Danke Jungs für all die netten Worte! Heut gibt\'s wieder mal was Neues.
Aus irgendeinem Grund faszinieren mich Beutefahrzeuge schon immer. Die Idee Ausrüstung und speziell Waffen seines Gegners zu nutzen um diesem zu schaden hat irgendwie etwas verstörendes und gleichzeitig eine zwingende Logik. Die Meister der Weiternutzung erbeuteten Equipments ,ob bestimmungsgemäß oder in abgewandelter Form, war meiner Ansicht nach die Wehrmacht, bzw. die komplette Kriegsmaschinerie des dritten Reiches. Erbeutetes Material wurde entweder auf lokaler Ebene direkt wieder (manchmal mit kleineren Modifikationen wie einem neuen Tarnanstrich, oder riesigen Balkenkreuzen zur Freund-Feind-Kennung) an die kämpfende Truppe ausgegeben oder zentral gesammelt, katalogisiert, gegebenenfalls (teilweise stark) modifiziert und wieder in den Einsatz gebracht.
Für eine Kriegswirtschaft, die von Anfang an von Fehlplanungen, Gigantomanie (Panzerkampfwagen VIII \'Maus\' um nur ein Beispiel zu nennen) und Resourcenknappheit geplagt war, war die Nutzung erbeuteter Ausrüstung von hoher Bedeutung. Diese bedeutete, dass mit relativ geringen Mitteln erkannte Defizite zumindest teilweise geschlossen oder zeitweise überbrückt werden konnten.
Während des Frankreichfeldzuges fielen der Wehrmacht Unmengen an erbeuteter französischer Ausrüstung in die Hände und folgerichtig wurde diese umgehend auch wieder eingesetzt.
Ein Beispiel für die (zugegebenermaßen relativ erfolglose) Nutzung französischer Panzertechnik war der Char de léger Modéle 1935 R. Mit einer Frontpanzerung von 43mm war er für seine Zeit äußerst stark gepanzert, jedoch mit ca. 20 kmh viel zu langsam für die mobile deutsche Kriegsführung der Anfangsjahre und der Kommandant war aufgrund des bei französischen Panzern üblichen Einmannturmes vollkommen überlastet. Er hatte gleichzeitig den Feind im Auge zu behalten, den Fahrer zu befehligen, die Turmbewaffnung und gegebenenfalls ein Funkgerät zu bedienen und eventuell als Zugführer noch andere Panzer zu befehligen.

Der R35 wurde zwar unter der Bezeichnung Panzerkampfwagen 35R 731(f) in die Panzertruppe eingeführt, einige Exemplare wurden sogar noch im Mai/ Juni 1940 ohne weitergehende Modifikationen (eventuell ein neuer Anstrich) gegen Frankreich ins Feld geführt, war aber bei der Truppe auf Grund der oben genannten Schwächen nicht sonderlich beliebt.

Ungefähr 800 dieser leichten Panzer wurden im Verlauf des Feldzuges mehr oder weniger intakt erobert und somit stellte der R35 das meist eroberte UND genutzte französische Panzerfahrzeug während des Krieges dar. Nur der antiquierte FT-17 wurde in noch größeren Mengen erobert, aber aufgrund der Unbrauchbarkeit für moderne Kriegsführung nur noch sehr beschränkt eingesetzt.
Obwohl der R35 keinen Platz in der Doktrin der Panzertruppe der Wehrmacht hatte, so wollte man doch diese wertvolle Resource nicht komplett ungenutzt verkommen lassen und führte verschiedene Modifikationen durch.

Ein geringer Teil der Panzer wurde mit einer Turmluke anstatt der eigentlich vollkommen nutzlosen originalen Observationskuppel (die man noch dazu nicht öffnen konnte) versehen, in einigen wenigen Fällen mit Radio ausgestattet und zur Flugplatzsicherung, Fahrerausbildung und Bandenbekämpfung (sprich Anti-Partisanenoperationen v.a. auf dem Balkan) eingesetzt. Für \'echte\' Kampfeinsätze\' wurde der R35 nicht mehr genutzt. Bedenkt man dass die Wehrmacht noch mit den bereits veralteten Panzern I & II zur Invasion der Sowjetunion antrat, so sagt dies in meinen Augen einiges über die \'Qualitäten\' des R35 aus.

Sehr häufig und erfolgreich jedoch wurde der R35 als Schlepper für Artilleriegeschütze eingesetzt. Dafür wurde der Turm demontiert, die Munitionslager ausgebaut und eine Anhängevorrichtung angeschweisst. Erstaunlicherweise zeigte sich der R35 auch in der Lage selbst schwere Geschütze wie die 15cm sFH 18 und die 17cm Kanone 18 in Mörserlafette zu ziehen.

Ebenfalls wurden einige Exemplare, ähnlich dem Panzerjäger I, mit der tschechischen 4,7cm Pak ausgerüstet und einem (seeeehr) leichten, nach oben und hinten offenem Aufbau aus Panzerstahl versehen, der die Besatzung maximal vor Gewehrmunition und Schrapnellen schützte. Die aus den R35 ausgebauten Türme wurden in den Atlantikwall integriert.

Das verwendete Modell ist von Warlord Games und hätte ich es nicht bei meinem lokalen Dealer für billiges Geld im Rammschhaufen erstanden, so wäre ich wohl schwer enttäuscht gewesen. Das Modell strotzte vor Gussgraten und Resinhäutchen (v.a. zwischen den Laufrädern) und ist noch dazu nicht sinderlich detailliert. Sollte ich in Zukunft noch ein Fahrzeug auf Basis des R35 planen, so werde ich sicher nicht mehr zu diesem Modell greifen.
