Ich hätte auch noch ein paar Überlegungen.
Die wichtigen Vor- und Nachteile der Waffen wurden schon sehr gut erläutert. Man sollte aber ein bisschen aufpassen mit den gängigen Wahrheiten, dass ein jahrelang trainierter englischer Gardebogenschütze, dem mit einer billigen Büchse ausgerüsteten Bauern überlegen sein
muss. Natürlich muss man sich zuerst auf eine Zeit einigen. Während des hundertjährigen krieges gab es auch schon Büchsen, aber die waren wohl das, was Kanonen bei WHFB sind...

Ich komme natürlich wieder mit den Burgunderkriegen: Bei Grandson (1476) fand genau das oben beschriebene Duell zwischen burgundischen Langbognern und schweizer Büchsenschützen statt und es wird von etlichen Toten und Verletzten auf beiden Seiten berichtet.
Wenn man sich den besagten Shootout in der Theorie (natürlich als Laie) mal vor Augen führt und dann eben solche Zahlen wie 12 vs 1 Schuss pro Minute in den Gedankengang einbaut, kommt man halt zu einem Bild, das sicherlich oft zutraf, aber keineswegs stimmen musste. Die Reichweite, Präzision und vorallem die Sperrfeuerwirkung von massiven Büchseneinsätzen, scheint sehr hoch gewesen zu sein. Jedenfalls habe ich diesen Eindruck immer wieder beim lesen von Schlachtberichten erhalten. Bei Grandson feuerten die Schweizer übrigens aus einer leicht erhöhten Position, jedoch auf offenem Feld auf die burgundischen Langbogenschützen.
Noch ein paar zeitgenössische Zahlen vom \"grossen Zürcher Freischiessen\" anno 1504:
Dort wurde mit der Armbrust auf 90m Entfernung auf Scheiben geschossen, deren Kreise bloss einen Durchmesser von 1,5cm, 3,5cm und 13,5cm hatten. Die Dinger waren also absolute Präzisionswaffen wenn es darauf ankam. Die Wucht dieser Waffen muss sagenhaft gewesen sein. Im historischen Museum in Bern sind Schädel ausgestellt, die von Armbrustbolzen komplett \"durchflogen\" wurden. Ich möchte nicht wissen wie die Köpfe vor über 500 Jahren ausgesehen haben, als es passiert ist; die Schäden am Hinterkopf sind absolut verheerend!
Zurück zum Freischiessen:
Mit der Büchse wurde aus einer Entfernung von 220(!) Metern auf Scheiben mit einem Durchmesser von 150cm geschossen. Die Sperrfeuerthematik lässt grüssen. Das Einsatzspektrum der Büchsen war also sicher nicht nur der billigen Herstellung und der einfachen Handhabung geschuldet, das Ding konnte wirklich was, wenn ein paar Faktoren mitspielten.
Zum Bogen möchte ich nichts konkretes sagen, das Ding ist und bleibt ein Rätsel für mich. Um aber den Bogen (hi hi, Wortspiel!) zu den Burgunderkriegen zu spannen: Professor Grandjean hat 1976 anlässlich der 500 Jahr Feier zur Schlacht bei Murten sehr detaillierte Forschungsergebnisse in einem Kolloquium veröffentlicht. Dort herrscht der Tenor vor, dass der Langbogen schon sehr viel von seinem Terror eingebüsst hatte. Die Durchschlagskraft reichte offenbar nicht immer aus, um Rüstungen zu durchschlagen. Die (oft sehr detailverliebten) Schilling Chroniken zeigen Opfer von Bogenpfeilen, welche Treffer an heilklen ungeschützten Stellen erhalten haben. Auch die Schlachtplanung bei Murten trug den Bogenschützen offenbar kaum Rechnung, obwohl man genaustens über das Heer Karls im Bilde war. Das ganze tönt jetzt villeicht etwas arg gesucht, aber ich finde die Burgunderkriege höchst interessant, wenn es um diesen Mythos geht. Die Quellenlage ist wirklich fantastisch und es gibt sehr viele verifizierte Schilderungen und Augenzeugenberichte über den Einsatz von allen möglichen Waffen und deren Einsatzarten.
Man möge mir die üble Rechtschreibung verzeihen