Wenn ich mir so den Verlauf vieler Schlachten anschaue (Camposanto, Chotusitz und weitere), dann hat die Kavallerie schon sehr oft die Kämpfe unter sich ausgetragen. Ob dies dem Gesamtkonzept aber entsprach, kann ich mir nicht vorstellen. Ähnlich wie schon im Engl. Bürgerkrieg bei Naseby (Prinz Ruperts Erfolg auf seinem Flügel mit der Kavallerie) führte die Vernichtung eines gegnerischen Kav.flügels oftmals einzig dazu, dass die erfolgreiche Kavallerie sich auf der Verfolgung zerstreute. Im Fall von Chotusitz geriet ein Flügel der preußischen Kavallerie sogar in den Rücken der österr. Infanterie, musste aber, so isoliert wie sie war, den Weg zurück suchen.
Bei dem Verbreitern der Linie der Kavallerie muss man aber bedenken - wie Tattergreis es schon richtig anführte, dass in der Lineartaktik ja nicht ein Regiment allein stand, sondern sich immer wieder ein weiteres an das eine Regiment anschloss. Eine frontale Attacke war also schwierig. Wenn es schien, als ob die gegnerische Kavallerie der eigenen Inf. in die Flanke fallen könne, hat man offensichtlich auch Battailone dazu abgestellt, die Flanke zu decken.
Wenn wir uns die Taktik der Napoleonischen Kriege allerdings anschauen, ist es ja auch seltener so, dass die gesamte Armee einer Seite wie die Preußen und Österreicher bei Mollwitz und anderswo in einer Linie aufgestellt waren, sondern dass man oftmals mit voneinander getrennt operierenden Kolonnen (gibt es aber auch schon teilw. am Ende des Siebenjährigen Krieges wie bei Freiberg 1762) zu tun haben - bspw. Korps. Zwischen diesen Kolonnen gibt es immer wieder größere Intervalle. Da sehe ich einen Hauptgrund für die zunehmende Bedeutung der Karrees abgesehen von der geringeren Professionalisierung der Soldaten. Zu Letzterem: zumindest idealerweise wurden große Heere auch im Frieden erhalten, die bei großen Manövern (besonders bekannt sind mir diese bei Friedrich II.) regelmäßig taktische Übungen ablegten.
Betrachten wir jetzt die Koalitionskriege, so haben wir zumindest im Falle Frankreichs am Anfang ein recht kleines Heer, das durch Emigration vieler Offizierskader noch mehr an erfahrenen Elementen verlor. Einige wenige Profis und viele, viele ungeübte Freiwillige. Die Erfahrung wurde auf dem Feldzug gewonnen, geübt auf dem Weg dorthin, so gut es ging.