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Wie blöde sind eure Generäle...?

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Diomedes:

--- Zitat von: \'Schrumpfkopf\',index.php?page=Thread&postID=104220#post104220 ---
--- Zitat von: \'DonVoss\',index.php?page=Thread&postID=104101#post104101 ---Naja, und was bringt das?
--- Ende Zitat ---
Die Befriedigung jemanden \"offiziell\" niedergerungen zu haben? Echt keine Ahnung, aber wenn man ein Tabletop als Wettkampf versteht dann will man auch wissen warum man verloren oder gewonnen hat. Ich selbst kann mich noch gut erinnern wie ich als Teenie davon stinkig geworden bin wenn mich jemand weggeballert hat. Und z.B. Computerspiele spiele ich immernoch ausschliesslich unter dem Aspekt des Gewinnens.
--- Ende Zitat ---

Der Wettbewerb ist ja nur ein Extrembeispiel für den Nutzen von Siegespunkten. Siegespunkte sind im Szenariodesign ein einfaches und leicht verständliches Mittel für den Designer dem Spieler zu erklären, was für ihn als \"General\" wichtig ist und wie hoch die Prioritäten der einzelnen Objectives einzuschätzen sind. Über Siegespunkte kann man als Szenarioschreiber steuern wieviel Wert in einem Spiel auf Kampf und wieviel Wert auf andere Objectives gelegt wird. Der Spieler muß schließlich einschätzen können was von seinem General verlangt wird, damit er diese \"Rolle\" übernehmen kann.
Decebalus hat diesen Nutzen schon beschrieben und ich stimme da voll mit ihm überein.

Außerdem erlauben Siegespunkte den Vergleich verschiedener Spielsysteme. Das ist für die Leute interessant, die sehen wollen, inwieweit sich mit einem Regelsystem historische Kämpfe nachvollziehen lassen.

Hanno Barka:
In unsere napoleonischen Runde hat sich seit langem eingebürgert seine Truppen \"rollenspielerisch\" zu führen und nicht unbedingt jeden möglichen winkelzug zu nutzen um sich einen taktischen Vorteil zu verschaffen. Wenn man einen historischen General ins Feld führt überlegt man eben wie hätte der in dieser Situation reagiert bei einem \"No Name\" nimmt man eben die \"typischen\" Charakterzüge der jeweiligen Nation. Wir haben dafür keine festgeschriebenen Regeln, es funkioniert mehr nach einem Gentleman\'s agreement. Oft genügt schon ein Satz vom Gegner oder Spielleiter - Hearst, das is aber für einen Österreicher ziemlich agressiv ;) und man überdenkt seinen Zug nochmal, steckt gegebenfalls auch ein wenig zurück. Wir haben einen Spieler, wenn Du dem KAvallerie gibst, dann steht Murat am tisch - wie er leibt und lebt. Ein Beispiel ist auch, bei einem unserer letzen Gefechte kommandierte ich unter anderem eine russische Brigade bestehend aus 4 Linienbataillonen und einem Jägerbataillon. Dies Brigade hatte den Auftrag einen Hügel zu stürmen, de von Franzosengehalten wurde, die natürlich heftiges Abwehrfeuer entgegensetzten. Rein aus taktischer Sicht hätte ich die Jäger einen Skirmishscreen bilden lassen sollen, der die Wirkung des Abwehrfeuers um einiges reduziert hätte. Ein grosser Teil der russischen Offiziere hatten aber so ihre Probleme beim Pläkeln - man war sich ziemlich uneinig wann und wieviele Plänkler abgestellt werdne sollten, darüberhinaus mochten viele Offiziere diesen neumodischen kram einfach nicht. Ergo machte ich was viele russische Kommandeure machten - ich behandelte die Jäger wie normale linieninfantrie und liess sie in geschlosser Ordnung vorrücken. Ich hab den Hügel auch erfolgreich genommen, aber eben mit wesentlich schwereren Verlusten als notwendig, aber dafür fühlte es sich \"in charakter\" an :)
Wenn etwas das Abwehrfeuer zu stark gewesen wäre als das ich den hügel hätte nehmen können, hätte ich mich ein Stück zurückgezogen und einen Meldereiter an den Divisionsgeneral geschickt mit der Meldung - Hügel kann nicht genommen werden aufgrund zu starken Ggenfeuers. Wenn excellenz es wünschen können wir einen neuen Versuch wagen wenn wir die Jäger einen Plänklerschirm bilden lassen, Euer Einverständnis vorausgesetzt.
Im Endeffekt lassen wir aber jedem die Freiheit wie stark er rollenspielerische Elemente einbringen will, aber die meisten machens eigentlich ganz gern.

Davout:
Ich finde das Einbringen von rollenspielmäßigen Elementen recht reizvoll. Das Profil des jeweiligen Generals sollte vor dem Spiel festgelegt werden. Uncool ist ein Spielleiter, der irgendwann mittendrin sagt, \"Dudu, das kannst du aber nicht machen, weil das General XY nicht gemacht hätte.\" Bei einigen Armeen kann man die Tendenz mancher Generale auch schon an den ihm in der historischen OdB zugeteilten Truppen erkennen, z.B. Avantgardekommandeur, der bei seiner Brigade eben ein Jägerbataillon hat.
Mit den angeblichen nationenüblichen Eigenschaften kann ich mich nicht so anfreunden. Da sind zuviele Stereotype dabei und so entstehen eher Schrottarmeen, weil manche angeblich etwas beschränkt gewesen sein sollen, was sich bei näherer Betrachtung nur als Resultat vom subjektiven Urteil der Zeitgenossen oder noch schlimmer irgendwelcher Spieldesigner herausstellt. Was z.B. mit den Briten so angestellt wird, ist doch der gröbste Humbug.

Grüße

Davout

Razgor:
Hmmm, die Diskussion hat einen interessanten Verlauf genommen.

Ich kann hier nur für mich sprechen und muss sagen, dass ich in einem Tabletopspiel nur mich selber spielen kann.
Die Rahmenbedingungen geben für mich die Regeln oder ein Szenario (und der Spielleiter, falls es einen gibt) vor.

Ich kann einfach kein Napoleon sein (weil ich kein militärisches Genie bin) und ich kann auch kein
Schwachkopf von General sein, weil ich meistens (weis Gott nicht immer! ) vorher nachdenke, bevor ich
eine Truppe sinnlos verheize.
Es ist mir unmöglich bewusst schlecht zu spielen und meine Truppen zu verbraten (wenn ich bessere Alternativen sehe),
nur um eine Rolle zu spielen... Jungs, wie soll denn das gehen ?  Ich glaube hier geht einigen das rollenspielerische Pferd durch, oder ?
Also ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten immer eine gute Performance zu geben und (soweit möglich) zu gewinnen.

Cool finde ich allerdings Szenarien, in denen es sehr schwer ist zu gewinnen oder unmögliche Situationen entstehen...plötzlich
Flankenmärsche kommen, unvermutete Truppen auftauchen etc., weil sowas spannend ist und interessante Situationen entstehen.

Aber mich selber zurückhalten oder \"blöder\" machen als ich bin ?  Niemals  ;)

Davout:
Was natürlich immer wegfällt, ist der strategische Zusammenhang außerhalb des Spielfeldes, weil das einfach zu komplex ist. Z.B. dürfte bei Borodinospielen niemals die französische Garde eingesetzt werden, weil die Entscheidung zu deren Zurückhalten in diesem Moment strategisch durchaus richtig war. Sowas beeinflusste den Umfang der eingesetzten Truppen, so dass im Spiel häufig viel mehr Einheiten zum Einsatz kommen als in der nachgestellten Schlacht. Alternativ müsste man mit einer Kommandostruktur arbeiten und mit Vorgaben, wieviele Verluste für die eine oder andere Mission angemessen erscheinen. Die Dinge gleich völlig anders anzugehen, funktioniert aber auch nicht, denn dann müsste man unbegrenztes Alternativterrain haben, was ja nicht geht. Praktisch ist es doch so, dass man manche Aktionen garnicht erst beginnen würde, weil man weiß wie sie historisch ausgingen.

Grüße

Davout

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