Ich bin gerade dabei den Dreiteiler "To the end of the world" zu schauen. Kann mich da aber noch nicht zu einem Urteil durchringen. Mit "Piratenkapitän Mary" bin ich aber wieder in gewohnten Fahrwässern. Ein B-Film aus Italy mit gewohnten Gesichtern wie Walter Barnes in einer Nebenrolle und unfreiwillig komischer Ausstattung.
"Piratenkapitän Mary" / "Le avventure di Mary Read" / "Queen of the Seas"I 1961
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Lisa Gastoni, Jerome Courtland, Walter Barnes, Agostino Salvietti
Handlung: Die Straßenräuberin Mary Read (sic.!) will Ende des 17. Jh. in Italien - ach nee England
... den hässlichen Modeschmuck einer Trulla in einer Stagecoach (kein Witz!) klauen und raubt dafür einem dämlichen Typ in einer "Poststation" (mitten auf freier Strecke - don't ask!) die Klamotten und trägt eine Perücke, die unmöglich über ihre Föhnfrisur passt - also wahrscheinlich ist dann wohl die blonde Frise die Perücke - na egal. Dann wird zufälligerweise die Stagecoach von einem Trupp Soldaten mit Helmen aus dem letzten Ritterfilm angehalten. Da die Helme scheinbar blind machen, fällt niemandem auf, dass der "Räuber" - trotz für auch den blödesten Kinogänger erkennbaren Raketen-BH - eine Frau ist! Mary kommt dann in so einen klassischen Knast aus Pappe, wo sie Lord Slimy (der ist echt ekelig und später schwer übergriffig) kennen lernt, der trotz seiner ulkigen güldenen Hundemarke für einen Dieb gehalten wurde. Der verknallt sich in sie, weil er sie nachts ohne die braune "Perücke" sieht und arbeitet auch statt ihrer im Stall des Gefängnisleiters, der scheinbar vergessen hat, dass er Mister Raketen-BH ausgesucht hatte für den Job. Als Lord Slimy von seinem verblödeten Familienanhang wiedererkannt und befreit wird, gelingt Mary auf spektakuläre Weise die Flucht. Sie verbindet ne Kette mit ihren Gitterstäben und der Tür und als die Deppen von der Wache diese wegen ihrem/seinem Rumgeschreie aufreißen, werden sie nicht nur von der Tür unter sich begraben, sondern sie reißen dadurch auch das Gitter raus (sic.!). Dann erfährt sie von ihrem Opi-Komplizen, den sie gleich wiederfindet, nachdem sie Lord Slimy durchschaut hat, der sich über sie amüsierte... , dass sie sich doch einem Freibeuter anschließen kann.
Captain Poof - wir wollen ihn passenderweise Puff nennen, wegen seinem roten Hut und rotem Wehrgehänge und rotem Wams und wohl auch roten Bumpern ... nimmt sie an Bord, weil sie ihm den Hut vom Kopf schießen kann. Dort angekommen erwehrt sie sich seiner Annäherungsversuche und beweist indem sie auf den Spielzeugmast des Bötchens klettern und allein (!) das "Topsegel" setzen kann (das ist echt zum Brüllen - das soll ein Segel sein? hahaha!, wo man nur nen Knoten aufmachen braucht...), dass ihr seine "Cabin" zusteht. Dann greift Puff ein spanisches Schiff an, wird aber beim Entern niedergeschossen von nem Spanier. Immerhin wissen die, dass sie in nem Piratenfilm sind und haben pflichtschuldigst die Morione aufgesetzt(!). Anschließend befreit Mary nachdem sie den aufdringlichen spanischen Kapitän niedergeschlagen hat die Piratencrew, die im Handumdrehen das "Schiff" in ihre Gewalt bringen. Sie qualifiziert sich offenbar zum Captain, weil sie in 10 Sekunden beim Kampf von 1960er Unterhemdchen in 1960er Piratenklamotten sich umziehen kann... Habe ich schon erwähnt, dass auf dem zweimastigen Piraten"schiff" auf dem Hauptdeck die "Kanonen" auf einer Art Podest einfach lose rumstehen - wohl weil man in die umgebauten Motoryachten keine Stückpforten reinschneiden durfte (in nem anderen Film aus Italia schießen dafür die Kanonen einfach nur in die Luft!)?
Dann erleben wir wieder Lord Slimy, der sich mit ekeligen Sprüchen an alles ranmacht, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Sein grausamer Papa will ihn mit einer hässlichen Alten verheiraten, deren Hässlichkeit allerdings aus einem schwarz angemalten Zahn besteht (ansonsten hat ihr Gesicht mehr Charakter als die andere Hupfdolls hier...). Dafür dass Lord Slimy schlecht reiten kann, wird er von seiner Majestät mit dem Rang eines Kapitäns zur See
ausgezeichnet, nachdem er die mieseste Offiziersschule der Welt besucht hat. Er bekommt den ganz wichtigen Auftrag Piraten zu jagen...
Zurück in der Karibik (?) gurkt jetzt die sich als Captain Puff ausgebende Mary Föhnfrisur mit dem ollen Kutter rum und überfällt gegen den Wunsch ihrer Crew einen englischen Äppelkahn (für alle "Schiffe" werden die gleichen modernen Boote verwendet), worauf sich eine französische Tänzerin aus dem Ballett von Ludwig XIV. befindet (don't ask!), die in Florida vor einem Vizekönig tanzen soll (hahaha!). Captain Föhnfrise-Puff kann zwar nicht tanzen, aber die Provinzdeppen erkennen das nicht und Mary Föhnfrisur nutzt die Klamotten der Ballett-Tante um sich auf einen "Pall" im Papp-Palast des Vizekönigs zu schleichen. Wie üblich in diesen Filme ist das komplett sinnlos, weil die anderen Piraten ohne ihr Zutun irgendwie in den "Palast" gelangen, wo die illustre Gesellschaft seinen hässlichen Modeschmuck einbüßt
... Captain Puff-Föhnfrisur begibt sich nach San Salvador um dort von Piraten zu erfahren, dass alle so wie sie einem 60-Kanonen-Kriegsschiff unter Lord Slimy ausweichen - selbst Captain Morgan und Captain Blackbeard!
Dann nimmt Captain Föhnfrisur irgendwelchen Reisenden die Klamotten ab und schleicht sich in eine italienische Burg - äh Gouverneurspalast... wo sie also so bescheuert sind, dass niemand weiß wie die Personen aussehen, die sie selber eingeladen habe
. Dort begegnet Föhnfrisur-Read Lord Slimy, der vor lauter Pomade, die ihm in die Guckerchen gelaufen ist nicht erkennt, dass er genau die Frau vor sich hat, mit der er zusammen eingesessen hat und die er auch mit so ziemlich derselben Föhnfrisur kennt. Sie muss ihm also auf die Bemme schmieren, dass sie sie selbst ist. Lord Slimy verrät ihr aus Blödheit ihren tollen Plan wie er Captain Puff schnappen will, den gefährlichsten Piraten der Gegend!
Dann kommt der übliche Trick der Italiano-Piraten: sie schwimmen an das "Schiff" des Gouverneurs heran (das identisch mit ihrem eigenen ist, was ich sehr verwirrend fand) und entern das Bötchen der Mittelalterhelm-Dödel. Dann zwingen sie die Besatzung von dem kleinen Gouverneurs"schiff" ihnen die Flaggen"signale" mitzuteilen, während sich die Piraten teilweise als Mittelalter-Engländer verkleiden. Dadurch bekämpfen sich dann die dämlichen Engländer gegenseitig durch eine unglaublich geniale Finte von Puff-Föhnfrise. Nachdem Lord Slimy für den Stuss, den er gemacht hat, zurechtgewiesen und bestraft wird, beschließt sich Lord Slimy bei den Piraten in San Salvador einzuschleichen, da er jetzt weiß (obwohl er ja nicht der hellste ist), dass Mary die Einzige war, der er seinen cunning plan verraten hat... Captain Slimy kommt mit ner Lederklamotte wie ein Motorradrocker für Arme auf die Pirateninsel, der sich niemand von der Navy zu nähern traut (auch kein 60-Kanonenschiff scheinbar
). Lord Slimy kommt dann auch im Italian-Style auf Föhnfrises "Schiff" geschwommen, wird da aber ergriffen. Durch den dämlichsten Zweikampf der Piraten-Peplum-Geschichte zwischen Föhnfrise und Slimy soll er befreit werden bis sich die Engländer doch darauf besinnen einen Äppelkahn einzusetzen und San Salvador anzugreifen. Puff-Föhnfrises Piraten springen wegen dem schrecklichen (sic.!) Feuer des Äppelkahns ins Wasser und schwimmen im old-italian-style zurück auf die Pirateninsel. Aus irgendwelchen Gründen erlaubt der debile Papa von Lord Slimy diesem nun Mary Föhnfrise zu ehelichen, die Slimy als eine Gefangene des angeblich von ihm selbst getöteten Captain Puff ausgibt.
Der Film ist für die Verhältnisse der Zeit recht aufwendig. Die hässlichen Schiffsatrappen wurden offenbar extra für den Film auf Celuloid gebannt. In vielen vergleichbaren Produktionen mit Lex Barker und Co werden solche Szenen einfach aus anderen Filmen rein geschnitten. Grauenhaft ist leider das ewige dämliche Grinsen von Jerome Courtland als Lord Slimy, der ansonsten auch keine andere Regung zeigen kann. Regelrecht berauschend fand ich wie alles Mögliche im typisch italienischen Stil der Zeit zusammen geschmissen wurde: Kostüme, irgendwelche überhaupt nicht zusammen passende Namen von echten Piraten, Drehorte, die einfach null nach Karibik aussehen usw.. Von dem hanebüchenen Schund dieser Piratenfilmschwemme aber immerhin noch ein unterhaltsamerer mit viel unfreiwilliger Komik.
Darsteller *
Bilder *
Schiffe
Story **