Meinst du mit Munitionskästen die abnehmbaren Lafettenkästen? Da muss ich dich auch ein wenig enttäuschen. Diese Kästen wurden nicht auf der Lafette gelassen, aber auch nicht auf den Boden gestellt, sondern auf die Protze gepackt, wo sie genau in den Zwischenraum hinter der Achse passten. Beim Bewegen des Geschützes mit den Pferden störte das nicht, denn das wurde nach dem ersten Abprotzen mit dem Langtau gemacht, das Protze und Kanone verband, ohne dass man erst aufwendig aufprotzen musste. Der Lafettenschwanz schliff dann eben ein wenig auf dem Boden, er konnte aber leicht mit den Richtbäumen angehoben werden, die auch mit zum Lenken dienten. Währenddessen blieb der Lafettenkasten auf der Protze, so dass der auch nicht so leicht verloren gehen konnte. Später hat man dann gleich mit Kastenprotzen experimentiert, denn das hier erläuterte Verfahren mit den Gribeauvalgeschützen war doch recht antiquiert. Bei den Zvezdaprotzen passt der Lafettenkasten übrigens sehr gut in den Zwischenraum auf der Protze.
Die Variante mit dem auf den Boden gestellten Lafettenkasten wurde vermutlich noch in der Zeit praktiziert, als die Fahrer noch keine Soldaten waren, ist also fürs Kaiserreich weitgehend irrelevant.
Da wir gerade beim Thema sind, in anderen Armeen, die sowohl Kastenprotzen als auch Lafettenkästen hatten, wurden diese sehr wohl auf den Boden gestellt. Bei den russischen leichten Geschützen gehörten sie z.B. 2 m neben das linke Rad. Man muss hier aber auch die Funktion dieser Kästen unterscheiden. Während sie bei den französischen Geschützen praktisch den Protzkasten ersetzten, der als Zwischendepot für den Munitionsfluss dienen konnte, brauchte man sie bei den Russen eher als Behälter für Notfallkartätschen, die in Feuerstellung immer sofort griffbereit beim Lader standen. Die alten Kanoniere waren nicht blöd, die wussten sich schon zu helfen.
Grüße
Gunter