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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Pappenheimer:
"Lagardère"
F 2003
Regie: Henri Helmann
Darsteller: Bruno Wolkowitsch, Yvon Back, Frédéric van den Driessche, Florence Pernel, Clio Baran
Handlung: Der fiese Gonzague verursacht die Ermordung des Herzogs von Nevers. Lagardère, der früh schon von der Fechtkunst von Nevers beeindruckt ist, nimmt sich der Waisen Aurore an. Mit Hilfe einiger Freunde, die von da an Lagardères ständige Begleiter werden, gelingt es ihm Aurore vor Gonzague zu bewahren. Erst auf dem Schafott, auf dem Lagardère landet, kann dieser die Lage retten und Gonzague zum Duell herausfordern. In einem Zweikampf durch die Straßen der Stadt wird Gonzague schließlich der gerechten Strafe unterzogen.
"Le Bossu" ist in Frankreich nunmal ein Klassiker und wird daher scheinbar laufend verfilmt. Bei dieser TV-Verfilmung kann man sich fragen, was nun diesen Versuch nötig machte und mir fällt auch mit Gewalt kein Grund ein.
Das Besondere an diesem Zweiteiler ist, dass sich der Darsteller des Lagardère und des Duc de Nevers sehr stark ähneln, so dass es mir mit französischem O-Ton schwer fiel der Handlung zu folgen.
Außerdem ist das Setdesign einfach abgefahren. Regelrecht beherrschend sind riesige Hüte mit seltsamen Straußenfedern, die auch mal die Gesichter der Protagonisten verbergen und null mit der Handlungszeit (ca. 1720, da Régence) zu tun haben. Aber insgesamt wirkt das Kostümdesign doch eher mäßig bis mies.
Die meisten werden sich fragen, wer denn die Darsteller sind und ich muss auch zugeben, dass mir kein einziger dem Namen nach bekannt wäre, obwohl ich französische Filme mag. Das muss erstmal nichts heißen und immerhin trifft Clio Baran als Aurore äußerlich den Erwartungen. Doch Yvon (ja, scheint ein Männername zu sein) Back als Gonzague hat nun Garnichts diabolisches oder auch nur überzeugendes an sich und wenn Gonzague blass wirkt, dann funktioniert eine "Le Bossu"-Verfilmung nunmal nicht. Die Fechtszenen sehen nun auch nicht gerade aus, als ob man etwas vom Fechten verstünde. Wenn dann in einer Fechtschule um 1700 die Abbildungen aus Angelos Buch zur Fechtkunst aus der 2. Hälfte des 18.Jh. lieblos an die Wand gemalt sind (ungefähr wie in unserer Grundschule Noten oder sowas als Deko!), dann sind das nur Details in diesem Film, wo auch der Versuch die Story als modernen Krimi zu verpacken die Sache nicht besser macht. Die Drehorte sind noch am akzeptabelsten. Schwache Massenware.
Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
Plasti:
Da fällt mir noch der Film "Die Drei Musketiere" von 2011.
Mit Orlando Bloom und Christoph Waltz ein.
Der ist so schräg und ich bin gekonnt an ihm vorbei gekommen.
Und zwei Jahre Später, also 2013 gab es ja noch einem mal "Die drei Musketiere", den ich auch nicht angesehen habe.
Wenn man so sieht haben sie den Film ja nicht nur 5x gedreht ;D ;D ;D ;D
Pappenheimer:
"Cartouche, le brigand magnifique"
F 2009
Regie: Henri Helman
Darsteller: Frédéric Diefenthal, Juliette Lamboley, Gwendoline Hamon, Estelle Vincent, Grégory Fitoussi, François Levantal
Handlung: Frankreich zur Zeit der Régence. Cartouche ist ein Bandit. Als seine Verlobte durch den Polizeichef de Reynie getötet wird, schwört er Rache. Doch Reynie und Minister d'Argenson sind ihm auf der Spur und mit viel Glück gelingt es ihnen Cartouche in den Kerker zu werfen. Dort erwartet ihn allerdings ungeahnte Hilfe, denn nicht nur dass sich Reynies schöne Schwester Juliette in ihn verliebt hat, auch der Abbé Dubois hat seine eigenen Interessen nun Cartouche zu helfen, dessen Gefangennahme den Stern d'Argensons weiter steigen ließ. So kann Cartouche entkommen und er schlägt sich zu seiner Bande durch, die nun ihre Überfälle fortsetzt. Da sie einen Teil des Geldes an die Bevölkerung zurück gibt und die Polizei lächerlich macht, ist Cartouche höchst beliebt. Der Raub einer großen Kasse mit Steuergeldern ist sein finaler Coup. Damit sind die Karrieren von d'Argenson und Reynie ruiniert. Einer von Cartouches ehemaligen Komplizen wird verhaftet, als er einen Verräter tötet, gibt sich als Cartouche aus und wird unter dessen Namen auf dem Place de Grève hingerichtet. Cartouche aber sucht Mademoiselle de Reynie im Kloster auf, wohin sie sich nach dem Selbstmord ihres Bruders begeben hat.
Die Story hat wenig mit der Historie zu tun. Auch geht ihr leider einiges an Witz ab. Was aber für diesen Zweiteiler spricht, ist dass die Handlung recht abwechslungsreich ist, auch wenn man sich manche Episode hätte sparen können und die Story sicher auch in 2 Stunden gepasst hätte. Der Quotenfarbige wirkt etwas aufgesetzt und erfüllt ungefähr die Aufgabe wie Morgan Freeman in "Robin Hood - König der Diebe".
Cartouche ist hier eine Art französischer Robin Hood. Da man über Cartouche immerhin mehr weiß als über Robin Hood bietet er sich als Vorlage für Abenteuerfilme an. Auch sein früher Tod mit etwa 28 spielt da sicher rein - Helden sterben jung.
Die Darsteller sind überwiegend ganz passabel. Diefenthal als Cartouche hat etwas von Rambo. Der Chef der Polizei ist irgendwie etwas langweilig, dafür aber D'Argenson ganz gut wiedergegeben, der Regent aber doch zu uninspiriert dargestellt. Wie immer bleibt Philippe Noiret offenbar die einzige brauchbare Darstellung dieses spannenden Charakters. Was mir besonders gefiel waren Juliette Lamboley und Céline Vitcoq als Mlle. Reynie und ihre Zofe.
Was ich schön fand war, dass es doch einige Handlungsorte gibt und auch die Landschaft v.a. für eine TV-Produktion ziemlich gut gefilmt wurde. Schade, dass die Degen oftmals wie Schwerter eingesetzt werden, jemanden mit der Schneide eines Degens zu bedrohen ist einfach sinnlos, da diese normalerweise einfach stumpf waren!
Die Kostüme sind so lala, etwa so gut wie in der "Nicolas le Floch"-Reihe. Scheinbar typisch für moderne franz. Abenteuerfilme.
Eindeutig in mehr als einer Hinsicht besser als "Lagardère", was ja auch von Helman stammte.
Darsteller **
Bilder **
Story ***
Fechtszenen *
D.J.:
Danke dir für die interessante Besprecheung. Den Film habe ich mir notiert, auch wenn die Fechtszenen ... na ja, gewöhnungsbedürftig aussehen müssen. Werden die Degen da wirklich wie Schwerter geschwungen nach dem Motto: Bringt nix, aber sieht schwungvoll aus und macht so ein schönes "Wuhuschhwuschusch" im Kampf? :o
Dann muss ich mir den ansehen :D
Pappenheimer:
"Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck"
D, I, F, Ö 1972
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Matthias Habich, Rolf Becker, Nicoletta Machiavelli, Mario Erpichini
Handlung: Der junge Student Trenck fällt zufällig dem jungen Preußenkönig Friedrich II. auf. Damit beginnt eine schicksalshafte gemeinsame Zukunft, denn Friedrich ist anfangs vom heißblütigen Draufgänger überaus angetan, der auch in der Schlacht von sich Reden macht. Nur der Konflikt Trencks mit seinem Rittmeister Jaschinski wird diesem ebenso zum Verhängnis wie seine Liebesbeziehung zu Friedrichs Schwester Amalie. Schließlich landet Trenck im Kerker, der Kollaboration mit seinem österreichischen Verwandten Franz von der Trenck beschuldigt. Trenck gelingt eine abenteuerliche Flucht. Doch diese zieht ihm nun erstrecht den Hass des Preußenkönigs zu, der ihn bis zu dessen Tod verfolgen wird. Denn nach abenteuerlichen Jahren, stets auch verfolgt von preußischen Häschern, geht Trenck endlich den Preußen ins Netz und muss eine langjährige Haft absitzen. Als er endlich frei ist, kann er schließlich auch während der Französischen Revolution seine Klappe nicht halten und wird ein Opfer der Guillotine.
Dieser TV-Mehrteiler zählt wohl zu den Klassikern von Umgelter und ich habe ihn als Kind auch ganz toll gefunden. Heute sehe ich das kritischer.
Zum einen hat die Handlung in zahlreichen Fällen wenig mit der Literaturvorlage zu tun. Z.B. die Darstellung der Schlacht bei Soor hier im Film hat weder Gemeinsamkeiten mit der historischen Schlacht, noch mit der scheinbar weitesgehend frei erfundenen Variante in Trencks Memoiren. Zahlreiche Aspekte in der Verfilmung sind schlicht falsch. So wenn vorgegaukelt wird, als ob Prinzessin Amalie als Äbtissin von Quedlinburg wie eine katholische Nonne leben müsse (ihre Vorgängerin die Gräfin Königsmarck war bekanntlich die Mätresse August des Starken!), auch wird die Datierung oftmals aus unerfindlichen Gründen vollkommen durcheinander gebracht. Die Darstellung der Schlacht bei Soor ist schlichtweg lächerlich. Diese Taktik der Garde du Corps sich in der Attacke mit den Pferden hinzulegen! Aua! Die Kostüme sind überwiegend Marke Rumpelkammer, Ausnahmen sind vereinzelt Uniformen. Aber leider musste man überwiegend scheinbar auf den UFA-Fundus zurückgreifen, was man den Klamotten auch ansieht.
Die Besetzung ist skurril. So sieht Trenck einfach für seine Rolle als Student viel zu alt aus, sogar älter als der König! Habich ist als Hauptdarsteller für einen Abenteuerfilm einfach zu hölzern oder trocken. Der spätere Versuch mit Quadflieg und Habich in der Nebenrolle war dann schon deutlich ansehnlicher.
Leider sind die Drehorte überwiegend nicht besser, vielleicht von den Festungen abgesehen. Das Schloss, was hier als Residenz von Friedrich II. hergenommen wird, hat einfach null Ambiente und erinnert weder an die Berliner Residenz, noch an Sanssouci noch an irgendein preußisches Königsschloss.
Die Darstellung der Garde du Corps, wobei einfach eine Wache bei einem Ball ohne Ahndung von seinem Posten weggehen kann und mit einer anwesenden Dame tanzt, ist einfach nur stümperhaft.
Insgesamt entsprach die Produktion sicherlich den Sehgewohnheiten von damals, als man sich über billige Attrappen als Waffen etc. nicht weiter verwundert hat (wir hatten ja eh nur nen Schwarz-Weiß-Fernseher) und im Grunde ist die Vorlage auch abenteuerlich genug, dass die damals mit Action wenig verwöhnten Zuschauer bestimmt bei der Stange blieben. Als TV-Mehrteiler von damals eher noch einer der unterhaltsameren, aber ansonsten naja...
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