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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu

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Riothamus:
Ja, der Film ist schon ein Höhepunkt und gleichzeitig ein Endpunkt für den Stummfilm. Ende der 80er lief er hierzulande sogar nochmal im Fernsehen und gehörte zu den Filmen, die unsere Deutschlehrerin mit uns besprochen hat. Statt einer einer eigenen Reihe zum Thema wurden geeignete Filme bei ihr besprochen, nachdem sie im Fernsehen liefen.

Fairbanks bestand auf einem Stummfilm und hat sich schließlich überzeugen lassen, wenigstens zwei Szenen zu sprechen. Aber er wurde schon damals in einigen Kinos mit einer Tonaufnahem gezeigt: die Zeit des Stummfilms war einfach vorbei. In Deutschland kam er angeblich nur damit in die Kinos, allerdings waren dabei auch nicht alle Szenen vertont. Aber später hat Douglas Fairbanks jr. auch eine offizielle Tonversion eingesprochen. Der Film wird heute übrigens nicht mit dem Originalton, der tatsächlich erhalten blieb, gezeigt, da dieser gemeinfrei wäre.

Sehenswert ist er jedenfall, ob mit oder ohne Ton.

Was das Machwerk von 2011 angeht, kann ich auch nur warnen. Geschmäcker sind zwar verschieden, aber da wurde sich einfach so krampfhaft bemüht, den vermeintlichen Geschmack der Masse zu treffen, dass es einfach langweilig geworden ist. Und schon Voltaire wusste: "Jede Art von Kunst ist gut, außer der, die langweilig ist."

Für Fantasy können natürlich vormoderne Luftschiffe eine Anregung bieten.

Pappenheimer:
Da der Film jetzt auf arte lief, habe ich ihn mir angesehen, auch wenn ich ihn alles andere als packend fand.

"Le comte de Monte-Cristo"
F, I 1954
Regie: Robert Vernay
Darsteller: Jean Marais, Lia Amanda, Roger Pigaut, Jacques Castelot

Handlung: Teil 1 (Der Verrat) Edmond Dantès kommt auf den Weg nach Marseille auf den Wunsch des verstorbenen Kapitäns der "Pharaon" nach Elba und soll von dort einen Brief an einen Monsieur Noitier transportieren. Zurück in Marseille gerät er in eine Intrige des jungen Unterleutnants Mondego und des 2. Offiziers der "Pharaon" Caderousse die ihn anonym beim Staatsanwalt de Villefort anzeigen. Fast hätte Villefort dann Dantès laufen lassen, wenn ihm dieser nicht gestanden hätte, dass er den Auftrag hatte an Villeforts eigenen Vater den Bonapartisten Noitier den Brief habe zustellen sollen. Nun lässt de Villefort Dantès zum Château d'If verschleppen, wo der Gefangene ohne Verurteilung bis 1833 schmachten muss. Mit Hilfe des italienischen Rebellen Abbé Faria lernt Dantès nicht nur die Intrige zu durchschauen sondern kann auch von der Insel fliehen, findet einen großen Schatz und will als Comte de Monte-Cristo seine Rache antreten.

2. Teil Nachdem Dantès den bankrotten Mr. Morel gerettet hat, begibt er sich nach Paris um seine Feinde zugrunde zu richten. Mondego hat mit Hilfe Villeforts nicht nur den Rang eines Generals sondern auch einen Sitz in der Pairskammer erlangt. Dantès spürt Villeforts unehelichen Sohn auf, den de Villefort, der sich als Danglas ausgegeben habe, 1817 sogar habe ermorden wollen. Dieses Findelkind Bruno ermordet in einer Nacht Caderousse, der ihn immer wieder bedrängt hatte. Bei dem von Villefort geleiteten Prozess kommt die Wahrheit über de Villefort ans Licht. Einen Tag spärt offenbart zudem Fatima, die Tochter eines Paschas, Mondegos Verbrechen. Mondegos Sohn sieht von einem Duell ab. Der gekränkte Mondego - Comte de Mortcerf - aber will sich mit dem Graf von Monte-Cristo schlagen. Er unterliegt und nachdem die Öffentlichkeit ihn verurteilt begeht er Selbstmord. Mercédes bleibt allein in Marseille zurück, da ihr Sohn Seeoffizier wird, während Monte-Cristo mit Fatima in ein neues Leben aufbricht.

Diese Verfilmung schwankt zwischen bombastischen Aufnahmen wie in der Pairskammer und drögen Partien. Insbesondere wenn Dantès über sein Schicksal wieder rekapituliert wird es langweilig. Überhaupt mangelt es einfach an Action. Die sozialkritische Komponente des Romans geht dadurch verloren, dass die Figur des Danglas garnicht auftaucht, sondern der Name nur als Deckname de Villeforts erwähnt wird. Ein Teil von Danglas Rolle beim Komplott geht einfach auf Carderousse über, der im Roman eine ganz andere Figur ist.
Regelrecht traurig die Szenen zur See. Sämtliche Schiffe sind einfach 1954 moderne Segelschiffe, die rein garnichts mit Schiffen um 1815 zu tun haben. Da hätte man sicher was passenderes gefunden. Aber 1815 haben die Figuren ja auch überwiegend schon 1830er Outfits - da spielt das vielleicht auch nicht so die Rolle.
Jean Marais spielt stocksteif den armen Dantès. Schauspielerisch können eher Nebenrollen wie Roquevert als alter M. Noitier und Ivernel als Caderousse überzeugen.
Selbst die eine Fechtszene wirkt irgendwie amateurhaft und sogar deplatziert.
Trotz der Abweichungen vom Original und das trotz der Länge von ca. 3 Stunden eine in sich ziemlich stimmige Verfilmung.

Darsteller **
Bilder ***
Story ***
Fechtszenen *

Pappenheimer:
Das war einer der wenigen Filme, die Errol Flynn in Europa machte und zu Zeiten seines Bankrotts. Andere Hollywoodstars haben es auch versucht ...

Crossed Swords
I 1954
Regie: Milton Krims
Darsteller: Errol Flynn, Gina Lollobrigida, Cesare Danova, Roldano Lupi

Handlung: Dem Frauenaufreißer Renzo geht's an den Kragen als im Herzogtum seines Freundes die Ehelosigkeit von jungen Männern unter Strafe gestellt werden soll. Er muss fliehen. Ein von ihm gehörnter Trottel wird von Pavoncello, dem Berater des Herzogs von Sidone, überredet sein Geld für einen Staatsstreich herzugeben. Damit finanziert Pavoncello eine kleine Schar von Söldnern, die den Herzog stürzt.
Renzo entkommt dem wütigen Gehörnten und will den Herzog befreien. Doch wird er von Pavoncello ergriffen. Schließlich gelingt es die Söldner zu überrumpeln, da die Untertanen als feiernde Schar ins Schloss eindringen. Renzo killt die Verräter.

Die Story an sich ist schon originell. Vor allem dass Errol Flynn sich quasi als unbeständiger Lover selbst spielt und auch ganz offen zeigt, dass er Züge eines alten Narren hat, der sich nicht binden will. Auch die Figur des zaghaften Gennarelli, der sich vom fiesen Pavoncello überlisten lässt, ist durchaus amüsant und an ein paar Stellen erinnert der Film an eine Slapstick-Komödie à la "Monsieur Beaucaire". Das Dumme nur, dass es auf dieses immer gleiche Schema mit Zwergstaat erliegt Usurpator hinausläuft. Auch gibt's einfach wie immer bei solchen Filmen die typischen Logikfehler wie warum sollen sich die Söldner für Pavoncello schlagen, wenn der ja garnicht das Geld hat? Warum passt Pavoncello nicht auf seinen Gönner besser auf? Wo ist plötzlich der Hofstaat des Herzogs, den man zuvor laufend sah? Warum wechselt der Herold die Seiten?
Trotz der teilweise lächerlich wirkenden Waffen, hat mir insgesamt die irgendwie märchenhaft wirkende quitschebunte Ausstattung gefallen. Schauspielerisch deutlich über Mittelmaß. Ich war deutlich besser unterhalten als bei vielen zeitgenössischen Produktionen. Bemerkenswert die große Zahl von 50er-Jahre-Beauties... Vielleicht zählt ja mal einer wie oft Flynns Rolle von einer Mauer oder aus einem Fenster springt!  ;D

Darsteller ****
Bilder **
Story ***
Fechtszenen *

Pappenheimer:
Thematisch eher eine Tragödie/Literarturverfilmung, aber da so viele Rapiere vorkommen...

"The Duchess of Malfi" (Stage 2)
UK 1972
Regie: James McTaggart
Darsteller: Eileen Atkins, Michael Bryant, Charles Kay, T.P. McKenna, Gary Bond

Handlung: Anfang des 17. Jh. (wohl in Italien, aber die Bauten sind halt in England). Die jung verwitwete Herzogin von Malfi wird von ihren Brüdern bedrängt, ob sie nicht nochmals heiraten will. Die Herzogin entscheidet sich insgeheim den Hofmeister de Bologna zu ehelichen. Dabei steht sie unter ständiger Aufsicht des Spions ihres Zwillingsbruders Ferdinand. Dieser Bosola durchschaut die Schwangerschaft der Herzogin, doch braucht erst noch einen stichhaltigen Beweis. Dieser fällt ihm aus den Händen de Bolognas zufällig in die Hände. Nachdem die Herzogin ermordet wurde, tötet Bosola auch de Bologna. Außer sich über seine eigenen Taten, die er entgegen seinem eigenen Charakter begangen hat, ermordet er anschließend auch die beiden Brüder der Herzogin. Schließlich sind alle Protagonisten tot bis auf de Bolognas treuem Freund und dem letzten lebenden Sohn der Herzogin.

Der Film ist eine Verfilmung der Tragödie von John Webster. Die Handlung wurde vom frühen 16. in das frühe 17. Jh. verlegt - also in die Zeit der Erstaufführung des Stückes. Die Settings sind durchweg in England.
Die bescheidene Kamera- und Regiearbeit steht in einem krassen Gegensatz zu den teilweise beeindruckenden Kostümen. Die Schauspieler in allen Rollen sind grandios. Man muss sich eben durch eigenwillige Kameraeinstellungen mühen, die eher an ein Schülerprojekt statt an eine professionelle Produktion erinnern (v.a. auch Außenaufnahmen und im Treppenhaus). Der Stoff ist überaus blutrünstig und erscheint am Ende als das reinste Gemetzel - traf aber sicher zum einen den Publikumsgeschmack um 1615 und spiegelt zum anderen auch einfach diese Zeit mit all ihren Ermordungen und Intrigen in Frankreich, England und Schottland wider.
Für Fans der Periode auch schöne Waffen - man dachte auch daran, dass man damals neben einem Rapier auch einen Dolch trug.

Darsteller *****
Bilder ***
Story *****
Fechtszenen *

Pappenheimer:
Dies ist einer dieser Nonsense-Filme der Mantel-und-Degen-Schwemme um 1960, die auf den Erfolg von US-Produktionen aufspringen wollten ohne die Ausgaben eines richtigen Films eingehen zu können...

"Der Favorit der Zarin" / "Le sécret du Chevalier d'Eon"
F, I 1959
Regie: Jacqueline Audry
Darsteller: Andrée Debar, Isa Miranda, Gabriele Ferzetti, Jean Desailly

Handlung: Dem alten Comte d'Eon wird zur Freude ein Enkelkind geboren. Damit ihm das Erbe gesichert wird erklärt sein Sohn Pascale diesen Enkel kurzerhand zu einem Jungen. Da sämtliche Franzosen offenbar extreeeeeem kurzsichtig sind erkennen sie auch als die junge Erbin in Wahrheit ein Mädchen ist. Nach einem Duell im Hof ihres Familiensitzes gegen einen Dragoneroffizier wird der/die junge d'Eon als Offizier bei den Dragonern aufgenommen (ohne militärische Ausbildung oder sowas wohlgemerkt!). Als Leutnant begleitet sie einen Haufen Offiziere (???) ihres Regiments zu einem Wirtshaus, wo sie den Weg einer Agentin des Königs kreuzt, die sie zum König eskortiert. Der König Louis XV ist gleich von der Idee seiner Agentin angetan d'Eon weil er/sie weiblicher als die Agentin selbst aussähe als Gesandten an den Hof der liebeshungrigen Zarin Elisabeth Petrowna zu schicken. König Friedrich II. beschließt dieses Vorhaben mit Hilfe einiger Schurken zu verhindern. Die offenbar ebenso schwer kurzsichtigen preußischen Gesandten bezichtigen d'Eon ein Mann in Frauenkleidern zu sein, was sie zu einem Spion machen soll (why???). Natürlich geht alles für d'Eon und ihren enorm übergriffigen Begleiter Bernard günstig aus, als die Zarin an d'Eon Gefallen findet und das "Geheimnis" gelüftet wird.

Das Ganze ist natürlich ein ziemlicher Schwachsinn und vor allem, da das Verhalten insbesondere Bernards auch noch als charmant abgetan wird, was wir heute als dauernde sexuelle Belästigung ansehen würden (bis hin zu Stalking) auch einigermaßen ekelig.  Mit dem Leben des echten Chevalier d'Eon hat es freilich wenig zu tun bis auf den Umstand, dass er tatsächlich an dem Hof der Zarin Elisabeth weilte und sich dort eventuell erstmalig im Rahmen der von der Zarin geliebten Verkleidungsbälle als Frau verkleidete, was in der Zeit gang und gebe war, dass man sich als das jeweils andere Geschlecht verkleidete. Dass Louis XV in einer Dachwohnung von Versailles haust schlägt noch dem Fass den Boden aus.
Woran es hier allerdings auch mangelt ist eine irgendwie interessante Handlung. Die Gegenspieler sind mehr als müde und die Duelle oder Schießereien regelrecht laienhaft, die Kameraarbeit schwach. Der typische satte Rustichelli-Score macht es nicht besser. Über die Kostüme mit den Dragoneruniformen, die sich offenbar an den Schomberg-Dragonern orientierten und den fast blendenden Polyperücken deckt man lieber den Mantel des Schweigens. Das Beste sind noch die Außenaufnahmen des Schlosses der d'Eons.
Die reale Geschichte d'Eons würde eigentlich eine ausgezeichnete Vorlage für einen spannenden Film abliefern, insbesondere bei der Phase in Russland über die man im Grunde nicht viel weiß.

Darsteller *
Bilder *
Story *
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