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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Pappenheimer:
Mal ein Film, der hochkarätig für so eine Produktion besetzt war.
"Der Stern von Indien"
UK, I 1954
Regie: A.R. Lubin
Darsteller: Colonel Wilde, Herbert Lom, Jean Wallace, Walter Rilla
Handlung: Der Offizier St. Laurent kehrt aus Indien zurück, um festzustellen, dass sein Schloss auf Geheiß des Gouverneurs Narbonne an jemand anderen verkauft wurde. Die neue Eigentümerin bietet ihm an ihm das Schloss zurück zu geben, wenn er ihr einen Edelstein beschafft. Doch St. Laurent erfährt rasch, dass mehr dahinter steckt als ein Familienerbstück und auch sein König, der Sonnenkönig und Mme. de Montespan sind hinter dem Schatz her. Nun muss sich der Offizier zwischen der Schönen und seiner Treue für den König entscheiden...
Die Handlung ist reichlich vorhersehbar und versucht ein bisschen unbeholfen Agentenfilm und Abenteuerfilm miteinander zu verbinden. Die immer selben Gesichtsausdrücke von Colonel Wilde helfen dem auf die Dauer wenig überzeugenden hin und her von Handlung nicht wirklich weiter. Spannung und Action sind eher müde.
Einzig die Burg von Narbonne bietet einige Schauwerte und Herbert Lom weiß als unberechenbarer Besessener zu überzeugen.
Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen
Pappenheimer:
Vor ein paar Tagen bin ich auf einen Film gestoßen, den ich garnicht aus meiner Jugend kenne. Das Darstellerensemble im Vorspann machte mich zumindest gespannt.
"Le capitaine Fracasse"
F, I 1961
Regie: Pierre Gaspard-Huit
Darsteller: Jean Marais, Gérard Barray, Anna-Maria Ferrero, Geneviève Grad, Philippe Noiret, Sacha Pitoëff, Jean Rochefort, Louis de Funès, Riccardo Garrone
Handlung: Der arme Baron de Sigognac muss sogar wildern um einer Truppe Gaukler auf seinem einer Ruine gleichen Schloss eine Mahlzeit vorsetzen zu können. Fasziniert von der jungen Isabelle schließt sich der Baron der Schauspielkompanie des Hérode an. Doch der ruchlose Duc de Vallambreuse verfällt der Schönen und will sie allen Widerständen zum Trotz in ihre Gewalt bringen. Sigognac springt für einen unterwegs verstorbenen Schauspieler ein und begleitet die Truppe als Capitaine de Fracasse. Durch seine Fechtkünste und anderen Fertigkeiten vermag Sigognac allen Anschlägen des lüsternen Vallambreuse zu widerstehen. So schmiedet dieser einen Plan Isabelle zu entführen, die den Baron nicht heiraten will, da sie sich nur für eine einfache herumziehende Schauspielerin hält. Doch findet der Vater von Vallambreuse durch einen Zufall die wahre Identität von Isabelle durch eine Wegelagerin heraus, die sich Isabelle verpflichtet fühlt, obwohl ihr Geliebter eine Scherge des heißblütigen Verbrechers Vallambreuse geworden ist. Schließlich versucht Sigognac nun mit Hilfe seiner neuen Freunde von der Schauspielkompanie wie dem einfachen, aber herzlichen Hérode die Geliebte aus dem schwer bewachten Schloss des jungen Duc zu befreien ...
Die Handlung ist irgendwie sehr plump. Man fragt sich wie bei einem solchen Spitzenensemble jeder der groß klingenden Namen des französischen Kinos der 60er bis 80er genug Screentime bekommen soll. Und tatsächlich ist die Rolle von Louis de Funès total winzig. Dabei übertrumpfen er, Noiret, Garrone und Rochefort alle Hauptdarsteller in einer winzigen Szene in der sie die Geschichte gleichermaßen zuende erzählen. Es ist erstaunlich wie bei einem dermaßen gewitzten Ensemble ein derart dröger Film heraus kommen kann und das bei einem erheblichen Aufwand. Es macht auch viel mehr Spaß etwa zuzusehen wie sich die Schauspieler auf ihrem Wagen durch einen Schneesturm kämpfen oder einen Kameraden begraben als wie der damals schon so unheimlich alte Marais an die junge Grad ranmacht.
Ein eigenwilliger Film eher für die ganz Harten oder für diejenigen, die große Fans von de Funès und Großmeistern wie Rochefort sind, die auch mal deren kleine Rollen sehen wollen. Denn an deren Leistung ist kein Zweifel und ihnen zuzusehen macht wirklich Spaß.
Darsteller ***
Bilder **
Story **
Fechtszenen *
Pappenheimer:
Diese französisch-italienische Koproduktion war mir bislang unbekannt. Ich kannte einen ähnlich gelagerten aber ungleich spannender gemachten Film "In den Klauen des Borgia" (1949). Was all diesen Filmen meistenteils gemeinsam ist, ist dass sie kaum etwas bis nichts mit dem historischen Cesare Borgia zu tun haben.
"Die Rache der Borgia" / "La notte del grande assalto"
F, I 1959
Regie: Giuseppe Maria Scotese
Darsteller: Agnés Laurent, Sergio Fantoni, Kerima, Fausto Tozzi, Gianni Rizzo
Handlung: Der verräterische Hauptmann Zanco di Montforte paktiert 1488 mit Cesare Borgia um die Stadt und das Schloss seines Herrn, des Grafen Fabio, in seine Gewalt zu bringen. Viel zu spät durchschaut der Fremde, der sich Marco da Volterra nennt, die Pläne der Verräter, die den Grafen in einen Hinterhalt locken. So vermag es der Hauptmann, der so getan hat, als sei er von Cesare Borgia gefangen genommen worden, sich wieder in das Schloss der Schwester des Ermordeten zu begeben und dort nicht nur die Macht an sich zu reißen sondern auch die Gräfin Isabella di Fabi in den Kerker zu werfen. Doch hat Marco einen Plan wobei er sich die Freundschaft zu den Räubern der Gegend zu Nutze machen will. In der Nacht (daher der viel passendere italienische Titel) greift er die Stadt und das Schloss von mehreren Seiten an und es gelingt ihm beides zu erobern. Aber er weiß auch, dass am nächsten Tag Cesare Borgia mit dem Hauptmann di Montforte und ihrem Gefolge in die Stadt einziehen will. Niemand seiner Freunde ahnte aber bis vor Kurzem seine Beziehung zu Katharina Sforza...
Der Film ist ein reichlich naiver Versuch auf der Mantel- und Degenwelle mitzureiten. Dabei ist er recht aufwändig gemacht, da man sieht dass die zahlreichen groß angelegten Kampfszenen extra für den Streifen gedreht wurden. Die Kleidung der 1480er wurde aber offenbar als zu langweilig gefunden. Deswegen wurde einfach kleidungsmäßig alles in die 1520er bis auch ins späte 16.Jh. verlegt aber die für diese Zeit schon üblichen Schusswaffen wie Musketen weggelassen, was insgesamt irgendwie wenig stimmig wirkt, v.a. da es ja auch 1488 schon Hakenbüchsen und dergleichen gab. So ergibt der ganze Kampf um die Stadt wenig bis kein Sinn. Überhaupt fragt man sich warum hunderte Wegelagerer ihr Leben für einen ihnen komplett fremden Adligen wegwerfen. Eine Räuberin scheint auch eher aus einem Steinzeitfilm entsprungen mit einem "Lederkleid", das vielleicht sexy wirken soll? Überhaupt ist der Film für die 1950er und das Genre recht bemüht erotisierend. Warum vor dem Angriff auf die Stadt bereits die später von den Männern der Sforza getragenen Fahnen schon in der Stadt zu sehen sind, erschloss sich mir nicht.
Den Bösewicht, Tozzi, kennt man schon aus einem berühmteren Film nämlich als Schwertführer des Königs von Aragon in "El Cid" (1961). Ansonsten werden gewöhnliche Stereotype des Genres bedient mit einer treudoofen, schönen Räuberin, die natürlich draufgehen muss und einem Schönling, der natürlich der Gute ist. Es ist amüsant wie Cesare Borgia öfter wie auch hier als älterer Mann dargestellt wird, wo er doch mit 32 gestorben ist...
Die Hauptpluspunkte liegen in den schönen Drehorten wie der typisch italienischen Burg.
Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen *
Pappenheimer:
Dies ist einer der Lex Barker Filme, die bei der Kritik ein bisschen besser weggekommen sind.
"Der Henker von Venedig"
I 1960
Regie: Luigi Capuano
Darsteller: Lex Barker, Guy Madison, Alessandra Panaro, Mario Petri
Handlung: Der junge Sandrigo Bembo scheint 1645 hoch hinaus zu kommen. Wie er am Tag seiner Vermählung mit Leonora Danin vom Dogen Bembo erfährt, ist er nur ein Findelkind des Dogen gewesen. Doch genießt Sandrigo das Wohlwollen der Unterschicht der Stadt und v.a. des blinden Bartolo. Sandrigos Erzfeind ist der Inquisitor Rodrigo Zeno, der Sandrigo verklagt mit den Feinden der Stadt zu paktieren. Statt irgendwelcher Beweise sagt nur der Pirat Guarneri gegen ihn aus, der als der Doge ihn aufsuchen will, verschwunden ist. Zeno schickt einen Verräter aus dem Freundeskreis Sandrigos zu diesem um eine Flucht zu fingieren. In Wahrheit soll Guarneri Sandrigo ermorden. Schwer verwundet gelingt Sandrigo die Flucht. Als Leonora von Sandrigos angeblichen Tod erfährt, begibt sie sich in ein Kloster. Zeno schickt daraufhin den gewissenlosen Guarneri um auf der Insel mit dem Kloster einzudringen und Leonora zu entführen. Aber Sandrigo ist wieder fit und schafft es die Piraten zurück zu schlagen. Anschließend will er sich an der Verwörern rund um Zeno rächen, denn diese besetzen ganz überwiegend den Rat der Zehn, die Sansrigo abgeurteilt haben. Zeno beschließt seinerseits Sandrigo endgültig auszuschalten. Er befiehlt Guaneri in Bartolos Versteck einzudringen, da Guarneri scheinbar das Vertrauen Bartolos (why?) genießt, um Sandrigo zu verhaften. Damit gelangen Leonora und Sandrigo in die Gewalt Zenos, der beschließt auch Leonora hinrichten zu lassen, als er erfährt, dass diese bereits insgeheim mit Sandrigo vermählt worden ist. Zeno setzt auch den Dogen Bembo ab, der eine Befreiung Sandrigos plante. Guarneri erkennt endlich, dass er von Zeno immer getäuscht wurde und Sandrigo eigentlich sein Sohn ist, den er mehrfach hatte töten wollen um sich am Dogen zu rächen, den er eigentlich für den Tod seines Sohnes für verantwortlich hält. So kommt es vor dem Dogenpalast zum Finale. In einem Aufruhr wird der Iquisitor gestürzt und seiner Strafe zugeführt.
Die Handlung des Films erinnert stark an "Der Löwe von San Marco" (https://sweetwater-forum.net/index.php/topic,23430.msg292491.html#msg292491), der ebenfalls 1963 erschienen ist. Wiederum gibt es fiktive Piraten, die scheinbar unweit der Lagunenstadt existieren. Nur spielen die Piraten hier weniger die Hauptrolle als Degenduelle und Intrigen. Das Ganze ergibt wiederum wenig Sinn, da die Verfassung von Venedig offensichtlich den Drehbuchschreibern ziemlich unbekannt ist. 1645 würde natürlich eigentlich der Dauerkonflikt Venedigs mit den Osmanen um Kreta und die Vorherrschaft im Mittelmeer die Hauptrolle spielen. Der Doge wird als machtloses Staatsoberhaupt dargestellt, das alle anderen Mächtigen der Stadt gegen sich hat. Immerhin sind die Intrigen relativ in sich nachvollziehbar. Mit Guy Madison wird der Bösewicht von einem geschickt den skrupellosen Machtmenschen spielenden Akteur besetzt, während Lex Barker eher die Rolle des regelrecht naiven Schönlings hat. Dass Barker kaum älter als sein Filmvater Mario Petri aussieht, macht das Ganze aber wiederum recht unglaubwürdig. Immerhin wissen die Aufnahmen der schönen Stadt Venedig zu gefallen und es gibt tatsächlich zahlreiche Außenszenen auf den Kanälen und Plätzen der Stadt, was sicherlich auch in den 1960ern bereits einen ziemlich logistischen Aufwand bedeutet haben dürfte. Die Kostüme sind teilweise regelrecht lächerlich. Besonders lachen musste ich aber bei den Szenen mit den "Äxten"...
Darsteller **
Bilder ***
Story **
Fechtszenen *
Pappenheimer:
Auch die Italiener versuchten sich mit den Musketieren. Da aber Millionen für die Schminke in früheren Filmen drauf gegangen sind, sind von den vier Musketieren nur noch zwei übrig geblieben...
"Das Zeichen der Musketiere"
I 1962
Regie: Siro Marcellini
Darsteller: George Nader, Alessandra Panaro, Mario Petri, Georges Marchal, Magali Noël
Handlung: D'Artagnan und Porthos sind 1632 einer Verschwörung um den Duc de Montserrat auf der Spur, welche Gaston d'Orléans auf den Thron bringen möchte. Nachdem man die Verschwörer belauscht hat, flieht D'Artagnan verwundet in die Gemächer von Diane de Montserrat, der Nichte des Redelsführers. Louis XIII glaubt allerdings Richelieu nicht, der D'Artagnans Erkenntnisse meldet. D'Artagnan muss Beweise heranschaffen. Es gelingt D'Artagnan nicht nur einen Boten der Frondeure mit einem X zu markieren, sondern auch Montfort zu kennzeichnen. Durch dieses Zeichen wird Montfort als Verräter vor dem König überführt (was auch immer das für ein Beweis sein soll???). Der Duc de Montserrat sieht keine andere Möglichkeit um die aus den Niederlanden angeforderten 10 Millionen Goldmünzen aufzutreiben, da seine Anhänger nichts mehr geben wollen, als diese seiner Nichte abzunehmen, die dazu gefoltert werden muss. Ihr Vater hatte einen so gewaltigen Schatz (also eine damals regelrecht utopische Summe) in einem Kloster in Paris versteckt. Statt den Duc und die seinen einfach zu verhaften, erlaubt D'Artagnan ihnen das Gold aus dem Kloster St. Germain abzuholen und sich in Dianes Palais zu versammeln. Zwei unglaublich starke Männer tragen die 10 Millionen ( ???) in einer Truhe in den Palast. Ein winziges Boot soll die Moneten auf einem Fluss, der offenbar nicht die Seine ist ( :o ), aus Paris schaffen. Als Porthos und D'Artagnan bereits die meisten Verschwörer ausgeschaltet haben, tauchen endlich 2 Kompanien Musketiere ein...
Der Film versucht offenbar auf rein komerzieller Art erfolgreich zu sein. Irgendwie wird versucht einen Film zusammen zu kitten. Die Masse der Szenen sind Innenraumaufnahmen/Studioaufnahmen in einer unwirklich wirkenden Kulisse. Selbst eine einfache Kammer in einem Gasthaus hat man nicht in irgendeiner Weise glaubhaft darstellen können. Das Motiv mit dem X ergibt für die Handlung keinen Sinn und es scheint unfreiwillig komisch, wenn der Duc de Montserrat ernsthaft seinen Hirn anzustrengen versucht, was das denn überhaupt soll. Es ergibt halt einfach auch keinen Sinn. Statt jemandem eine winzige oberflächliche Wunde auf der Stirn zu versetzen, würde man den Gegner natürlich einfach erstmal entwaffnen oder kampfunfähig machen. Doch die Darsteller und Choreographen haben von den Waffen dieser Zeit offenbar keine Ahnung. Selbst die einfachsten Soldaten haben eine Art Floretts und keiner hat einen für die Zeit typischen Dolch, was auch daran liegen mag, dass keiner damit hätte umgehen sollen. Von den historischen Umständen hat man offenbar null Ahnung. Wie hätten die Niederlande gegen Louis XIII intervenieren sollen (und wozu???), wenn sie 1632 immernoch mit dem 80-jährigen Krieg beschäftigt waren, zumal ja Richelieu sowieso ein Feind der Spanier also mindestens indirekt ein natürlicher Verbündeter der Niederländer war. Leider wirken selbst die Charaktere, denen der Zuschauer positiv gegenüber stehen soll, massiv unsympathisch. D'Artagnan (Nader) herrscht laufend Porthos barsch an und es wird so getan, als ob dieser ein Diener von D'Artgnan wäre (in den Romanen ist freilich D'Artagnan irgendwann Offizier bei den Musketieren, aber das wird hier nicht thematisiert). Mario Petri wirkt einfach meistens dämlich statt rustikal und ist für einen Porthos einfach zu "dünn". Einzig Richelieu ist recht überzeugend besetzt und Louis XIII wird ausnahmsweise nicht als trotteliger Typ dargestellt, sondern eher ein bisschen wie Charles I. in "Cromwell".
Darsteller **
Bilder
Story
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