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Diskussionsthema - Der Untergang des Weströmischen Reiches

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Shapur:
@hunwolf

Byzanz hat gerne Titel vergeben an Leute, die auf dem ehemaligen Reichsgebiet herschten. Denn so konnte man sagen, das Gebiet gehört noch zu uns, ist aber zur Zeit nicht unter direkter Verwaltung.
Denn wir waren groß und sind es immer noch. :D

Außerdem wenn ein Reich ohne großen Knall untergeht, ist es schwer einen genauen Zeitpunkt für den Untergang festzulegen.
Der Vorgang ist schleichend und selten an Ereignisse festzumachen. Nur weil ich z.B. einen Marionetten-Kaiser habe, besteht das Reich weiter? Dann haben die Mongolen ja nie Gebiete erobert, da sie immer ein paar lokale Fürsten am Leben gelassen haben, um für sie die Gebiete zu verwalten.

Graf Gaspard de Valois:
Einen Untergang des Weströmischen Reiches hat es im Sinne eines plötzlichen Ereignisses nicht gegeben!
Diese Entwicklung begann auch schon wesentlich früher als 476 nach Christus!
Ich würde es eher als einen langsamen, schleichenden Prozeß sehen der bereits mit/nach Commodus begonnen hat und sich danach mal mehr, mal weniger schnell fortgesetzt hat!
Die Offensivkraft des Reiches war erschöpft und und den Status Quo aufrecht zu erhalten, war ohne neue Eroberungen auf lange Sicht wirtschaftlich und finanziell nicht zu bewältigen!
476 nach Christus ist möglicherweise das Ende Weströmischen Kaisertums, aber nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Römischen Zivilisation in der westlichen Reichshälfte!

Goltron:
Auch wenn ich den Post von Greymouse sehr interessant finde beginnt er etwas am Thema vorbeizureden was die nachfolgenden Poster auch sehr konsequent fortsetzen. Jedem der sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt wird klar sein das der Niedergang der westlichen Reichshälfte ein schleichender Prozess ist der lange vor Odoaker seinen Anfang nimmt und das andererseits durch die Abschaffung eines Staates nicht auf einen Schlag dessen Verwaltung und Wirtschaft zusammenbricht.

Von daher kann die Frage nach den Ende des Westreiches in meinen Augen auch nur eine politische sein denn ein Staat ist nun einmal vor allem ein politisches Konstrukt und kein wirtschaftliches. Und da finde ich 476 als Jahr immer noch sehr passend. Die Reichsinsignien werden nach Konstantinopel zurückgeschickt weil man sie im Westen nicht mehr braucht. Man unterstellt sich direkt dem Ostkaiser. Niemand von Bedeutung widerspricht dem, im Gegenteil: Odoaker wird sogar in Rang und Titel anerkannt.

Shapur:
@ Goultron

Die Oströmer haben gerne Gebiete noch zum Reich gezählt, die sie nicht mehr beherschten. Das Verleihen von Titeln war eher diplomatisch zu sehen, als eine Eingliederung in bestehende Verwaltungsstrukturen.
Die Barbaren haben aber auch nach Höheren gestrebt und da war ihnen Anerkennung durch die letzte Supermacht in Europa gerade recht.

In Europa haben die neuen Herscher in der Regel nie versucht ihren Machtanspruch mit der Fortsetzung von etwas Alten zu begründen. Daher hat ein Gotenanführer keine Verwendung für die Insignien der Macht eines eroberten Gebietes, da er gegenüber seiner Machtbasis (hier gotische Soldaten/gotische Gefolgsleuten) eher an Einfluß verloren hätte, wenn er diese genutzt hätte. (Entfernt sich von seiner Machtbasis) Daher kann er den Tand auch gegen Anerkennung eintauschen, besonders da diese Machtzeichen nicht auf das Volk gewirkt haben, sondern nur auf den jetzt entmachteten Adel/Verwaltung.

Goltron:
Die Germanenkönige haben sehr lange einen Marionettenkaiser als Legitimation des Staates in ihrem Amt belassen. Erst Odoaker wurde das dann anscheinend zu dumm bzw. befand es als nicht mehr notwendig. Karl der Große hat sein Kaisertum auf das Westroms begründet und dadurch mehr oder weniger legitimiert. Auch später haben europäische Herrscher ihre Macht bei Eroberungen oft dadurch begründet das sie die Krone eines eroberten Reiches angenommen haben.

Odoaker hat weiterhin versucht sein Königstum zu legitimieren indem er sich unter die nominelle Oberhoheit des Oströmischen Kaisers stellte und dieser hat das angenommen damit sein Reich nach mehr aussieht als es ist, da gebe ich dir recht.

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