Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance
SAGA - Artur und seine Streitmacht wie aufbauen?
Riothamus:
Hm, hinten verschnürrte Lederrüstungen? So etwas trugen die Wagenlenker bei Rennen im Zirkus. Quasi die antike Version der Lederjacke heutiger Motoradfahrer. In Ägypten hat man ein Original gefunden. Eine solche Rüstung ist gut auf dem Quadriga-Stoff, dem Grabtuch Karls des Großen zu erkennen. Zwar aus dem 8. Jahrhundert, aber gut zu dem passend, was wir darüber wissen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Shroud_of_Charlemagne_manufactured_in_Constantinople_814.jpg
Gut zu erkennen der eher klappenförmige Schutz der Schultern und die Lamellenförmigen Streifen um den Oberkörper. In Byzanz, woher der Stoff stammt, gab es länger Wagenrennen als woanders. Daher können die barbarisch anmutenden Pferdehalter unten zur Vorlage gehört haben.
D.J.:
--- Zitat von: Riothamus am 22. Februar 2019 - 14:09:17 ---Hm, hinten verschnürrte Lederrüstungen? So etwas trugen die Wagenlenker bei Rennen im Zirkus. Quasi die antike Version der Lederjacke heutiger Motoradfahrer.
--- Ende Zitat ---
;D Ja, genau das hatte ich zuerst im Sinn. Pomade im Haar, glänzende Schilde und ... antike Lederjacke ;D
D.J.:
Heute war Shopping-Day ;)
Karnevalsfreitag ist dafür in der Kölner Innenstadt ein sehr günstiger Tag, da die Restalkoholiker von Weiberfastnacht entweder noch ihren Kater ausschlafen, oder beim Hausarzt um eine spontane, gelbe Auszeit betteln. Damit fällt fast ein Drittel der üblichen Menschenmassen auf den Flaniermeilen in Köln weg und man kann ohne üblichen Slalom um Smombies, gehetzte Einkäufer und genervte Ehemänner mit dicken Plastikaschen bummeln gehen :P
Ein Cornwell, auch wenn der eine andere Epoche behandelt. Aber der Meister der historischen Schlachtengemälde ist immer recht gut zu lesen und "Das Zeichen des Sieges" ist ein Einzelroman, was schon ungewöhnlich genug ist, für den Meister der Endlosserien ;)
Außerdem habe ich die Trilogie um Artus bereits.
Schokobraun für düstere Speere und - aus meinem lokalen Spielplatz dem Top Tables - habe ich mir dann danke eurer Hilfen von Gripping Beast die Spätrömische Infanterie geholt.
Alter Schwede, die Box ist ja fett gepackt! Das die Box gut gefüllt ist, wusste ich bereits aus dem Netz. Aber sie in Händen zu halten ist doch was anderes :P
8 Kleine Gussrahmen mit je 2 Bogenschützen, zwei Kriegern ohne Rüstung, einem Krieger mit Kettenhemd. Alle mit behelmten Köppen, ein Kopf mit Kappe ist auch dabei. Dazu ausreichend Schilde und Speere, aber nur für 16 Krieger Schwerter. Egal, Speere sind eh stylischer.
Zwei identische Kommandogussrahmen runden das fette Package ab.
Da ich meine Sachsen inzwischen um weitere 10 Speere erweitet habe, kann ich mit den Sachsen alleine schon eine 6 Punkte Bande für SAGA aufstellen.
Gleiches müsste Pi mal Fensterkreuz auch mit den Spätrömern drin sein, also habe ich damit in Kürze zwei Banden für SAGA bereit.
Wenn ich die Sachsen mit den Spätrömern von Artus kombiniere, wäre sogar eine schöne Streitmacht für Steinhagel drin, wobei die Sachsen entweder als eigenständige kleine Armee für Einsteigerspiele dienen könnten (9 x 3-Base Einheiten, also Minimalgröße) oder ich fasse sie als Krieger aus dem Fyrd mit den Spätrömern zusammen, wobei sie dann die billigsten Einheiten werden.
Damit wären auch ihre runden Schilde erklärt, denn die sind einfacher und billiger herzustellen, als die guten von alten Römern, von denen die meisten sowieso, ähnlich wie Kettenhemde und aufwändige Helme, oft geflickte und gut behütete Familienerbstücke sein dürften.
Jetzt gehen die Gussrahmen ins Spülbad und wenn sie trocken sind wird grundiert.
Wünscht mir bitte Windstille auf dem Balkon ;)
Riothamus:
Die Zusammenstellung bezieht sich natürlich auf die spätantike Taktik. Wurfspeere, Lanzen und Bögen in einer Einheit und Formation. Daher nur wenig geschwungene Schwerter. Aber auch für einen literarischeren Artus dürften 2/3 Schwertschwinger reichen, wenn wir die Bögen nicht mit einrechnen.
Leider fehlen hier unterschiedliche Speere. Aber Wurfspieße hast du ja noch von den Dark Age Warrior-Rahmen übrig? Vielleicht reicht das ja schon, um das nebeneinander verschieden langer Waffen darzustellen? Also, wenn das die Liste zulässt und du es wirklich spätantik-römisch haben willst.
Statt der schlichten donauländischen Mützen vielleicht einige barhäuptige Krieger mithilfe der Dark Age Warrior Rahmen? Oder auf dieser tollen Grundlage phrygische Mützen mit etwas Green Stuff? Selbst ich kriege die hin. Das würde es etwas poströmisch-britannischer machen, wenn du auch nicht alle der pillei streichen musst.
Um 200 war es in Mode, Helme unter Mützen zu verstecken. Das war verboten, da so auch beschädigte und rostige Helme versteckt wurden. Die Severer haben es dann erlaubt. Auf Bilddenkmälern sind Helme zu sehen, die unter phrygischen Mützen hervorlugen. Und in Britannien trugen einige Einheiten diese eigentlich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammenden Mützen. Von diesen haben dann auch die Angelsachsen diese Kopfbedeckung übernommen. Damit hättest du etwas für Grobmotoriker Machbares, dass deine Minis trotz Plastik einzigartig machen dürfte. Es gab auch Mützen, die Kammhelme nachahmten und später oft eher nach Hahnenkamm aussehen. Unter beiden wurden mit der Zeit immer öfter nur auf die Schale reduzierte 'Helme' bis hin zum Kaskett getragen und wohl schließlich auch immer öfter weggelassen.
Post-römisch sind auch Karomuster wieder stimmig, wenn du dich da ran traust.
Wenn du eine bestimmte Einheit vor Augen hast, kann die durchaus ihre Schildbemalung aus den Notitia Dignitatum behalten haben. Dann würde ich mich auch mal umtun, welche Kopfbedeckung dafür passend wäre. Für Artus dürfte aber auch ein Mix der Schildzeichnungen stimmig sein.
Bastler könnten mattiobarbuli ergänzen, so eine Art größerer Dartpfeile mit Widerhaken und Bleigewicht in der Mitte. Auch Äxte gab es in der Spätantike, wenn auch wohl nicht offiziell. Vielleicht hast du nicht alle Axtarme für deine Sachsen ausgeschlachtet? Für Britannien erläutert die passende Bewaffnung der schon verlinkte Halsall, aber ich habe dunkel im Kopf, dass es beides noch gab.
Riothamus:
Da ich nicht schlafen kann, ein paar Vorschläge für Schildzeichnungen.
Zuerst zu den Notitia Dignitatum, der "Aufzeichnung der Würden(träger)", nämlich der militärischen und zivilen Stellen des spätrömischen Staates. Getrennt in West- und Ostreich, weshalb auch oft im Plural von 'den' ND gesprochen wird. Darin sind die Schildzeichnungen des Großteils des Bewegungsheeres überliefert. Da nun viele dieser Einheiten einfach aus 'Vexillationen' (Abteilungen) von Einheiten genommen wurden, die weiterhin zum Grenzheer gehörten sind teils auch Schildzeichen auf diese übertragbar.
Nun ist Britannien ein Sonderfall. Neben der Verteidigung des Hadrianswalls im Norden musste der Süden und Osten sowie die gegenüberliegende Küste Galliens gegen sächsische Piraten verteidigt werden. Vieles liegt dabei im Ungewissen. Alles kurz gesagt. Hier ist nur die Einteilung wichtig, die aus den ND deutlich wird. Die Anführer des Grenzheeres trugen den Titel eines 'dux'. Die Übersetzung mit 'Herzog' trifft es nicht, eher 'Anführer / Kommandeur der Grenzverteidigung'. Jedenfalls in diesem Fall. Aufgrund der Länge jener Übersetzung ist es besser, einfach von Dux zu sprechen. Der Titel 'comes', hier auch nicht als 'Graf' zu übersetzen, stammt ursprünglich vom Kaiserhof und bedeutet wörtlich 'Begleiter'. Die Kommandeure des Bewegungsheers, dass ja ursprünglich die Kaiser begleiten sollte, wurden dann auch oft als Comes bezeichnet.
Und so finden wir in Britannien einen 'Dux Britanniarum' (Dux der Britannien, Plural, weil Britannien in mehrere Provinzen eingeteilt war), der am Hadrianswall und den nördlichen Provinzen die Truppen kommandiert, einen 'Comes litoris Saxonici per Britanniam' (Comes der Sachsenküste für Britannien), der für die ursprünglich als flexibles Sonderkommando beiderseits des Ärmelkanals eingerichtete Verteidigung gegen die Überfälle von See her zuständig war und einen 'Comes Britanniarum' (Comes der Britannien), der mit einem Bewegungsheer beiden zu Hilfe kommen konnte. Wie gesagt, in aller Kürze, was in den ND steht. Und vereinfacht. Der Comes Britanniarum war wahrscheinlich weisungsbefugt. (Die Handschriften haben 'dux britanniorum', was klar falch ist, da es der Insel das männliche Geschlecht gibt, und 'comes Britanniae' (Comes Britanniens), was schon wegen der Einteilung in mehrere Provinzen heute in den Plural verändert wird.)
Es sind also diese drei Listen zu betrachten, wobei wir uns die Arbeit anderer zu Nutze machen können:
- Comes Britanniarum: http://lukeuedasarson.com/ComesBritanniarum.html
- Comes litoris Saxonici per Britanniam: http://lukeuedasarson.com/ComesLitorisSaxonici.html
- Dux Britanniarum: http://lukeuedasarson.com/DuxBritanniarum.html
Das gibt leider nur 4 Schildzeichnungen. Dafür aber nicht so schwer als Freehand.
Zunächst die Excultatores ("Niedertrampler" als Funktionsbeschreibung: Eine hintere Reihe der Phalanx, die weniger gepanzert zu schieben und eben niederzutrampeln hatte...) oder Victores ("die Sieger", als Auszeichnung) wegen des Artusbezugs ihrer Symbolik. Dieser ist zweifach: Zunächst ist da die sowohl heidnisch als auch christlich benutzte Symbolik des Bärenkämpfers. (Abbildungen und Erläuterungen zu den Excultatores iuniores Britanniciani hier: http://lukeuedasarson.com/NDexculcatoresIunioresBritanniciani.html ) Und diese Symbolik wurde schon öfter auf Artus bezogen. Allerdings kennt man den Mythos dahinter, der in Europa weit verbreitet war, und seinen Einbau in die jeweiligen religiösen Vorstellungen nicht wirklich. Doch kann er gut tatsächlich irgendwie mit den Sagen um Artus verbunden. Schließlich könnten, wenn du es literarisch magst, die beiden sich bedrohlich gegenüberstehenden Ungeheuerköpfe aus einem Körper auf den Kampf der zwei Drachen bezogen werden. Gut, dafür gibt es jetzt keinen historischen Anhaltspunkt, aber es wäre ein einfacher Weg, Drachen stilisiert auf die Schilde zu bringen.
Die Legio Secunda Britannica (Zweite britannische Legion ursprünglich in Caernarvon; http://lukeuedasarson.com/NDsecundaBritannica.html ) hatte einfach ein Wagenrad. Gut zu malen, gut zu erkennen und auch im Mittelalter als Wappen nicht unbekannt. Und wieder ein Symbol, das sowohl heidnisch als auch christlich interpretiert werden kann.
Des Honorius Taifalische Reiter sollen einen Drachen zeigen. Da die Taifalen eine Abteilung der Goten waren, wurde, wie ich nicht verschweigen will, das Symbol auch schon als Midgardschlange oder Fenriswolf interpretiert, die die rund gedachte Welt zerstören oder die Sonne verschlingen. Drachen passte wieder. ( http://lukeuedasarson.com/NDequitesHonorianiTaifaliIuniores.html )
Bei den älteren Reitern des Honorius gibt es Gründe anzunehmen, dass sie nach Gallien versetzt worden sind. Ich will hier dennoch anmerken, dass die Gestalten in einer Handschrift nicht als Hunde, sondern als Wildschweine dargestellt sind (M), was ich als schwierigere Lesung aber bevorzugen würde, zumal es sich um die doppelt illustrierte Münchener Handschrift handelt, bei der eine Illustration wahrscheinlich näher am verlorenen Codex Spirensis angelehnt ist und die andere an der Darstellungsweise der Abschrift orientiert ist. ( http://lukeuedasarson.com/NDequitesHonorianiSeniores.html )
Drachen sind genug erwähnt und den walisischen Drachen brauche ich wohl nicht erläutern. Aber für Artus selbst wird -die Historizität der Eintragung einmal außen vor gelassen- in den Annales Cambriae erwähnt, dass er in der Schlacht am Mons Badonicus ein Kreuz auf den Schultern trug. Daraus wird heutzutage gerne, dass er eines auf seinem Schild trug gemacht.
Wenn der von Gildas erwähnte Aurelius Conanus als Nachfahre des Ambrosius Aurelianus angesehen werden könnte -in jener Zeit immerhin gut möglich, könnte Gildas Artus indirekt erwähnen: Ambrosius Aurelianus wird durchaus positiv geschildert, Aurelius Conanus negativ und dessen ungenannter Vater wird als biblisches Ungeheuer charakterisiert. Will man Artus und Ambrosius Aurelianus nicht gleichsetzen, wäre dieser ungenannte Herrscher ein guter Kandidat für einen historischen Artus. Da Gildas nur selten Namen nennt, dafür andeutet und heftig gegen die Herrscher Britanniens und seine Kleriker-Kollegen austeilt, kann Artus auch an anderen Stellen 'versteckt' sein. Jenseits der Spekulation bleibt hier, dass der Enkel in einer Version als Caninus, als "hündisch" oder als "Abkömmling eines Hundes" verballhornt wird. Doch ein Wolf als Schildzeichen für eine kleine Anspielung?
[Gildas war ein Priester, der eine Predigt verfasste, in der er die Zustände in Britannien zu seiner Zeit geißelt. Daraus, was er nicht erwähnt, kann nichts erschlossen werden. Vieles kann in dem kurzen Text nur angedeutet werden und nicht einmal der Ablauf der Ereignisse ist eindeutig geschildert. Und die Herrscher der Insel als Kabinett des Schreckens ist natürlich auch zu relativieren. Auch die genaue Zeit, in der er schreibt, wird nicht deutlich. Ca. 485 bis ca. 550 ist die mögliche Zeitspanne. Er gibt an, 44 Jahre und 1 Monat nach der Belagerung des Mons Badonicus zu schreiben, die im Jahr seiner Geburt stattfand, was mangels Datierung der Schlacht, die er zudem als Belagerung beschreibt, nicht weiterhilft. Gut, wir wissen dadurch sicher, dass es sie gab und er in der geschilderten Zeit mit den britischen Erfolgen aufwuchs: Er berichtet also größtenteils von Dingen, die er selbst erlebte oder von denen er durch Zeitzeugen hörte. Er schreibt deshalb so unverständlich von den Ereignissen, weil er sich an seine Zeitgenossen wandte, denen Andeutungen reichten. Es war ja nicht vorherzusehen, dass er schon für Beda die einzige Quelle für diese Vorgänge war. Es gibt zwar einige Hinweise, dass es eine heute verlorene Schrift gab, die ein paar Zusatzinformationen zum Thema beinhaltete, doch ist damit nichts gewonnen. Verdoppelungen und unterschiedliche zeitliche Ansätze zeigen immerhin, dass es schon damals nicht möglich war, die Geschichte des poströmischen Britanniens zu rekonstruieren. Bei einer frühen Datierung wären Ambrosius Aurelianus und Arthus übrigens gleichzusetzen, da keine Zeit für zwei Anführer bliebe, die zudem beide mit der Schlacht in Verbindung gebracht werden können, was dank Gildas Ungenauigkeit aber wieder nicht ganz zwingend ist, sondern nur sehr wahrscheinlich.]
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