La Grande Bataille 8:00 bis 9:00 UhrEine Stunde hatte es gedauert, bis die ersten Befehle zum Vorrücken kamen. Jetzt war es soweit. Gaston steckte seine Pfeife weg. Links neben mir sah der junge Gustav unglücklich aus.
»Wenn du zwei Schüsse abgefeuert hast, wird der Befehl kommen etwas zu trinken«, sagte ich ihm. »Den ersten Schluck musst du zum Spülen nutzen. Das Schießpulver schmeckt so sauer, das haut dir sonst die Därme weg. Erst den zweiten Schluck trinkst du.«
Gustav nickte und dann war es soweit.
Anlegen, Augen schließen, damit das Zündfeuer einen nicht blendet, absetzen, nachladen … das Ganze von vorne.
Dann einen Schritt zurück und die zweite Reihe vortreten lassen. Plötzlich roch aus durch den sauren Pulverdampf etwas stark nach frischem Kuhfladen.
Ich sah zur Seite, während ich meinen Mund ausspülte. Gustav sah unglücklich aus. Er hatte sich bei der ganzen Knallerei in die Hosen gemacht.
Ich nickte ihm lächelnd zu.
»Das ist mir auch schon passiert.«
»Ich will nicht mit zugeschissenen Hosen sterben« sagte er so leise, dass ich ihn beinahe nicht verstand. Zuerst wollte ich ihm sagen, dass wir alle mit eingenässten Hosen sterben würden, wenn es soweit wäre. Dann ließ ich es.
Der Kleine hatte schon genug mit sich zu kämpfen und wir wurden wieder in die vorderste Reihe befohlen.
Wir schafften es die Preußen in Unordnung zu schießen. Erste Verluste trafen die stahlharten Burschen.
Wir rückten nach und im harten Kampf Mann gegen Mann schafften wir es, die Preußen zu vertreiben. Ihr Regiment stob auseinander und war für diese Schlacht nicht mehr zu gebrauchen. Die Fliehenden würden von Offizieren eingesammelt und anderen Regimentern zugeteilt werden.


Danach zogen wir uns zurück um eine Ruhepause zu haben. Wir sollten die Straße halten. Unser Kommandeur fand lobende Worte für unseren Mut und schritt die Linie ab.

Dann rückten auch schon die Braunschweiger Jäger vor und neben ihnen ein weiteres Regiment Preußen. Teufel auch, die schossen so gut, dass wir diesmal in Unruhe gerieten!

Dann griffen die Preußen an, wollten Rache für ihre Kameraden …

… und dann starb unser Kommandeuer. Wir lösten unsere Linie auf und flohen. Gaston blieb neben mir.
Gustav habe ich nicht mehr gesehen

Hinter uns stürmten die Preußen wie wilde Eber in die Kameraden der letzten Einheit an der Straße.

Der Kampflärm war ohrenbetäubend und die Kameraden gerieten in Panik!

Dann lösten auch sie sich auf und rannten hinbter uns auch um ihr Leben. Die Preußen waren ihrerseits zu erschöpft, um laut zu jubeln.

Wir hörten dass die Männer von Kleve-Berg und Westphalié in das Karre gehen mussten, als die Braunschweiger Husaren sie angriffen!

Aber der Happen war zu groß für die schwarzen Reiter. Geschlagen mussten sie sich zurückziehen.

Während wir auf die anderen, noch kampffähigen Regimenter verteilt wurden, stürmten unsere Voltigeuere vor. Zusammen mit der 8emé schossen sie die erschöpften Preußen auf der Straße zusammen. Ihre dichten Reihen gerieten in Unordnung.
Gut so!
Rache für Gustav!

Dann donnerte und bebte die Erde unter unseren Füßen! Die berittenen Jäger stürmten auf die Preußen ein. Pferde wieherten, Stahl traf auf Stahl, Männer brüllten ihre Kampfrufe und ächzten unter der Wucht des Angriffs

Schwer geschlagen mussten sich die Preußen zurückziehen. Auch ihr Brigadekommandeur hatte was abbekommen

Die Jäger hielten sich zurück und beobachteten die Straße. Ein beruhigendes Gefühl, die Kavallerie neben sich zu wissen. Aus dem Nebel des Pulverdampfes wankte eine Gestalt auf uns zu.
Gustav!
Bleich wie eine frisch getünchte Wand, aber unverletzt.
Der Kaiser hatte seine Hand schützend über eines seiner jüngsten Kinder gehalten.

Plötzlich drang Musketenfeuer aus dem Gasthof! Die Jäger, die entspannt abgewartet hatten gerieten in Unordnung, als ihre Pferde erschrocken scheuten.

Aber schnell stellten sie ihre alte Ordnung wieder her und starrten stolz auf das Gebäude, neue Befehle abwartend

Dann befand unser Kaiser, dass es an der Zeit sei, erste Reserven auf das Feld zu holen! Kürassiere und Dragoner trabten stolz zur Frontlinie und verstärkten das Zentrum


Weitere Braunschweiger Jäger schlossen auf und unsere Kameraden an der linken Flanke gerieten in Unordnung. Aber wir hielten unsere Seite der Straße. Im Feld stehend warteten wir auf den nächsten Befehl. Gustav schaffte es in der leichten Unruhe unbeobachtet neben mich.
»Du lebst«, sagte ich. Eine tolle Feststellung.
»Ja. Aber meine Hosen sind schwer wie Blei und stinken wie ein alter Schweinestall.«
»Ich dachte, du hättest sie eben gewechselt?«
Ein klägliches Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Hätte ich gerne. Aber so wollte mich keiner in seiner Nähe haben.«
Stimmen wurden laut. Die Unteroffiziere machten sich bereit und ich wurde ernst.
»Bleib bei mir und Gaston. Halte dich an uns.«
Ich hoffte, meine Worte würden männlich und ehrlich klingen, obwohl sie sich weibisch und weich in meinem Mund anfühlten.
Das war Runde 2 des großen Spiels. Runde 3 habe ich noch nicht begonnen, aber sobald sie ausgespielt ist, geht es hier mit dem Bericht weiter.
Bis dahin habt (hoffentlich) Spaß mit diesem Teilbericht, spielt, malt und bastelt an euren Projekten und bleibt gesund