"L'Épervier"
F 2010
Regie: Stéphane Clavier
Ich hatte nun Gelegenheit die ganze Serie zuende zu sehen. Die letzten 2-3 Folgen waren deutlich langweiliger und inhaltlich auch unglaubwürdiger. Wie weit kann denn bitte Vergebung gehen? Überhaupt fand ich da den Stand der Justiz in Frankreich im Ancien Régime doch etwas arg eigenwillig dargestellt. Natürlich ist das Bild des korrupten und eigennützigen Procurateur du Roi nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber auch damals wäre z.B. wegen dem Mord an Soldaten ermittelt worden und daher scheint mancher Freispruch hier in der Serie ziemlich fragwürdig.
Leider kommen am Ende auch keine Uniformen mehr vor. Da mir keine Stich- und Hiebfeste Datierung der Handlung vorgekommen ist, möchte ich insbesondere Fans der franz. Armee dieser Zeit nicht meine Überlegungen vorenthalten. Denn ich kenne keinen neueren französischen Film, wo man soviele Uniformierte für diese Epoche sieht.
Man sieht 3 verschiedene Uniformen. Prinzipiell kann man bei einer historischen Verortung nutzen, dass der Korsar ja scheinbar durchweg Beschäftigung hat - ergo Frankreich gegen irgendwelche gegnerischen Mächte im Krieg sein müsste. Leider kommen dennoch weder englische noch andere Kriegs- oder Handelsschiffe dezidiert vor. Es wird darüber gesprochen und mal eines gesichtet. Durch die Bündniskonstellationen in der 1. Hälfte des 18. Jh. bis 1763 kommt als Gegner vorrangig England in Betracht.
Was an den Uniformen auffällig ist, ist die Ausstattung. Das heißt, dass die Linieninfanteristen in den hellgrauen Uniformen die Patronentasche mit dem Degen am selben Wehrgehänge um den Leib tragen. Das war in den 1740ern nicht mehr so üblich und von daher wäre eine Datierung in die 1730er plausibel. Zu der Zeit wurden wie es im Spanischen Erbfolgekrieg aufkam die Patronentaschen vorne über dem Bauch getragen. Allerdings haben die Soldaten hier in der Serie dieselben hinten. Die Musketen scheinen durchweg die stimmigen Versionen von 1717 bzw. 1728 zu sein. Außer Patronentasche, Bandelier und Degenscheide mit Degen haben die Soldaten keine weiteren Ausrüstungsstücke am Mann, was allerdings schlüssig ist, da es sich ja offenbar durchweg um Garnisonstruppen von Brest handeln soll, die also keine Wasserflasche oder keine Tornister gebraucht hätten. Ein kleines Pulverfläschlein wäre bei früheren Füsilieren allerdings noch glaubhaft gewesen. Die Hüte haben keine Kokarden, aber eine funktionslose "Fake"litze an der Stelle, wo die Weiße (entsprechend Gudenus) oder Schwarze Kokarde angebracht wäre - Kokarden waren im 18.Jh. bereits ein elementarer Bestandteil der Uniform und ihr Fehlen von daher nicht plausibel.
Hier meine Beobachtungen zu den 3 gezeigten Uniformen:
1. Graue Uniform mit blauen Aufschlägen, dazu weiße Borte am Hut und weiße Litzen als Verzierung in Form von Knopflocheinfassungen auf den Aufschlägen bei Korporälen oder ohne bei Mannschaften. Dieser Stil würde zum Regiment Royal Marine passen wie eine Mannschaft von Gudenus 1735 abgebildet wurde.
Dazu würde passen, dass das Regiment in den 1730ern tatsächlich in Brest stationiert war.
2. Blaue Uniform mit weißen Aufschlägen mit weißen Litzen auf der Vorderseite. Die Uniformen tauchen nicht ganz so häufig auf. Es könnte sich um ein Deutsches Fremdregiment (Infanterie) handeln, auch wenn die Träger nicht etwa dadurch dass sie Deutsch sprächen als Deutsche charakterisiert worden sind.
3. Blaue Uniformen mit roten Aufschlägen. Diese Uniform hat einen ungewöhnlichen roten (Steh-)Kragen und wie auch die anderen Uniformen keine Rabatten. Teilweise sieht man dazu rote Westen mit weißen Knopflocheinfassungen oder gar weiße Knopflocheinfassungen von Litzen auf dem Rockvorderteil. Die Soldaten mit der Uniform werden hier auch aufgesessen eingesetzt und obendrein mal als "cavaliers" also Reiter bezeichnet. Es könnte sich auch um sowas wie die Volontaires Royaux handeln, da die leichten Truppen oftmals auch als Kavallerie verwendet wurden bzw. als eine Art Légion gleich/ähnlich uniformierte Reiter und Infanteristen umfassten.
Wenn man mal ein bisschen googelt findet man Bilder des gleichnamigen Comics, welche verdeutlichen, dass der Künstler offenbar bei der Kleidung, Landschaft und Festung ziemlich viel recherchiert hat. Die Handlung der Comics ist offensichtlich deutlich anders und bringt den Protagonisten auch in eine Beziehung z.B. zum Marineminister Maurepas unter Louis XV von dem er einen konkreten Auftrag erhält.