Oh, endlich mal wieder eine sehr schöne, interessante und tiefgehende Diskussion. Dann sage ich mal herzlichen Dank und Glückwunsch an die Podcast-Herren!
Generell muss man sagen: wieder gute Arbeit und ihr steigert euch. Im Vergleich zur ersten Ausgabe habt ihr viel viel gezielter und souveräner durch das Programm geführt ohne allzusehr abzuschweifen. Große Klasse, das. Themen waren wieder interessant und abwechslungsreich gewählt.
Freut mich, dass unser Spiel auf dem Muroco Erwähnung gefunden hat, das Regelwerk hieß übrigens \"Crossfire\". Da ich aber einige Hausregeln angereichert habe, können wir euch zu ehren diese Variante gern in \"Behind Offenbach\" umbenennen.

Können wir auch gern mal wiederholen.
Zur Kerndiskussion: Mir kam es beim Anhören auch etwas zu \"oberflächlich\" bzw nicht umfangreich betrachtet vor, wenn man allerdings anfängt im Geist selbst mitzudiskutieren merkt man sehr schnell, wie umfangreich das Thema ist und von wievielen Seiten man es beleuchten kann. Das sieht man ja auch an der Forendiskussion die hier ausgelöst wurde. Interessant ist beispielsweise aber auch der Vergleich gerade zum Thema 2. Weltkrieg mit der Spielerszene im Ausland. Hier scheinen doch generell wesentlich weniger moralische Bedenken zu herrschen als bei uns, warum dürfte jedem klar sein. D.h. hier ist die moralische Frage stark durch die nationale Vergangenheit geprägt, die Engländer oder gar Amis haben ja wenig bis garkeine Hemmungen mit dem Thema Waffen-XX z.B.
Ein anderes Thema was häufig die Gemüter in zwei Lager teilt sind neben dem 2. Weltkrieg noch modernere bzw aktuell stattfindende Konflikte wie Irak, Afghanistan. Hier ist sind die Streitpunkte nämlich schon wieder andere als beim WW2. Ich persönlich habe beispielsweise weniger \"Bedenken\" bei WW2 als bei einem Afghanistan-Setting, und ich weiss auch, dass es eingen anderen Leuten im Hobby da ähnlich geht.
Psychologie im Bezug auf Geschlechter ist auch ein riesen Faktor bei dem Thema \"Faszination\" für Kriegsspielzeug usw. Da muss ganz klar erwähnt werden: Krieg und \"Kampf\" ist eigentlich ein komplett männliches Thema, weshalb unser Hobby natürlich auch durch Männer dominiert wird. Moralische Einwände kommen auch zu einem höheren Anteil von Frauen, sofern sie das Hobby nicht sowieso schon total albern und kindisch finden. Mädchen teilen im Kindesalter in der Regel Null Faszination an Panzern, Gewehren und Soldaten. Da ist ein Ritter noch das höchste der Gefühle weil der könnte ja auch ein Prinz sein und mit der Prinzessin reden oder tanzen wollen... ;(
Ein anderer und vielleicht der interessanteste Punkt bei dem ganzen ist aber wie ich finde, der \"Kontakt\" mit dem Nicht-Hobbyisten der die Moralkeule schwingt, die natürlich beim Thema WW2 und Afghanistan besonders groß und dick ist, und gern noch einen rostigen Nagel drin hat. Immerwieder muss z.B. der gute Frank Bauer in einem Zeitungsinterview beteuern, dass er kein Militarist, Gewalttäter oder politischer Funktionär ist.
Und ich bin sicher, jedem von euch wurden schon komische Fragen gestellt oder Blicke zugeworfen. Mein markantestes Erlebnis war folgendes:
Vor ein paar Jahren habe ich im Laden in Heidelberg ein WW2-Spiel gemacht. Irgendwann kam eine typische Westadt-Mutti (die Heidelberger Westadt ist ein eher schickes Viertel indem, wie böse Zungen behaupten, überwiegend Psychologen und deren Kundschaft leben, sowie deren Familien), sie wollte für ihren Kleinen irgendwelche Warhammer/Yugi-O/Magic/-WeissderGeier-Sachen kaufen. Hat sich generell ganz interessiert umgeschaut, Fragen zu diesem seltsamen Hobby gestellt und dann natürlich auch uns beide \"älteren\" Spieler bemerkt. Als sie erfahren hat, dass wir da 2. Weltkrieg spielen (war in 6mm, daher nicht sofort auf den ersten Blick ersichtlich) ist ihr ein wenig die Farbe aus dem Gesicht entwichen und dann kam eine Frage, die ich bis heute sehr gut im Gedächtnis behalten habe, und die ich einerseits erstaunlich, andereseits aber auch irgendwie charakteristisch für das Thema \"Kontakt zur Aussenwelt\" finde, Achtung:
\"Und wie rechtfertigen Sie das?\"
Natürlich hab ich ihr dann ausführlich erklärt, dass wir da keinerlei ideologische Ziele verfolgen oder Ideen teilen, dass wir das nur als taktische Simulation sehen, als Spiel, dass wir das nicht jüngeren Kindern schmackhaft machen wollen, usw. Interessant fand ich aber ihre Reaktion und vor allem diese Formulierung oben. Bei manchen Leuten, und ich denke sie war ein Prototyp dafür, stößt das Thema im Hobby auf totales Unverständnis bis kurz vorm Entsetzen. Ich bin persönlich aber auch der Meinung, dass gerade diese Leute mit hoher Wahrscheinlichkeit oft dieses im Podcast und hier angesprochene \"gefährliche, fundierte Halbwissen\" haben, und sich nicht bewußt sind, dass wir uns um ein vielfaches mehr mit der Materie auseinandergesetzt haben, als sie mit ihren paar Einheiten Geschichtsunterricht zum Thema und den allgemein ablehnenden gesellschaftlichen Ablehnungsmantras gegenüber dem Thema zweiter Weltkrieg bzw Krieg im allgemeinen.
Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen
Und ich finde Fakt ist: Kaum etwas hat unsere Vergangenheit so geprägt wie die Kriege, weil es sie immer gab und immernoch gibt. Mittlerweile wird viel \"Kampf\" nicht mehr mit Waffengewalt sondern mir finanzieller Gewalt ausgeübt, aber letztendlich wird sich die Menschheit doch immer irgendwie gegenseitig bekriegen... Nix mir Weltfrieden leider.