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Autor Thema: Es war einmal...ein Kriegsspiel  (Gelesen 10607 mal)

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Kniva

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@Don Voss
« Antwort #30 am: 04. Juni 2012 - 07:16:02 »

Zitat
Ah, verstehe: es gibt sie nicht und wenns sie doch gibt, läßt du sie nicht gelten

Ich lasse Deine \"Beispiele\" deshalb nicht gelten, weil sie nicht greifen.

Du erwähnst Napoleon.
Wo genau hat er als Untergebener konkrete Befehle mißachtet?
Das hat er erst, als er eine Stellung erreicht hatte, in der er sowohl militärisch als auch in gewisser Weise politisch unangreifbar war - zudem konnte er sich darauf berufen, Oberbefehlshaber einer Armee und damit eines Kriegsschauplatzes (Italien) zu sein. Und streng genommen hat er im Grunde keinen Befehlen wirklich zuwider gehandelt.

Du erwähnst Rommel.
Den einzigen Befehl, den er am Ende dann ignoriert hat, war der \"Zum-Siege-oder-zum-Tode\"-Befehl Hitlers vom Oktober 1942. Den hat er am 4. November durch seinen Rückzugsbefehl von der Alameinfront ausgehebelt.
Warum ich dieses Beispiel nicht gelten lasse liegt daran, dass Hitler Rommel zu diesem Zeitpunkt gar nicht hätte entlassen können. Er war der poulärste Heerführer der Wehrmacht, ein enger Bekannter - ja Freund vielleicht sogar - von Goebbels und von der Propaganda entsprechend hochgejubelt.
Andere Heerführer hatten diesen Rückhalt nicht, und entsprechend wurden zahlreiche Feldmarschälle und Generale zwischen Dezember 1941 und März 1942 entlassen, WEIL sie Hitlers Haltebefehl während der Winterkrise im Osten ignoriert hatten. Einer kam sogar tatsächglich vors Kriegsgericht, ein anderer (wenn ich nicht irre) ins Strafbataillon.

Was ich sagen wollte: In Deiner Darstellung klang es so, als sein ein Militärapparat eine Organisation, in der jeder macht, was er will, und wo Befehle von oben nach Gutdünken der Untergebenen ausgeführt werden.
Wir sind uns doch wohl einig, dass dem NICHT so ist. Es mag in Einzelfällen vorgekommen sein, dass auch in der Napoleonischen Ära mal ein kleinerer Dienstgrad meinte, schlauer sein zu müssen als sein Vorgesetzter - und damit vielleicht sogar recht hatte. Aber bitte, solche Fälle dürften unter 100.000 ein mal vorgekommen sein. Und diese Fälle sollten eben NICHT das vorherrschende Vorbild sein für \"Kriegsspiel\".

Dem steht nicht entgegen, dass bei \"Kriegsspiel\" die Untergebenen Eigeninitiative zeigen sollen und müssen. In unserem Fall hat Tattergreis das ja hervorragend vorexerziert: Den Befehl, die Brücke zu nehmen und zu halten, hat er strikt befolgt. Alles andere oblag SEINER Entscheidung, schlicht deshalb, weil er vor Ort, sein Vorgesetzer (ich) weit weg war. Zudem hatte er selbst keinen Überblick, was am anderen Abschnitt geschah. Entsprechend hat er reagiert, wie es ihm vor Ort richtig erschien.
Ich gehe davon aus, dass er - sobald ich selbst einen Überblick über die Lage bei ihm erhalten und ihm neue Befehle erteilt hätte - meine weiterführenden Befehle befolgt hätte.

Ich glaube, DAS macht Kriegsspiel aus: das Kommunizieren zwischen Befehlshaber und Untergebenen, das Im-Nebel-des-Krieges-Herumgestochere - und nicht die Frage, wie ich meinen Vorgesetzten umgehe... ;)

Gruß

Kniva
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DonVoss

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #31 am: 04. Juni 2012 - 11:21:30 »

Zitat
Den einzigen Befehl, den er am Ende dann ignoriert hat, war der \"Zum-Siege-oder-zum-Tode\"-Befehl Hitlers vom Oktober 1942. Den hat er am 4. November durch seinen Rückzugsbefehl von der Alameinfront ausgehebelt.

Bei so nen Aussagen is es immer besser Formulierungen zu benutzen wie: \"...meines Wisens nach...\" ... ;)

Rommel hat nämlich ne Menge mehr Befehle missachtet, meines Wissens nach. Das fing an seinem erste Tag in Afrika an, wo er übrigens noch ein kleines Licht war. Statt nur Aufklärung wie befohlen zu machen, startete er eine veritable Mini-Offensive, die die Engländer (hatten viele Truppen nach Griechenland abgben müssen) auf dem falschen Bein erwischte.
Seine bekannteste Befehlsverweigerung war die des afrikanische Kommissar-Befehls, der die sofortige Ermordung brit. Kommandotruppen und ähnlich zweifelhaft uniformierter Kräfte vorschrieb. Wurde einfach vom kompletten Afrika-Korps ignoriert.
Rommels ganzes Verhalten war in Afrika war aus Kriegsspielsicht ziemlich unmöglich. Er gab seine Verlustzhalen falsch an, rechnete den Gegner stark, trickste mit dem Spritbedarf, verschleierte eigene Angriffszeiten etc. Das führte dazu, dass bis spät in 1941 die brit. Aufklärung (Ultra) kaum einen sinnvollen Beitrag in Afrika leisten konnte. Rommels Funkprüche waren zu dieser Zeit fast alle gefälscht.
Naja, er wäre wohl auch aus anderen Gründen kein besonders geeigneter Kandidat für die unteren Ebenen des Kriegsspiel.... :thumbsup:

Zu dem Thema Kommissar-Befehl gibts auch nen schönen Wiki-Artikel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kommissarbefehl

Selbst in so einer straff organisierten Truppe wie der Wehrmacht gibts da Befehlsverweigerer (die nicht bestraft werden), Offiziere die Eingben machen, den Befehl auszusetzen, Befehlsignoranten u.s.w. Zum Schluss wird der Befhl einfach ausgesetzt.

Zitat
Andere Heerführer hatten diesen Rückhalt nicht, und entsprechend wurden zahlreiche Feldmarschälle und Generale zwischen Dezember 1941 und März 1942 entlassen, WEIL sie Hitlers Haltebefehl während der Winterkrise im Osten ignoriert hatten.

Soll das jetzt ein Beleg dafür sein, dass es keine Ausheblung von Befehlen gab? Oder geht es dir darum, dass die immer bestraft wurden?
Außerdem würde ich nicht entlassen sagen. Guderian wurde z.B. wieder zurückgeholt und immerhin Chef des Generalstabes. Hoepner hatte Pech, das an ihm ein Exempel statuiert werden sollte.
Trotzdem sind diese Beispiele für mich gerade der Beweis, das es nicht immer so reibungslos läuft wie vom Befehlshaber gewünscht.

Meine Kernaussage:
Militärische Organisationen, egal welcher Größe und egal auf welcher Ebene, bilden komplexe zwischenmenschliche Strukturen, bei denen Reibungsenergien entstehen.
Sie sind nicht zu vergleichen mit einem Uhrwerk, bei dem jedes Rädchen bedingungslos ins andere greift.
Es gibt Verräter, Trunkenbolde, Karrieristen, unfähige Stümper, Feiglinge, Draufgänger, Zögerer und einfach Truppführer, die ihre Jungs nicht sinnlos in den Tod führen wollen.

Von daher fand ich Tattergreis Entscheidung plus Erklärung sehr stylisch. Hätte im Nachspiel vielleicht vom Oberfehlshaber sanktioniert werden müssen. Aber das grundsätzliche Verhalten (Wollte meine Truppen nicht einem zu gro´ßen Risiko aussetzen...) finde ich sehr stimmungsvoll und im Geiste des Spiels.

Was ich nicht sagen wollte: Jeder macht was er lustig findet und ignoriert alle Befehle.

Cheers,
DV... :)
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tattergreis

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #32 am: 04. Juni 2012 - 11:40:37 »

Wellinton hatte den Befehl gegeben, Quatre-Bras zu räumen, aber irgendein Kommandeur hat den Befehl einfach nicht befolgt. Stonewall Jackson hat in der 7-Tage-Schlacht kaum das getan, was ihm befohlen wurde. Wobei die Befehle von Lee zu höflich waren, genauso wie Gneisenaus Mitteilungen an Bülow vor Ligny. Gibt schon ein paar Beispiele, wobei gerade höhere Dienstgrade manchmal seltsame Befindlichkeiten an den Tag legen.
zu unserem KS
Zitat
Alles andere oblag SEINER Entscheidung, schlicht deshalb, weil er vor Ort, sein Vorgesetzer (ich) weit weg war. Zudem hatte er selbst keinen Überblick, was am anderen Abschnitt geschah. Entsprechend hat er reagiert, wie es ihm vor Ort richtig erschien.
Ich liebe Aufträge

Die Frage sei erlaubt, ob es nicht doch richtig gewesen wäre, energischer nach vorn zu gehen. Ich war meinem Gegner numerisch überlegen (irgendwann doppelte Anzahl an Btl und Schwadronen + Ari), ein energischer Vorstoß hätte im Nachhinein wohl zum Rückzug von Sharkus Truppen geführt. Was dann passiert wäre, wenn ich auf die Truppen vom Dr. Puppenfleisch getroffen wäre, ist ne andere Sache. Mein Alptraum war ja von Anfang an der Verlust der Brücke in meinem Rücken und ne überlegene Streitmacht am Ende des Flaschenhalses meiner Vormarschrichtung. :skull:
Was man bemerkt, ist die Schwierigkeit der Koordination. Im nächsten Spiel sollten wir Fahnensignale verabreden. 8o  winke, winke

Vom Sockel gehauen hat mich die Mitteilung, dass die Division in 20 min angekommen wäre :girl_witch: . Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht nachts oft schreiend aufgewacht in Sorge um meine rückwärtigen Verbindungen. Wenn ich ein Szenario entworfen hätte, wäre auf jeden Fall noch eine überlegene Feindtruppe überraschend aufgetaucht :assassin_1:  Oder die Kürassiere wären weggeritten :D  ;) War denn der Versuch der Vernichtung der Feindkräfte nicht etwas zu ambitioniert? Hätte es nicht gereicht, mit viel Pulvereinsatz den Gegner von der Steinbrücke wegzudrücken? Wäre allerdings viel langweiliger gewesen (wahrscheinlich hat Zieten deshalb meinen Vorschlag abgelehnt :rolleyes: )

Vom Schlachtverlauf her haben wir also für den Preis einer Batterie und einer Schwadron 2 Übergänge bekommen Der Gegner hat ne Schwadron verloren, aber nur geringe Verluste an Infanterie. Ich denke, wir haben keine Orden, aber wenigstens ne Flasche Fusel verdient.

cheers
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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #33 am: 04. Juni 2012 - 12:09:00 »

... ich seh schon, das spiel ist immer noch am laufen ... clausewitz vielbeachtete \"Reibung\" ist in vollem gange unter den akteuren :) ;)

in diesem sinne verliert euren konsens nicht aus den augen
ein kriegsspiel muss man \"ueben\", es geht sehr viel von der kompetenz und verantwortung des \"umpires\" aus
und um zu ueben(befehle richtig schreiben, karten richtig lesen .. ) braucht man eine hoehere frequenz an spielen
das heisst lieber klein halten und zeitlich bzw. am besten oertlich begrenzen (alle teilnehmer mit karten und papier in verschiedene raeume/ecken  ueber einen nachmittag einsperren ;)
etc etc ..

Der ganze Krieg setzt menschliche Schwäche voraus, und gegen sie ist er gerichtet  :smiley_emoticons_prost:

cheers chris
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Kniva

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@Tattergreis + @DonVoss
« Antwort #34 am: 04. Juni 2012 - 12:56:15 »

@Tattergreis:

Zitat
Die Frage sei erlaubt, ob es nicht doch richtig gewesen wäre, energischer nach vorn zu gehen. Ich war meinem Gegner numerisch überlegen (irgendwann doppelte Anzahl an Btl und Schwadronen + Ari), ein energischer Vorstoß hätte im Nachhinein wohl zum Rückzug von Sharkus Truppen geführt.

Das erfahre ich erst JETZT???? Du bist mit sofortiger Wirkung rückwirkend degradiert, kommst wegen Feigheit vor dem Feind vors Kriegsgericht und wirst - als schlimmste Strafe - den Sold der letzten zwei Jahre zurückzahlen!!! :cursing:

Zitat
Vom Sockel gehauen hat mich die Mitteilung, dass die Division in 20 min angekommen wäre  

20 Minuten, nachdem Major Widor unter heldenhaftem Einsatz seines Lebens die Steinbrücke eingenommen und Malzone besetzt befreit hat. Die Nachricht über die jüngste Entwicklung war übrigens schon auf dem Weg zu Dir. :D

Zitat
Oder die Kürassiere wären weggeritten

Ja, von Deiner arg bedrängten Truppe weg zu Widor, um dort den Sieg zu feiern .... :laugh1_1:  :mosking_1:

Zitat
Vom Schlachtverlauf her haben wir also für den Preis einer Batterie und einer Schwadron 2 Übergänge bekommen Der Gegner hat ne Schwadron verloren, aber nur geringe Verluste an Infanterie. Ich denke, wir haben keine Orden, aber wenigstens ne Flasche Fusel verdient.

He - wir haben unseren Auftrag VOLL erfüllt, einen glorreichen Sieg errungen und den Ösis gezeigt, wo der Hammer hängt!!!! Habe mich selbst ob meines genialen Planes zu \"Herzog von Malzone\" und \"Fürst von Repultano\" ernannt!!!! :dance3:

@DonVoss:

Zitat
Rommel hat nämlich ne Menge mehr Befehle missachtet, meines Wissens nach. Das fing an seinem erste Tag in Afrika an, wo er übrigens noch ein kleines Licht war. Statt nur Aufklärung wie befohlen zu machen, startete er eine veritable Mini-Offensive, die die Engländer (hatten viele Truppen nach Griechenland abgben müssen) auf dem falschen Bein erwischte.
Seine bekannteste Befehlsverweigerung war die des afrikanische Kommissar-Befehls, der die sofortige Ermordung brit. Kommandotruppen und ähnlich zweifelhaft uniformierter Kräfte vorschrieb. Wurde einfach vom kompletten Afrika-Korps ignoriert.

Gleichwohl war er Hitlers Liebling und Vorzeigegeneral - sprich: Er konnte sich das leisten.
Mit Guderian hast Du recht; auch v. Rundstedt und v. Bock wurden später wieder eingesetzt. Was aber nichts daran ändert, dass IHRE Befehlsverweigerung Konsequenzen hatte, wenn auch nur vorläufig. Darüber hinaus BRAUCHTE Hitler diese Leute, so dass er dauerhaft sie (vorerst) nicht ausschalten konnte.
Darüber hinaus diskutieren wir über Ungehorsam auf höchster Ebene. Ich sage noch einmal, dass mit Sicherheit auch auf unterer Ebene Ungehorsam vorkam - nur war er nicht die Regel (gleiches gilt für Tattergreis\' Beispiele bezüglich Stonewall Jacksons als auch den Herzog von Oranien bei Quatre-Bras). Und sollte daher nicht bei einem Teilnehmer von \"Kriegsspiel\" sofort im Vordergrund stehen.

Zitat
Militärische Organisationen, egal welcher Größe und egal auf welcher Ebene, bilden komplexe zwischenmenschliche Strukturen, bei denen Reibungsenergien entstehen.
Sie sind nicht zu vergleichen mit einem Uhrwerk, bei dem jedes Rädchen bedingungslos ins andere greift.
Es gibt Verräter, Trunkenbolde, Karrieristen, unfähige Stümper, Feiglinge, Draufgänger, Zögerer und einfach Truppführer, die ihre Jungs nicht sinnlos in den Tod führen wollen.

Ich stimme Dir da zu. Nur auf DER Grundlage \"Kriegsspiel\" zu spielen, verurteilt m. E. das Ganze zum Scheitern. Denn dann brauchst Du wirklich keinen Befehlshaber mehr, wenn sich jeder Untergebene darauf beruft, er sei eben Karrierist o. ä.
Ich sage es nochmal: Meiner Ansicht nach machst Du die Ausnahme zur Regel. Natürlich sind Armeen kein Uhrwerk - aber sie sind eben auch kein loser Haufen, wo es zwar Befehlshaber gibt, die aber keinerlei Macht ausüben können und die auf das \"Wohlwollen\" ihrer Untergebenen angewiesen sind.

Aber wie Du ja selbst schreibst:
Zitat
Was ich nicht sagen wollte: Jeder macht was er lustig findet und ignoriert alle Befehle.

Ich denke, wir können diese Diskussion an dieser Stelle auch beenden.
Stattdessen sollten wir darüber nachdenken, wie wir \"Kriegsspiel\" wieder neu beleben, und zwar so, dass es allen - auch und gerade dem Spielleiter - Spaß macht.

Gruß

Kniva
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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #35 am: 04. Juni 2012 - 21:20:04 »

Was Befehle betrifft, ist das wohl schwierig, zum einen weiß der Offizier an der Front nicht, was an anderen Abschnitten Los ist, und die Generäle haben oft nur \"grobe\" Vorstellungenwie es an der Front genau aussieht. Gegebene Befehle können also entweder aufgrund der Lage nicht realistisch seien, oder unsinnig wirken, obwohl sie für die gesamte Schlacht entscheidend sein können. Der Offizier muss mMn also entscheiden, ob er den Befehl missachtet und \"improvisiert\" oder ob er seinem General blind vertraut.
Letztendlich rechtfertigt immer der Erfolg die Sache. Wer den Befehl missachtet muss die Konsequenzen tragen. Wird bei Erfolg aber wohl nicht mehr als eine Rüge einfangen, und bei Misserfolg kann er zum Sündenbock für einen ganzen misslungenen Feldzug werden.
Es soll aber auch vorgekommen sein, dass Offiziere für das Festhalten an unsinnigen Befehlen zur Rechenschaft gezogen wurden.

Zu dem Thema kann ich nur Kleists - Der Prinz von Homburg - empfehlen!

Gruß
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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #36 am: 04. Juni 2012 - 22:53:18 »

Zitat von: \'Kniva\',\'index.php?page=Thread&postID=111900#post111900
Ja, von Deiner arg bedrängten Truppe weg zu Widor, um dort den Sieg zu feiern ....

Feiern? Mir ist immer noch nicht zu feiern zu Mute, wenn ich über das Schlachtfeld blicke und die ganzen Verwundeten und Verletzten sehen muss...ganz zu schweigen davon, dass ich selbst stark verletzt und mit viel Glück lebend zurückgekommen bin aus Stalingrad MAlzone  :D

Für mich war das ja auch das erste Mal ein \"Kriegspiel\" zu spielen...und was soll ich sagen, ich fand es schon extrem klasse...leider war es ja gefühlt etwas sehr zäh, was natürlich auch extrem an mir lag, dafür war es manchmal extrem hektisch...

Was mir persönlich leider gefehlt, war das Gefühl, wann in welcher Situation, welche Truppentypen besonders gut/schlecht gegeneinander kämpfen...so waren meine Angriffe gefühlt davon geprägt, dass irgendwelche Landwehr-Luschen meine stolzen, heroischen KAvalleristen abschlachten können...besonders schön, zeigt das diese kurze Historie...

Zitat
\"Es ist so weit, Männer! Wir greifen an! Vive la Republique! Vive Bonaparte!”. Du gibst Deinem Pferd die Sporen und galoppierst  als Erster über die Brücke! Hinter dir zwei Schwadronen, fast 300 Mann.

So könnte es weiter gehen, aber:

Zitat
Die Formationen treffen aufeinander. Der Zusammenprall ist heftig. Zu ungeordnet ist Deine Formation. Einige Husaren werden von den Österreichern gleich beim Anprall aus den Sättel gehauen.

Zitat
Dein linker Arm ist von einem Säbelhieb schwer gezeichnet. Du kannst die Zügel kaum noch halten. Einige Minuten später wird klar, dass fast 60 (!) Husaren auf der anderen Seite geblieben sind, tot, verwundet, gefangen
   :pinch:  Wie soll ich jetzt den holden Mädels das Taschentuch aufheben können  8| Auf der anderen Seite ist so eine Geschichte natürlich immer gut zum Beeindrucken  :D

2. Welle geht schon mal gut los:

Zitat
8:31 Uhr. Euer fünftes Geschütz fällt aus.

Zitat
Der schnelle Vormarsch der Infanterie hatte die eine oder andere Lücke in der Formation zur Folge. Die Husaren drängen hinein. Ein Durcheinander entsteht, bei der Infanterie bricht Panik aus!

Aber, wo zwei Bataillone sind, gibt es noch einige mehr  :D die vielen Toten und Verletzten gilt es zu rächen...

Zitat
Mehrere Reiter dringen in das Karree ein und hauen viele eurer Männer nieder. Es sind jedoch auf dieser Seite des Karrees nicht genug.
Die Infanterie bleibt standfest.

Zitat
Allez, Allez, ALLEZ!)
[/b]

ICh fand das schon spannend und würde gerne dabei sein, trotz knapper Zeit, aber gerne mit konkreteren Spielregeln.

Und ich fand, dass der Umpire, dass trotz des ersten Einsatzes für ihn super gemacht hat...allein die tolle Beschreibung des Verlaufes, auch wenn ich vor lauter Trauer über die vielen Verwundeteten ich es kaum lesen konnte  :P

Und was ich besonders schön fand, ist das trotz aller unterschiedlicher Spielweisen und Ansichten, jeder irgendwie Spass gehabt zu haben schien, danke dafür, ist ja nicht immer selbstverständlich
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Meine Mitte bricht ein, meine rechte Flanke weicht zurück

Exzellente Lage, ich greife an!


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tattergreis

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #37 am: 05. Juni 2012 - 00:10:30 »

Zitat
Was mir persönlich leider gefehlt, war das Gefühl, wann in welcher Situation, welche Truppentypen besonders gut/schlecht gegeneinander kämpfen...so waren meine Angriffe gefühlt davon geprägt, dass irgendwelche Landwehr-Luschen meine stolzen, heroischen KAvalleristen abschlachten können.
Mir ist nicht bewußt, dass Truppentypen wie Linien- oder Landwehrinfanterie unterschieden wurden.
Als Beispiel Reiter gegen Inf:
Wenn Du mit 2 Schwadronen 1 Bataillon im Karree oder Angriffskolonne angreifst, dann stehen Deine Chancen für einen Sieg 1:2. Falls Du vor dem Nahkampf Verluste durch Beschuss erleidest, sinken Deine Chancen (Beschuss kann wirklich böse Folgen haben, ein Bataillon in Linie kann in 2 Minuten theoretisch bis zu 180 Reiter kampfunfähig schießen, die müssten dann aber praktisch vor ihnen stehen).

Du ziehst Dich im Falle der Niederlage nur zurück, kannst also nicht geschlagen oder total geschlagen sein. Du verlierst dann 6 bis 12 Punkte pro Schwadron im Nahkampf, das sind 9 bis 18 Reiter.

Für 4 Minuten kannst Du Dich nicht verteidigen, wenn Dich in diesem Zeitraum feindliche Kavallerie wirklich erwischt (normalerweise reitest Du weg) ist das ...schlecht.
Die 1828er Ergänzung geben der Kavallerie von Anfang an nur eine 1:4 Chance.

Wenn Kavallerie gegen Kavallerie geht, dann ist es eigentlich ein 1:1, es kommt aber noch drauf an, ob Du gerade über eine Brücke geritten bist oder in der Flanke angegriffen wirst. 60 Reiter zu verlieren ist schon heftig, in einem Nahkampf allein ist m.E. gar nicht mehr als 27 pro Schwadron möglich.
Zitat
...aber gerne mit konkreteren Spielregeln.
Da möchte ich Dich auf die Reisswitz Regeln von den TooFatLardies verweisen.
Wieviel Geschütze hat denn die Gegenseite verloren?
cheers
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1338882939 »
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@Tattergreis + @Widor
« Antwort #38 am: 05. Juni 2012 - 08:28:38 »

@Tattergreis

Zitat
(Beschuss kann wirklich böse Folgen haben, ein Bataillon in Linie kann in 2 Minuten theoretisch bis zu 180 Reiter kampfunfähig schießen, die müssten dann aber praktisch vor ihnen stehen).

Exakt DAS hat sich bei Malzone abgespielt und - würde ich sagen - den Verlauf zu unseren Gunsten entschieden.
Ein frz. Bataillon hatte sich auf unserer Seite des Flusses (die Aosta???) in Linie aufgestellt. Ein anderes Bataillon überschritt die Brücke - und wurde prompt von österr. Kavallerie attackiert, die allerdings voll die Salven des erstgenannten Bataillons vom anderen Ufer abbekam. Das Bataillon, das die Brücke überquert hatte, erlitt zwar durch die Reiter Verluste, aber der gegnerische Angriff brach durch das Flankenfeuer zusammen, und der Übergang war geschafft.
Noch heute bekomme ich übrigens Dankesbriefe der Einwohner Malzones für die Befreiung von der habsburgischen Schreckensherrschaft ... :D



@Widor:

Zitat
Mir ist immer noch nicht zu feiern zu Mute, wenn ich über das Schlachtfeld blicke und die ganzen Verwundeten und Verletzten sehen muss...ganz zu schweigen davon, dass ich selbst stark verletzt und mit viel Glück lebend zurückgekommen bin aus Stalingrad MAlzone  

Ach was, Weicheierei!!!! Sie fielen für den Ruhm des Vaterlandes! Und Du selbst wirst dereinst Deinen Kindern und Kindeskindern mit stolzgeschwellter Brust Deinen Armstumpf zeigen und mit bedeutungsvollem Blick hauchen: \"Ich kämpfte bei Malzone!\" Und sie werden in Ehrfurcht erstarren!!!!


Zitat
aber gerne mit konkreteren Spielregeln

Nö, warum eigentlich? Als das Schöne an dem Spiel empfand ich ja gerade diese Kombination aus Rollenspiel und \"gesundem Menschenverstand\". Im Ernstfall hast Du ja auch keine Regeln. Und wenn wir gerade in der napol. Zeit bzw. der Revolutionszeit bleiben: Die \"Offiziere\" der Revolutionsarmee hatten bisweilen selbst keinerlei Grundausbildung, sondern waren von ihren Truppen zum Hauptmann gewählt worden. Dann erhielten sie den Befehl, mit ihren Männern einen bestimmten Punkt zu nehmen oder zu verteidigen - und los gings. Manch einer machte das so brillant, dass er später sogar zum Marschall aufstieg.
Ich fand, dass Zieten uns die wichtigsten \"Regeln\" kurz, knapp und leicht verständlich mitgeteilt hat. Mehr brauchte man nicht, und mehr wollte zumindest ich auch nicht.


Zitat
Und was ich besonders schön fand, ist das trotz aller unterschiedlicher Spielweisen und Ansichten, jeder irgendwie Spass gehabt zu haben schien, danke dafür, ist ja nicht immer selbstverständlich

Das sehe ich genau so!!!!

Gruß

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #39 am: 05. Juni 2012 - 10:49:13 »

Zitat
Und was ich besonders schön fand, ist das trotz aller unterschiedlicher Spielweisen und Ansichten, jeder irgendwie Spass gehabt zu haben schien, danke dafür, ist ja nicht immer selbstverständlich

Das mit dem Spaß kann ich leider nicht bestätigen, aber ich finde es gut, wie das Geschehen hier aufgearbeitet wird. :thumbup:
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@Strand
« Antwort #40 am: 05. Juni 2012 - 13:19:47 »

Zitat
Das mit dem Spaß kann ich leider nicht bestätigen,  

Was sehr schade ist. Sollte es doch noch mal zu einem Spiel kommen, gibst Du Dir vielleicht einen Ruck und \"Kriegsspiel\" eine zweite Chance .... :huh:

Gruß

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #41 am: 05. Juni 2012 - 16:21:52 »

Zitat
Sollte es doch noch mal zu einem Spiel kommen, gibst Du Dir vielleicht einen Ruck und \"Kriegsspiel\" eine zweite Chance ....  

Wenn das Format ein Zügigeres sein wird, bin ich dem prinzipiell nicht abgeneigt. Es wurden ja im Zuge der Diskussion schon mehrfach Tages- oder Wochenend-Sessions vorgeschlagen.

Ich bin ich aber der Meinung, dass man den Grundgedanken des Kriegsspiels (Fog of War, unvollständige Information, Reibungsverluste in der Befehlskette) heute wesentlich besser am Computer simulieren kann.
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« Antwort #42 am: 05. Juni 2012 - 18:00:25 »

Zitat von: \'Strand\',\'index.php?page=Thread&postID=112033#post112033
Ich bin ich aber der Meinung, dass man den Grundgedanken des Kriegsspiels (Fog of War, unvollständige Information, Reibungsverluste in der Befehlskette) heute wesentlich besser am Computer simulieren kann.
Ja richtig, die Bundeswehr hat ein tolles Rechenzentrum dafür. Zieten und ich denken mehr an selbstgemalte Karten (die Karten von ToofatLardies sind super, aber auch ganz schön schwierig), für die Kalkulation der Verluste kommen wahrscheinlich hochbewegliche Rotationsvexulatorenzum Einsatz. Die Truppensteine sind aus zurechtgeschnittenen Magnetbasen, welche mit bedrucktem Papier beklebt sind. Zieten jedoch hat schon Luxusversionen in Planung.
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« Antwort #43 am: 05. Juni 2012 - 18:26:00 »

@Kniva,
Napoleon hat sogar etwas viel Schlimmeres getan als nur Befehle zu missachten: Er hat seine Armee in Ägypten im Stich gelassen, was für einen Oberbefehlshaber unverzeihlich ist. Letztlich galt für ihn aber dasselbe wie für Rommel. Wer erfolgreich ist, dem lässt man manche Unsauberkeiten durchgehen.

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Es war einmal...ein Kriegsspiel
« Antwort #44 am: 05. Juni 2012 - 23:50:02 »

Zitat von: \'Tattermann\',\'index.php?page=Thread&postID=111980#post111980
Wenn Du mit 2 Schwadronen 1 Bataillon im Karree oder Angriffskolonne angreifst, dann stehen Deine Chancen für einen Sieg 1:2. Falls Du vor dem Nahkampf Verluste durch Beschuss erleidest, sinken Deine Chancen (Beschuss kann wirklich böse Folgen haben, ein Bataillon in Linie kann in 2 Minuten theoretisch bis zu 180 Reiter kampfunfähig schießen, die müssten dann aber praktisch vor ihnen stehen).

Wie da gibts detaillierte Regeln zu? Hm, hab doch gewusst, dass ich mir das hätte durchlesen sollen  ;)

Mit Regeln meinte ich weniger diese Regeln sondern Vorgaben zum Vorgehen..wie werden befehle übermittelt, bis wann muss das ausgeführt werden, was passiert, wenn Offiziere sich nicht melden, was passiert, wenn der Umpire nicht erreichbar ist, usw.
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