährt, dass es nicht mehr den gewohnten Lohn für seine Verbrechen gibt. Daher sinnt er auf eine neue Einnahmemöglichkeit. Er will einen Zug mit einer großen Summe Geldes überfallen. Nach erfolgreichem Kampf gelingt es aber Navajo Joe den Zug mit dem Geld in die kleine Stadt Esperanza zu bringen. Nun beschließt Duncan die Stadt anzugreifen. Navajo Joe findet in den verzagten Bürgern, die gegenüber ihm sowieso Ressentiments haben, keine Unterstützung, schafft es aber nachdem er selbst aus den Fängen der Banditen befreit wurde mit Duncans Männern abzurechnen. Auf einem Friedhof seines Stammes kommt es zum Finale zwischen Duncan und Navajo Joe.

Bemerkenswerterweise heißt der "Indianerhasser" hier im Film genauso wie der in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse" Duncan. Doch in diesem Film bekommt der Bösewicht einen noch tieferen Charakter indem der Zuschauer auch Duncans Beweggründe erfährt. Er ist ein verstoßener, immer verhasster Mensch, der seit Kindesbeinen Ablehnung erfahren hat. Das gibt auch Aldo Sambrell endlich die Gelegenheit einmal in der Hauptrolle zu brillieren, während Burt Reynolds als Navajo Joe eher blass bleibt. Wie in Corbuccis Filmen üblich spielt eine Gesellschaftskritik der Verachtung für eine bestimmte Menschengruppe (arme Leute, Navajos Stamm, Mexikaner usw.) als Problem eine vordergründige Rolle ohne dass die Action oder Spannung darunter zu sehr leiden würde. Mit Fernando Rey und Aldo Sambrell treten zwei immer wiederkehrende Darsteller des Genres auf.
Ennio Morricone liefert einen ins Mark erschütternden Score.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story *****
Sound *****

Riothamus:
Das sind mal zwei punktgenaue Kritiken, die ich genau so unterschreiben kann.

Vielen Dank, dass du uns trotz manchem schlechtem Film unverzagt mit solchen Reviews versorgst.

Pappenheimer:
Dies ist m.W. die letzte gelungene Westernkomödie mit Bud Spencer. Woher der phänomenale Soundtrack kam, konnte ich nicht rauskriegen bisher.

"Occhio alla penna" (Eine Faust geht nach Westen)
I, D 1981
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Bud Spencer, Joe Bugner, Piero Trombetta, Carlo Reali, Sara Franchetti

Handlung: Die kleinen Gauner Buddy und "Adlerauge" schlagen sich durch den Wilden Westen, wobei scheinbar öfter als einmal Buddy seinen Kumpan raushauen musste. Nachdem Buddy wieder einmal seinen Freund befreit hat, erbeutet dieser bei einem Zugüberfall versehentlich einen Arztkoffer. Dadurch halten fortan die Einwohner von Yucca den großen Buddy für einen Arzt und laufen ihm die Türe ein. Buddy kann endlich ein Leben mit geregelten Mahlzeiten führen und alles wäre gut, wenn da nicht die große Bande wäre, die ständig die Stadt überfällt, was viele Bürger zum Fortziehen bewegt. Doch Buddy bietet den Gesetzlosen die Stirn, während Sheriff Bronson machtlos wirkt. Die Einwohner von Yucca kommen auch mit der Zeit dahinter, dass etwas mit dem Sheriff nicht stimmt. Dieser beschließt zu handeln indem er die Stadt dem Erdboden gleichmachen will, während die Bürger auf einer Feier beim kleinen Popsy sind. Doch der falsche Sheriff hat seine Rechnung ohne Buddy gemacht...

Die Handlung dieser Westernkomödie ist verhältnismäßig interessant. Es gibt einmal keine aufrechten Gesetzeshüter und Bud Spencer spielt wieder den Gauner, der ungewollt Gutes schafft. Der bekannte Boxer Joe Bugner spielt wieder wie in anderen Filmen Bud Spencers Gegenspieler, ist damit aber durchaus treffend besetzt ohne ein Schauspieler zu sein (was Bud Spencer ja auch nicht ist). Der Film ist in Relation zu anderen Komödien von Bud Spencer und Terence Hill obendrein recht aufwendig gedreht. Während es allerdings praktisch keine Spannung oder interessante Wendungen gibt, besticht der Film durch einen überragenden Soundtrack von Ennio Morricone, welcher den Streifen über das Maß der üblichen Filme des Genres hebt. Die Kamerafahrten fangen schön die Weite der Landschaft ein und die Regie von Michele Lupo (vgl. oben "Der Mann aus Virginia") ist routiniert. Die Ausstattung ist aber eher mäßig (das Innere des Saloons wirkt auf mich zu modern, sehr schön fand ich die Szene am Anfang mit dem Gefangenenwagen).

Darsteller: ***
Bilder ***
Story **
Sound *****

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