Wenn man den Film auch als großen Etikettenschwindel bezeichnen muss, denn es kommt kein einziger französischer Husar vor, kann man doch erkennen, warum er in den 1950ern so einschlug und warum er insbesondere für Fans von Imaginations die perfekte Vorlage sein müsste.
"Fanfan, la tulipe" / "Fanfan, der Husar"
F 1952
Regie: Christian-Jaque
Darsteller: Gérard Philippe, Gina Lollobrigida, Marcel Herrand, Geniève Page
Handlung: Frankreich befindet sich in einem imaginären Krieg*. Fanfan landet auf der Flucht vor Landleuten, die ihn mit einem Mädchen verheiraten wollen in der französischen Armee. Der feige Werbesergent hat eine hübsche Tochter, die ihm eine glänzende Zukunft prophezeit. In dieser Vorhersage wird Fanfan noch bestärkt, als er zufällig den Weg der Madame de Pompadour kreuzt, die ohne Eskorte zusammen mit Prinzessin Henriette von Frankreich (sic!) von Räubern überfallen wird. Die Mätresse des Königs zeichnet ihn aus. Doch das nutzt nichts. Er muss im Regiment Aquitaine (von dem man so eigentlich nicht erfährt, ob es Kavallerie oder Infanterie sein soll und das sowas wie die Gardeuniform oder die Uniform von Royal Suédois trägt???) den Drill über sich ergehen lassen und landet wegen seiner Widerspenstigkeit sogleich im Karzer. Nun soll es aber gegen den "Feind" gehen (eine Art Imagination mit fantasievoller Fahne und Truppen, die wie Husaren-Grenadiere aussehen - alle Waffengattungen). Unweit des Schlosses mit dem Hauptquartier des Königs und des Maréchal d'Estrées befindet sich das Lager von Fanfans Regiment (das von einem Hauptmann kommandiert wird). Die Gelegenheit ist zu günstig und Fanfan steigt völlig besoffen zusammen mit einem Spießgesellen im Schloss ein, um sich der Prinzessin zu nähern. Er wird ergriffen und vom König zum Tode verurteilt. Nach der missglückten Hinrichtung muss Fanfan einige Abenteuer bestehen, um Adeline, seine Wahrsagerin, aus den Fängen des Königs zu befreien und obendrein nebenbei die gegnerische Armee des Maréchal de Brandenbourg zur Kapitulation zu zwingen.
Der ganze Film ist natürlich eine überspielte Farce. Er bemüht sich inhaltlich um einen Balanceakt zwischen sarkastischen Tönen gegen Monarchie und angeblichen aristokratischen Gepflogenheiten (letztlich sind alle Offiziere und Adlige hier Karikaturen) und Verniedlichung des Krieges - nichts kann den Helden stoppen und es wird auch nicht ehrlich über die Toten, die es nebenbei gibt ein Gedanke verschwendet. Für die Entstehungszeit waren die Stunts und der Rythmus des Films sicherlich fulminant. Wie sich die Sehgewohnheiten ändern stellte ich allein schon daran fest wie langweilig meine Kinder den Film fanden. Entsprechend ist auch das regelrecht sklavisch getreue Remake aus den frühen 2000ern gefloppt. Was damals schmissig war, mutet heute einfach behäbig an und Penélope Cruz ist auch bei offensichtlich stark von der Vorlage inspirerierten Kostümen noch lange nicht Gina Lollobrigida 1952.
Wenn man damit klarkommt, dass die Handlung natürlich astreiner Nonsense ist und eher an ein Märchen mit ein paar historischen Figuren (bzw. deren Namen) wie Louis XV, d'Estrées, Lebel und der Pompadour erinnert, dann kann dem Mantel-und-Degen-Fan der Streifen m.E. noch immer Spaß machen. Mir gefiel besonders das Minenspiel von Roquevert und Bernardi. Es ist eben gutes altes französisches Kino und der Film war 1952 ein Riesenhit.
Ich war froh diesen Klassiker Ende Dezember (live!) auf Arte gesehen zu haben. Der war dann nämlich auch nicht anschließend in der Mediathek!
Darsteller ****
Bilder**
Story ***
Fechtszenen ***
* In Motiven ist wohl erkennbar, dass es der Österreichische Erbfolgekrieg sein soll, aber dagegen spricht auch wiederum zu vieles wie die Aussage am Anfang, er habe bereits 7 Jahre gedauert.