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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen

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Pappenheimer:
"Longitude"
UK 2000
Regie: Charles Sturridge
Darsteller: Jeremy Irons, Anna Chancelor, Michael Gambon, Ian Hart

Handlung:
20. Jh.: Der Offizier Rupert Gould kehrt mit schweren seelischen Schäden aus dem 1. Weltkrieg zurück. Zurück zuhause gelingt es ihm kaum mehr sich in sein Familienleben einzufügen. Als Ausgleich beginnt er sich zusehends wissenschaftlich mit dem Chronometer von Harrison zu beschäftigen. Seine Ehe führt in eine Schlammschlacht in der Öffentlichkeit, während seine Arbeiten zusehends größere Beachtung in der Öffentlichkeit finden.
18. Jh.: Nach einem schrecklichen Schiffsunglück erkennt die Royal Navy, dass die Längengradbestimmung auf den Schiffen von enorm hoher Bedeutung ist. Daher wird ein Preis dafür ausgelobt. Der Tischler John Harrison macht die Entwicklung eines funktionierenden Chronometers zu seiner Lebensaufgabe. Doch auch als ihm die Herstellung desselben gelingt und er durch seinen Sohn hinlänglich erprobt worden ist, versagt ihm die Kommission die Anerkennung und zögert die Herausgabe des Preisgeldes sogar dann noch heraus, als Harrison den König überzeugt hat.

Der Film ist recht typisch für Miniserien aus UK mit einem Staraufgebot, fast einem who is who des britischen Films dieser Zeit. Heike Makatsch als Queen Charlotte fand ich eine drollige Idee. Leider sind die endlosen Debatten vor der Broad of Longitude auf die Dauer sehr sehr ermüdend. Was eigentlich Spaß macht sind die Szenen der Entwicklung des Chronometers (der heute noch als eine der wichtigsten Erfindungen Großbritanniens gilt) und die Erprobung auf den Schiffen mit all den Widrigkeiten an Bord eines Schiffes. V.a. sieht man hier mal ein Kriegsschiff aus der Sicht eines Forschers, während diese sonst in den meisten Filmen als sowas wie verschrobene Sonderlinge auftreten wie in Filmen über Cook oder in den Bounty-Verfilmungen.
Erstaunlich fand ich den Versuch teilweise Linienschiffe in Formation segelnd zu zeigen. Mit dem Tricktechnikstand 2000 offenbar noch sehr schwierig und nicht wirklich überzeugend gelöst. Die Reise mit Cook sieht besser aus.
Den Handlungsstrang aus dem 20. Jh. hätte man sich auch sparen können, auch wenn Jeremy Irons, Anna Chancelor und Barbara Leigh-Hunt schauspielerisch ihre Sache gut machen.
Es gibt wohl auch die eine oder andere Schwäche bei der Ausstattung wie z.B. zu moderne Gemälde im Hintergrund oder sowas. Aber insgesamt ordentliche TV-Qualität. Für Fans der Marine sehenswert.

Darsteller ****
Bilder ***
Schiffe **
Story **

Pappenheimer:

--- Zitat von: newood am 14. Januar 2019 - 14:44:01 ---Aber ist schon nicht ganz falsch, so richtig viele gute Dinger wie des "Königs Admiral" fallen mir spontan auch nicht ein, wie ist man hier eigentlich auf das Thema gekommen ?

--- Ende Zitat ---
Mich interessieren einfach Filme. Vieles schaue ich mir nebenbei an, während ich male. Z.B. auf "John Paul Jones" bin ich auf einer Suche zum Film zum Malen gestoßen.
Immer nur "Kings and Generals"-Dokus sind doch auch auf die Dauer öde.
So ein Thread hilft manchmal nen Film finden, den man nicht kennt.

Pappenheimer:
"Master and Commander"
USA 2003
Regie: Peter Weir
Darsteller: Russel Crowe, Paul Bettany, James d'Arcy, Max Pirkis, Richard McCabe

Obwohl hier schonmal erwähnt, will ich noch ein paar Worte zu dem Film verlieren.

Handlung: 1805 ist die "HMS Surprise" unterwegs um ein französisches Kriegsschiff aufzuspüren, das Jagd auf die britische Walfangflotte bei den Galapagosinseln macht. Der ebenso charismatische wie erfahrene Captain Aubrey hat aber nicht nur mit Franzosen zu kämpfen, sondern auch mit seiner Mannschaft, die manchmal kurz vor der Revolte steht, mit Aberglauben und nicht zuletzt seinem eigenen Freund, dem Schiffsarzt, der die Suche nach seltenen Tierarten gern über das militärische Unternehmen stellt. Manchmal wird aus der Jagd durch die "Surprise" auch eine Flucht der Briten, wenn der Feind mal den Wind auf seiner Seite hat.

Man muss wohl nicht viele Worte über den Film verlieren. Sicherlich ein Meilenstein in der Filmgeschichte. Manchmal beruhigend wie es Weir schafft einen Film auch mit dem täglichen Dienst an Bord anzufüllen. Die Outtakes machen das Leben an Bord sogar noch lebendiger - unbedingt suchen! V.a. die Seesoldaten kommen da stärker vor. Anders als wohl in jedem anderen Film ist nicht nur Crowe und Bettany sondern auch das Schiff der Hauptdarsteller, denn das Schiff ächzt, stampft und windet sich durch die Wellen, ganz wie es Stevenson so meisterlich in "The Pilot" beschrieb. Wie eine Frau so zärtlich liebt auch der Käpt'n sein Schiff und wie Ärzte behandeln die Zimmerleute das geschundene Mädchen nach einem Gefecht. Die Nahkämpfe wirken so mitreißend und realistisch wie ich es noch nie in einem Film gesehen habe, auch weil die Enge auf den Decks während der Kämpfe vorkommt. So kann kein "Held" wie man es aus alten Schinken gewohnt war elegant fechten. Das ist ein Hauen und Stechen und man meint aber dennoch Lehrsätze aus Angelos Fechtbuch anzuschauen. Auch die Nahaufnahmen braucht dieser Film nicht zu scheuen, denn man sieht wie liebevoll z.B. die Kragenspiegel auf die Kadettenuniformen genäht sind. Mir hat der Film viel Spaß gemacht und wer ihn langweilig findet, na der tickt halt einfach anders als ich. Wir haben den 2 mal Nachts im Kino gesehen und woanders kommt die bombastische Wirkung der Kamerafahrten, der Schiffsaufnahmen, Gefechte und der Weite des Meeres garnicht richtig rüber. Daher habe ich die DVD selten angesehen. Fast überflüssig zu sagen, dass die Schauspielerriege einfach fantastisch besetzt ist.
Das einzige Manko fand ich bei den Franzosen, die nicht nur stereotyp daher kamen, sondern mir auch weniger akkurat recherchiert wirkten. Eher wie verlauste Italiener (also dem Stereotyp von Italienern), obwohl dem franz. Kapitän Intelligenz und Kultiviertheit unterstellt wurde. Vielleicht ist es auch garnicht so schlimm, dass es nie zu einer Fortsetzung kam. In der Konsequenz (keine Frauen als Hauptrolle, der Film beginnt und endet auf dem Meer, keine Häfen, sinnlosen Liebeleien etc.) wirklich ungewöhnlich. Für mich wohl der beste Film zum Thema, vielleicht sogar einer der besten Filme überhaupt. Auch ein cooler Soundtrack mit dankbarerweise nicht bombastischem Sound durchweg, sondern auch Shanties und zeitgen. Musik wie Boccherini.
Für Freunde der Segelschiffära ein Muss.

Darsteller *****
Bilder *****
Schiffe *****
Story ****

D.J.:
Gelesen und Wort für Wort abgenickt.
Ein Film, wo auch die Umgebung und das Schiff eine Hauptrolle spielen, wo (in diesem Fall wirklich unnütze) Liebeleien einfach nicht vorhanden sind, die Musik mitreißt und stimmig ist und vor allem der Alltag (an Bord) richtig spannend gezeigt werden.
Ist auch einer meiner Lieblingsfilme :)

Winston:

--- Zitat von: Pappenheimer am 17. Januar 2019 - 17:15:47 ---Für mich wohl der beste Film zum Thema, vielleicht sogar einer der besten Filme überhaupt.

--- Ende Zitat ---

Vollste Zustimmung. Kommt für mich persönlich einem "perfektem" Film so nahe wie es nur möglich ist.

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