Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich man sich so einem Thema nähern kann.
Ich würde definitiv keine Schlacht als cool bezeichnen, nur weil sie in der späteren Rezeption subjektiv oder objektiv in gewissen Kulturkreisen als bedeutend im Sinne einer nachhaltigen politischen Resonanz einzustufen ist.
Klar blieb Cannae politisch komplett bedeutungslos. Aber ich möchte Cannae mit Jimi Hendrix vergleichen. Der Mann hat auch in seinem ganzen Leben keinen Chart-Hit gelandet, aber bis auf den heutigen Tag die Musikgeschichte revolutioniert.
Ähnlich Hannibal, der zwar letztlich auch völlig erfolglos bleib, durch seine taktische Meisterleistung bei Cannae (und im Rest seines Feldzuges) aber einen nachhaltigen Eindruck auf alle nachfolgenden Feldherren hinterließ, direkt oder indirekt.
Was den Coolnessfaktor betrifft, hat Curundil mit dem Kampf um Troja für meinen Geschmack das entscheidende Ass ausgespielt. Mal abgesehen davon, ob man das nun im engeren Sinne einer Schlacht gelten läßt oder nicht.
Was den Bekanntheitsgrad einer Schlacht angeht, so muß man wahrscheinlich wieder zwischen Allgemeinheit und Fachkreis unterscheiden.
Wenn man alle Menschen des mitteleuropäischen Kulturkreises nach der bekanntesten Schlacht befragt, dann würde ich schon auf Troja oder Waterloo tippen.
Was uns Wargamer betrifft, so stelle ich mir gerade vor, mit welcher Wargaming-Platte man ganz ohne Erklärungen oder andere Hilfsmittel ein Szenario aufbauen kann, daß jeder sofort erkennt.
Die meiner Meinung nach unbestrittene Nummer 1 im Wiedererkennungswert:
Man stelle ein paar deutsche WK2-Figuren und russische Soldaten in eine Häuserruine und streue evtl. noch ein bißchen Kunstschnee drauf und JEDER wird sofort Stalingrad sagen. Mein persönlicher Coolnessfaktor bei dieser Schlacht ist aber in nahezu jeder Beziehung gleich Null. Außer daß der Schnauzbart-Psychophat es ab da schwerer hatte, noch mehr Völker und Landstriche ins Unglück zu stürzen. Ansonsten finde ich deutsche und russische Uniformen, 1943er Häuserschutt und den 2. Weltkrieg im ganz Allgemeinen völlig uninspirierend und in jedem Sinne farblos zum Wargamen.
Auf Platz 2 kommt dann meiner Meinung nach schon Waterloo.
Man stelle ein paar Holländer, Hannoveraner, Belgier o.ä. in einer roten Uniform (von der dann alle glauben, es seien Engländer) und ein paar Franzosen mit Schako oder Bärenfellmütze vor ein La Haye Sainte-Modell und jeder Wargamer, der je historische Figuren angefasst hat, wird Waterloo erkennen.
Platz 3: Thermopylen
Ein paar Spartaner in einem Engpaß und auf der anderen Seite entweder persische Kardaken, Bogenschützen und Unsterbliche oder wahlweise Wollnashörner und einen gepiercten Glatzkopf auf einem absurd großen Thron und jeder sagt Thermopylen (oder 300...

).
Auf den weiteren Plätzen tummeln sich dann einige weitere Schlachten, die durch geographisch prägnante Details und/oder die Beteiligten klare Alleinstellungsmerkmale haben, aber oft im Bekanntheitsgrad schwächeln.